Besserwisser

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Beitragvon Seegras am Mi 12 Jul, 2006 12:32

Isteuch auch schon mal irgend so ein Besserwisser über den Weg gelaufen, der -- obwohl er garantiert nicht eure Periode darstellt, wenn er denn überhaupt sowas tut -- irgendwas besser wissen muss, wider jeglichen Beleg, ins Gesicht von Leuten die genau diese Periode darstellen?

- "Die hatten im Mittelalter noch keine Linken und Rechten Schuhe". Und natürlich habe ich welche an. Nur weil im 19Jh so Zeugs gemacht wurde heisst das noch lange nichts.

- "Messer im Mittelalter waren nie von den Seiten genietet, sondern durchgesteckt". Schön, im 13Jh war das so, aber im 15Jh. war die mehrheit schon mit zwei Platten links und rechts und Nieten von beiden Seiten.

- "Deine Kleidung ist 1530". Und insistiert auch noch darauf. Nein, meine Kleidung ist durchaus 1470er, aber der Alamane oder was das war weis es ja besser.

Naja, ist mir irgendwie wieder in den Sinn gekommen, nachdem ich nun eben besagt Schuhe habe von denen es kein Rechts & Links gibt.
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Beitragvon schlumpf am Mi 12 Jul, 2006 13:28

Die musst/kannst du nur mit Humor nehmen (obwohl solche Leute schon extrem nerven können), denn bei dehnen kannst du meist nicht normal diskutieren.

Ich hatte z.B. letztes Jahr ein Fall, bei der eine Besucherin (die übrigens ein Buch zum Thema Ernährung schreibt) die steif und fest behauptete, dass die Römer alle Vegetarier gewesen sind. #-o Klar die Römer haben Puls (Getreidebrei) als Hauptnarung, resp.Grundbasis sehr viel gegessen, aber sie waren gegenüber einem Stück Fleisch auch nicht abgeneigt gewesen (abgesehen von den überlieferten Rezepten mit Fleisch, den archäologischen Funden von Räucherkammern, Wurstereien, Schlachtabfällen, ect., ect.)

Also, Kopf einziehen und durch... ](*,) ](*,) ](*,) ](*,)
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Beitragvon troupier suisse am Mi 12 Jul, 2006 13:54

Solche Diskussionen kann man nie gewinnen, weil derjenige der sie beginnt nicht seinen Horizont erweitern will, sondern meistens drauf aus ist sich selbst zu produzieren oder andere als inkompetent hinzustellen.

Da ist es das beste wenn man die Augsbrauen hochzieht, für den Hinweis und die wertvolle Erkenntnis dankt die man durch dieses Feedback gewonnen habe, und dass man dies demnächst mit einem Fachmann der historischen Studiensammlung XY genauer erörtern werde, der in Zusammenarbeit mit zwei Fachleuten der Uni YX dabei geholfen habe die ganze Impression zusammenzustellen die man hier präsentiere. Dann frage man den Besserwisser nach seinen konkreten Quellen, weil man diese, bitteschön, benötige um die neuen Fakten zu prüfen.
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Beitragvon Hagelhans am Mi 12 Jul, 2006 15:49

ochherjeh!
Wen ich aan all die asgemachten Schwertkenner denke, die mir schon über den Weg gerollt sind... [-o<

"Dieses Schwert ist zu leicht!"
(Ja, meine Schaukampfwaffen sind insoweit nicht von autentischem Gewicht, da sie sicherheitsbedingt eine Schlagkante von mindestens 2,5-3mm aufweisen anstelle einer Schneide. Das heist, sie sind doch einige gramm schwerer als echte Waffen.)
trotzdem meint Besserwisser darauf: "mein Conanschwert wiegt 5 Kilo. Dass ist ein richtiges Schwert."
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Beitragvon troupier suisse am Mi 12 Jul, 2006 16:53

Ach ja, die Fantasy- und Moviefraktion mit ihren Fabelschwertern. Ich kannte einmal einen der wohl die ganze Serie besass, vom Schwert Robin Hoods, über jenes von Braveheart bis zum sagenhaften Excalibur. Alle seien seiner Aussage gemäss getreue Repliken der "Originale" gewesen. Dann zeigte ich ihm einmal mit meinem 1852er Dragoner-Säbel, wie biegsam eine anständige Blankwaffeklinge zu sein hatte. Er versuchte dasselbe mit Robin Hoods Hauseisen und es brach mit einem hellen scharfen Misston. Ich habe mich beinahe benässt vor Lachen, danach wurde ich davongejagt, weil ich nichts von Schwertern verstünde.
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Beitragvon Napoleon am Mi 12 Jul, 2006 17:23

Na, ich glaube das kennen wir alle.

Gern gehörtes ist auch immer;
- Das gab es zu unserer Zeit aber nicht!
- So wurde das aber nicht getragen!

Wenn man alle denen die es immer besser wissen gleich ein Bild zeigen wollte oder sonst was, müsste man wahrscheinlich einen LKW mitnehmen, für die Literatur.

Aber es kommt leider auch nicht immer aus den Reihen von Leuten die nicht aus der Szene sind.
Das ganze wird dann als "unseriöse Geschichtsdarstellung" betitelt.

Ich für meinen Teil lass die mal reden und höre mir das ganze an, denn auf den richtigen Weg führen will ich die ja nicht, wenn sie von sich so überzeugt sind. Man will ja niemnad zu seinem Glück zwingen. :-$
Jeder Erfolg, den man erzielt, schafft uns einen Feind. Man muß mittelmäßig sein, wenn man beliebt sein will.
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Beitragvon Hagelhans am Mi 12 Jul, 2006 22:04

Sehr allerwertest sind im Mittelalter auch noch die Karfunkelallweisen.
Oft weiss man schon nach zwei Sätzen von ihnen, welchem Artikel aus dem Mittelalter-Blick (Karfunkel) sie afgesessen sind und welchen Fehler der Redaktion sie so eisern verteidigen möchten. Quellen wie "Interdisziplinäre Beiträge zur Mittelalterforschung Band Xy" sind für diese niemals von Relevanz. Richtig ist, was In Extremo oder Corvus Corax derzeit gerade als Bünenkostüm trägt.

Eine ganz arge Type ist der Schulbuch 1939 Patriot. Laut ihm waren alle Schweizer arme, in grobes Sackleinen gehüllte Bauern mit Hellebarden der sich wehemment gegen alles was von entet dem Rhein kahm erwehrte.
Jeder der etwas anderes behaubtet ist für die Heimat gefährlicher Kommunistennazi.
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Beitragvon Hoover am Do 13 Jul, 2006 04:56

Richtig ist, was In Extremo oder Corvus Corax derzeit gerade als Bünenkostüm trägt.


He, ich höre auch In Extremo (aber zur Unterhaltung, ich weiß, dass es nichts bis sehr wenig mit dem Mittelalter zu tun hat) :-({|=

Aber das Problem kenne ich auch, von allen Bereichen meiner Hobbys. Ob es beim Modellbau ist, wo ein "Sachverständiger" die Radnaben an meinem Spähwagenmodell kritisiert (und sich später herausstellt, dass der Superwisser selber keine Modelle baut), der Zuschauer, der bemängelt, dass der Gurtkasten auf meinem Display von der Bundeswehr sien soll (obwohl patronenkasten 41 eingepsägt ist) oder der Veteran, der meint, die Fliegerbluse wurde immer ohne Abzeichen getragen (und die 1000 Fotos vom Gegenteil nur Ausnahmen sind).

Da hilft nur eines: Lächeln und vergessen. Diskussioen sind eh sinnlos.
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Beitragvon troupier suisse am Do 13 Jul, 2006 06:46

Absolut korrekt, Hoover. Alle Argumente sind sind bei fanatischen Kritikern echt die biblischen Perlen die man vors Borstenvieh wirft. Man muss erkennen wenn eine Diskussion zwecklos ist, und darf nicht alles persönlich nehmen.

Ich bin keiner der alle Leute überzeugen will. Es macht mir nichts aus wenn mich jemand für inkompetent hält, denn ich weiss ja was ich an Recherche investiert habe. Ich erkläre gerne und zeige meine Quellen auf, aber wenn jemand partout meine Darstellung madig machen will, mag er tun wie ihm beliebt.

Das Problem liegt darin dass ein Berufskritiker vor einem Display dazu neigt seine Kritik, so unangebracht sie auch sein mag, schon mal gerne vor Publikum vorzutragen. Der Versuch ein Detail mit ihm zu erörtern ist fruchtlos, denn wer sich vor Zuschauern mit irgendwelchen Behauptungen in Szene setzen will, hat bestimmt nicht die Absicht sich diesen Auftritt mit einem Rückzieher zu versauen.

Dann merke ich meist plötzlich und unerwartet, dass es ja schon so spät sei, und ich mit zwei Kameraden noch die Fasskessel holen müsse, und es mir ein Vergnügen gewesen sei mit ihm zu plaudern, und tschüss.
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Beitragvon Guisan am Do 13 Jul, 2006 07:40

Der mit der Frau wo sagte die Römer seien Vegetarier gewesen gefällt mir. lol
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