Hallo Falcon
Das hier, scheinbar, so wenige Fragen zu Handwerk und Alltagskultur beantwortet werden liegt nicht daran das sie niemand beantworten könnte, sondern das sie noch niemand gestellt hat. Also nur her damit, irgend jemand wird Dir sicher weiterhelfen.
Nachdem ich ein paar Stunden hier verweilt habe und einiges nachgelesen habe, stellt sich mir die Frage:
Geht es hier fast ausschliesslich nur um Uniformen , Waffen und Krieger ?
Du scheinst hier von einer, wie in der modernen Gesellschaft (zum Glück) üblichen, Trennung von Zivil und Militärisch auszugehen. Dies scheint aber meiner Meinung nach „im Mittelalter“ so nicht gewesen zu sein. Die Übergänge waren fliessend und manchmal war es beides parallel.
Einige Beispiele:
Im Bayrischen Landfrieden von 1244 wurde reglementiert welche militärische Ausrüstung ein Bauer maximal besitzen durfte. Darunter waren auch so teure Stücke wie Eisenhüte und Kettenpanzerteile. Das hier reglementiert wird lässt vermuten das die Bauern gerne mehr besessen hätten.
Im Spätmittelalter war es Bürgerpflicht je nach Einkommen entsprechende militärische Ausrüstung zu besitzen. Im Homi war es zumindest üblich die Bürger einer Stadt zum Wachdienst auf der Mauer heranzuziehen.
Die Kleidung die der Niederadlige auf der Jagd trug scheint die gleiche zu sein wie die Abends im Feldlager oder Zuhause bei den täglichen Pflichten. Mir sind bis jetzt zumindest keine Unterschiede in den Miniaturen aufgefallen.
Gerade im Bereich Jagd und Krieg wurden teilweise die selbe Ausrüstung verwendet. Bei der Armbrust wurden meißt nur andere Bolzen verwendet, der Knebelspieß/Flügellanze zur Wildschweinjagd ist gleich gezeichnet wie der in der Schlacht.
Manchmal hilf es weiter, wenn man versucht nicht alles durch unsere neuzeitliche Brille zu betrachten. Da lösen sich dann auch einige Wiedersprüche auf.
Mich erstaunt nur der Widerspruch: Einerseits heisst es, Leder wurde mehr vom arbeitenden Volk benutzt z.B. für einen Schurz etc, andererseits soll es so kostbar gewesen sein, dass auch wohlhabende es nicht als Beinschutz benutzt haben sollen.
Einerseits war die Zunft der Gerber überall vertreten. Zaumzeug, Schildbespannungen, Sättel, Riemen , Schuhe, überall war Leder gegenwärtig, Andererseits , soll es so etwas spezielles gewesen sein?
Wenn man den enormen Schuhverschleiß und den Bedarf an Leder für andere, zum Beispiel auch die von Dir genannten, Gegenstände rechnet, dann bleibt warscheinlich nicht so viel Leder übrig, es gab ja noch keine Massentierhaltung. Wenn ich mich recht erinnere gibt es eine Aufzeichnung aus dem 13ten Jhd. , das einem Zimmermannsgesellen 7 Paar Schuhe im Jahr zur Bezahlung dazu zugeben waren, die wird dieser dann auch benötigt haben.
Zu Bruche und Beinlingen möchte ich Dir raten, es einfach mal auszuprobieren.Ich war vor einigen Jahren auch recht skeptisch aber jetzt finde ich sie ausgesprochen Bequem und Praktisch. Durch das herunterrollen, weglassen oder auch wieder hinzufügen der Beinlinge ist man jederzeit in der Lage die Klamotte schnell an die Witterung anzupassen.
Im Ausstellungskatalog zur „Manesse-Ausstellung“ von 1988 findet sich einiges zur Falkenjagd im späten Homi, darunter über 30 Miniaturmalereien von Falknern und einiges an Text, an Orginalen sind leider nur neuzeitliche Gegenstände drin. Ansonsten findesrt Du dort fast Alles was man für eine Darstellung so benötigt, Bilder aus Handschriften und Funde, auch sehr viele Alltagsgegenstände
„Codex Manesse; die grosse Heidelberger Liederhandschrift; Texte – Bilder – Sachen“ Verlag Edition Braus
Haben wir Dich in Wellenberg gesehen?
Grüße vom Bodensee