von troupier suisse am So 05 Nov, 2006 07:51
Soweit mir aus meinen zusammengelesenen Erkenntnissen noch bekannt, wurde die Verdunkelung auf Druck des Deutschen Reiches hin angeordnet. Aus Berlin kam die giftige Forderung, man möge den Leuchtturm Schweiz im rundherum finsteren Achseneuropa gefälligst ausdrehen, denn die hellen Städte dienen den Alliierten Bomberverbänden als Orierntierungspunkte für Angriffe auf Deutschland. Es hiess einfach, wenn die Schweiz wirklich neutral sei dann solle sie gefälligst nicht den Alliierten helfen, und schon drehte man bei uns die Lampen ab.
Interessant ist aber auch ein anderer Fall bezüglich Lufthoheit. Im Sommer 1940 drangen Maschinen der Luftwaffe mehrfach in den Schweizer Luftraum ein, mindestens einmal nachweislich in der Absicht den Kampf mit Schweizer Fliegern zu suchen. Mehrere deutsche Maschinen wurden dabei abgeschossen. Nach einer handvoll von Erfolgen gegen deutsche Flieger, liess Berlin politischen Druck auf die Schweiz ausüben. Inzwischen brach nämlich Frankreich zusammen und Italien trat in den Krieg ein - die Achse hatte die Schweiz umkreist.
Der deutsche Druck zeigte unter diesen Umständen bald Folgen. Bundesrat und Armeeführung waren sich einig, dass man keinen heissen Konflikt mit dem Deutschen Reich riskieren sollte. Deutschland brauchte nur einmal kurz die Kohlezufuhr zu drosseln, und schon spürte die Schweiz ihre Abhängigkeit und Hilflosigkeit.
Am 13.Juni 1940 ordnete General Guisan an, dass kein Alarm mehr gegeben werde bei kleinen (deutschen) Luftraumverletzungen. Am 20.Juni 1940 hob er den Neutralitätschutz im Luftraum förmlich auf, es gab keine Alarmpatrouillen mehr im Grenzgebiet. Internierte Piloten abgeschossener deutschen Maschinen durften nach Deutschland zurückkehren obwohl noch Krieg mit England herrschte. Also eine klare Verletzung der Neutralitätspflicht.
Die Krönung dürfte die Bereitschaft gewesen sein, Deutschland für alle Verluste der über Schweizer Gebiet ausgefochtenen Luftkämpfe zu entschädigen, ja sogar auf jeden Schadenersatz zu verzichten, der durch deutsche Bomben auf Schweizer Boden entstanden war. Man warf sich tief in den Staub vor den Deutschen im Sommer 1940.
Dazu noch ein Buchtip der nicht vergessen werden darf:
Werner Rings
Schweiz im Krieg
8.erweiterte Auflage
Chronos Verlag 1990
ISBN 3-905278-63-4
Die Welt ist eine Bühne, aber das Stück ist schlecht besetzt. (Oscar Wilde)