Minaret-Verbot durchs Auge der Geschichte

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Re: Minaret-Verbot durchs Auge der Geschichte

Beitragvon troupier suisse am Mi 02 Dez, 2009 08:34

Nicht zu vergessen, kein militärisches Brimborum mit Tambouren ohne den Tugh - den rituellen Taktstock des Tambourmajors. Dieser kam als ein Symbol militärischer Autorität (zuweilen auch als Feldzeichen auftretend) aus dem osmanisch-mongolischem Kulturraum nach Westeuropa. Er war geschmückt mit einem glänzenden Metallknauf und mit Pferdeschweif versehen. Eine Legende besagt, dass ein mit provisorisch mit Pferdeschweif versehener Speer eine im Kampf verlorene Fahne im osamanischen Heer ersetzen musste. Jedenfalls gelangte er, vermutlich während der Türkenkriege als modisches Objekt in den Westen und wurde dort in abgewandelter Form von den Tambourmajoren übernommen. Noch heute sieht man jeweils an der Fasnacht in Basel ziemlich viele von diesen ehedem türkischen Machtsymbolen in den Gassen:

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Re: Minaret-Verbot durchs Auge der Geschichte

Beitragvon petgerm am Mi 02 Dez, 2009 12:12

Was mich ein bisserle bei der Diskussion wundert, ist die Gleichsetzung Islam-arabischer/türkischer Kulturraum. Das würde bedingen, daß die ganze dortige Kultur nur von der Religion beeinflusst und bedingt wurde....
Nun zu etwas anderen, einerseits bewundere ich ja den Mut der Schweizer (wer auch immer da zugestimmt hat...), eine dermassen unpopuläre Entscheidung zu treffen (allein sowas zur Entscheidung zu bringen). Das ist Demokratie im eigentlichen Sinne, :smt063 die Mehrheit (im theoretischen Fall 50%+1) entscheidet..ob es glücklich war, ist eine ganz andere Frage.
Da wird man als Deutscher ein bisschen neidisch, denn nun ist zwar auch bei uns die Demokratie als heilsbringende Wunderwaffe eingesetzt, bei evtl. nicht ganz unkritischen Meinungen ( je nach politischen Wind mal die der einen Richtung, mal die anderen Richtung) wird aber sogleich dieselbe Wundermedizin durch eine ebenfalls bitterschmeckende Holzhammerbehandlung Andersdenkender ersetzt. Siehe Kommunisten, Nationalsozialisten, Anarchisten. Nun bin ich zwar der Meinung, dass keine der Gruppierungen irgendeine Sympathie verdient, aber in einer gefestigten, demokratischen Gesellschaft, sollten auch "Andersmeinungen, Fehlmeinungen" ihren Platz haben können, ohne schädlichen Einfluß.
Nördlich der Alpen wird das etwas anders gesehen, da wird entweder Demokratie, oder wenn es nicht zieht, z.B. Antirassismus, oder noch spezieller Islamphobie als Totschlagargument angebracht, hier muß man sich nur die Diskussion um die (Münchner) Sendlinger Moschee ansehen, die in ihren Ausmassen nun wirklich diesen schönen Platz und die Kirche in den Schatten stellen würde und in dieser Form nicht dahingehört. Die Gegner wurden mit allen möglichen Argumenten bonbardiert, ihre Meinungen gar nicht angehört und damit auch nicht berücksichtigt, ernstgenommen wurden nur die immerfort in solchen Fällen auftauchenden Gutmenschenstimmen, die nur zustimmend waren. Glücklicherweise ist nun die Finanzierung gescheiter... =D>
Nebenbei, mein Schwager ist Moslem, ich habe viele islamische Freunde, ich stehe dieser Religion in keinster Weise feindlich gegenüber.
Wa sich sagen möchte, die Entscheidung mag bedenklich (oder gar falsch) sein, daß sie heutzutage überhaupt möglichist, sollte zumindest etwas froh und zuversichtlich stimmen

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Re: Minaret-Verbot durchs Auge der Geschichte

Beitragvon Hagelhans am Mi 02 Dez, 2009 14:54

Andrej Pfeiffer-Perkuhn hat geschrieben:
gijoe hat geschrieben: und schneidet ein paar Geschichten an die wir auch aus der Bibel kennen. Diese hat der Prophet auf seine Reisen von christlichen Predigern aufgeschnappt.


Äh, da habe ich doch eher meine Zweifel. Das alte Testament stammt ja nun aus der Gegend und gehörte in diese, was schriftliche Werke angeht, doch recht gebildeten Kultur zu den Klassikern. Es darf daher durchaus angenommen werden das diese "christlichen" Geschichten eher Teil des allgemeinen Wissenskanons waren oder sogar zur üblichen theologischen Überlieferung gehörten.


Wass wen das vermeindliche Volk Isrel die aus Ägypten vertriebenen Anhänger von Echntons Sonnenreligion wären die danach mangels Schriften in Vorderasien gäniges Wissen in ihre Heilslehre eingebaut haben? z.B. aus dem Gilgamesch-Epos.
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Re: Minaret-Verbot durchs Auge der Geschichte

Beitragvon gijoe am Mi 02 Dez, 2009 19:36

Wass wen das vermeindliche Volk Isrel die aus Ägypten vertriebenen Anhänger von Echntons Sonnenreligion wären die danach mangels Schriften in Vorderasien gäniges Wissen in ihre Heilslehre eingebaut haben? z.B. aus dem Gilgamesch-Epos

das Gilgamesch Epos ist die älteste bekannte religiöse Schrift , Teile daraus finden sich in späteren Werken wieder.
Man sieht die Monotheistischen Religionen aus einer ganz anderen Sicht wenn man sämtliche ihrer Schriften liest inklusive ihrer Ursprünge. Dann erkennt man die Zusammenhänge. Das ist jedoch Theorie, die meisten Schriften sind so uninteressant das es ein Zwang ist sie zu lesen und so glaubt man was der Prediger ruft oder die Presse einem weismachen will.
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Re: Minaret-Verbot durchs Auge der Geschichte

Beitragvon Seegras am Mi 02 Dez, 2009 19:50

Ich sehe das nicht als Siegeszug oder Niederlage der Demokratie, sondern an erster Stelle als Siegeszug der Propaganda.

Allein die Diskussion um "Etwas verbieten dass niemnd wirklich braucht oder will?" anstelle der Behandlung (oder auch nur Äusserung) relevanter Probleme die uns alle betreffen zeigt für mich weniger die Stärke oder Schwäche des politischen Systems "Demokratie" auf, sondern vor allem dass irgendwas in den Medien furchtbar kaputt ist.

Es ist ja schön dass wir über alles abstimmen _könnten_ -- vorausgesetzt es wird in den Medien überhaupt diskutiert und von den Leuten zur Kenntnis genommen.

Dutzende internationale Verträge werden hinterrücks einfach so angenommen, und ein Jahr später "müssen" dann unsere Gesetze angepasst werden weil ja da ein internationaler Vertrag ist, von dem wir weder wussten (weil die Protagonisten auch geachtet haben unbemerkt zu bleiben und der von den Medien tunlichst verschwiegen wurde), zu dem wir uns auch nicht äussern konnten, und der nun plötzlich geltendes Recht ändert.

Und die Akteure die am lautesten "Unabhängigkeit" schreien und betonen kein "Fremdes Recht" haben zu wollen... die haben zu eben diesen Verträgen Ja und Amen gesagt, wenn nicht gar ihre Parteifunktionäre diese Verträge ins Trockene gebracht haben. Währenddessen berichtet die Presse über Kampfhunde, oder die Stimmbürger dürfen Minarette verbieten. So geht das.

Beispiele?
http://de.wikipedia.org/wiki/Enfopol
http://en.wikipedia.org/wiki/World_Inte ... ght_Treaty
Sozusagen kein Wort in der Presse. Aber für beide Verträge musste die Schweiz (und die EU auch) US-Recht übernehmen. Und es gab es keine Abstimmung darüber.
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Re: Minaret-Verbot durchs Auge der Geschichte

Beitragvon Hagelhans am Sa 05 Dez, 2009 21:21

Im Jahre 1198 erlies Abu Yusuf, dss Juden einen spetiellen, spitzen Hut zu tragen haben.
Ab 1215 wurde diese Idee von uns übernommen.

bereits mitte des 9.Jh. gab es in der Islmischen Welt Kleidervorschriften die Chjristen und Juden von den Moslems unterscheidbar machten. Z.B. senfgelbne Umhänge.

Drf ich ddurch den Rückschluss ziehen, dass der gelbe Stern der Nazis seine Urquelle im Islam hat?
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Re: Minaret-Verbot durchs Auge der Geschichte

Beitragvon Brundelinchen am So 06 Dez, 2009 18:33

Au wei! Hagelhans, da könnte man "wunderbar" dran weiter rumphilosophieren..... da kommt man vom 100sten ins 1000ste...
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Re: Minaret-Verbot durchs Auge der Geschichte

Beitragvon Hagelhans am So 06 Dez, 2009 18:46

Dass war nur mal so ein kleioner Beitrag zum Thema: "Der Islam ist unglaublich tolerant und die Christen sind furchtbar intolerant."
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Re: Minaret-Verbot durchs Auge der Geschichte

Beitragvon Voltigeur am So 06 Dez, 2009 23:21

Irgendwie habe ich den Eindruck das hier unter einem Deckmantel immernoch über eine Wahl geschrieben wird.

Da ich grade in Deutschland bin kann ich nur sagen, die Deutschen hätte genauso gewählt, die Franzosen noch stärker, von den Italienern ganz zu schweigen.

Für mich ist das ergebnis der Wahl OK, das volk hat abgestimmt, ende fertig.

Alles andere danach, ist und bleibt nur Bla Bla und bald ist Fussball Weltmeisterschaft ( Schon wieder ) und wer fragt dann noch nach Minarets ?

Es ist und bleibt alles nur eine frage der Zeit, wenn morgen etwas interessanteres passiert ist das alles schon vergessen, die Presse braucht Aufhänger, Minarets werden langweilig.

Grüsse vom Voltigeur
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