von troupier suisse am Di 12 Sep, 2006 20:00
Naja, Hagelhans, ich denke auch andere Staaten haben heftig Dreck am Stecken. Ein wenig Rumstochern in der Vergangenheit Italiens oder Frankreichs und man hat Material um eine Doktorarbeit zu schreiben. Der Unterschied ist dass diese beiden Staaten keinen globalen Einfluss wie die USA haben. Bezüglich der USA braucht man auch gar keine Verschwörungstheorien, Marsmännchen oder die Hand Gottes um ihren Kurs zu erkennen. Es liegen genügend Fakten offen auf dem Tisch.
Zu den Plänen der USA mit der Welt konnte sich der aufmerksame Bürger zum Beispiel schon vor über einem Jahrzehnt, noch während der Administration Bush uno, kundig machen. Damals amtete Paul Wolfowitz als Staatssekretär und war federführend bei der Formulierung einer Leitlinie für die Verteidigungspolitik der USA, die seinerzeit nach dem Untergang des Sowjetblocks ihre neue Position in der Welt suchten. Das für den internen Gebrauch im Pentagon vorgesehene Dokument trägt die Bezeichnung Defence Policy Guidance, kurz DPG.
Die im Frühjahr 1992 unter der Aufsicht von Wolfowitz erstellte Direktive sollte den Verantwortlichen im Verteidigungsapparat Leitlinien für den Umgang mit ihren Ressourcen, Budgets und Strategien geben. Die DPG skizzierte konkret eine von den USA dominierte Welt. Dieser Status sollte unter anderem durch militärische Übermacht gesichert werden. Die weltweite Vorherrschaft (global dominance) ist heute noch ein erklärtes und durchaus nicht verheimlichtes Ziel der USA. Ich zitiere nachfolgend übersetzt aus der DPG, und zwar den Abschnitt der sich mit West-Europa befasst:
"Die NATO liefert weiterhin die unverzichtbare Grundlage für ein stabiles Sicherheitsumfeld in Europa. Daher ist es von fundamentaler Bedeutung die NATO als primäres Instrument der westlichen Verteidigungs- und Sicherheitspolitik und gleichermassen als Kanal für den US-Einfluss und die Beteiligung der USA an europäischer Sicherheitspolitik zu erhalten. Während die USA das Ziel europäischer Integration unterstützen, müssen wir danach streben allein-europäische Sicherheitsvereinbarungen zu verhindern welche die NATO unterminieren würden, speziell die Kommandostruktur der Allianz."
Dieser Abschnitt offenbart, dass die USA die NATO damals als ein Werkzeug ihrer Politik betrachteten, und ich bezweifle dass sich dieser Blickwinkel seither geändert hat. Die Aussage hält eindeutig fest, dass die NATO dazu dienen soll, Einfluss in militärischen Fragen in Europa zu nehmen, und autonome Entscheidungen Europas in solchen Fragen zu verhindern. Europa soll nicht eigenständig entscheiden können. Ich erinnere daran dass die Schweiz in diese Allianz seit dem Beitritt zur NATO-Partnerschaft für den Frieden 1996 integriert ist.
Paul Wolfowitz, der Geist hinter der DPG von 1992, wurde 2001 in der Administration Bush zwo zum Stellvertreter des Verteidigungsministers Donald Rumsfeld. Er griff den Gedanken der Waffen zur Massenvernichtung auf, weil sie ein Kriegsargument bezüglich des Irak waren dem niemand widersprechen konnte. Paul Wolfowitz ist seit dem 1.Juni 2005 Präsident der Weltbank. Ich meine dazu dürfte man sich ohne die Hilfe von Ausserirdischen und finsteren Verschwörern seine Gedanken machen.
Die Welt ist eine Bühne, aber das Stück ist schlecht besetzt. (Oscar Wilde)