Moderatoren: Hagelhans, Parabellum
Die Mongolen kommen (1281)
Koan no eki
1281 (4. Jahr Koan) startete Kublai Khan einen zweiten Invasionsversuch größeren Ausmaßes mit noch mehr Schiffen und noch mehr Kriegern als beim ersten Landungsunternehmen. Taktisch gesplittet in zwei große Verbände, startete die aus Korea kommende Heeresgruppe „Östliche Route“ am 22. Mai mit 900 Schiffen und 42.000 Männern, unter ihnen 25.000 Soldaten. Die Hauptstreitmacht unter General Hung Ch'a-ch'iu jedoch stach vom chinesischen Festland aus in See. Unter dem Namen „Yangtze-Fluß“ waren 3500 Schiffe vereint, die 100.000 Soldaten und 60.000 Mann an Begleitpersonal nach Japan bringen sollten. Neue Kontingente des erst 1279 eroberten Sung-Reiches stellten einen Großteil der Seeleute und Marineeinheiten.
Das Landungsziel war wie bei der ersten Invasion die Bucht von Hakata. Zuvor steuerten die Verbände jedoch die vorgelagerte Inseln Tsushima und Iki an, um sich zu vereinen und gemeinsam zu nach Kyushu vorzustoßen.
Die Streitmacht aus Korea erreichte bereits am 14. Juni die Insel Iki - der Wiederstand der dortigen Station war schnell gebrochen. Doch statt auf die Hauptflotte zu warten, die verspätet zum gemeinsamen Treffpunkt aufbrach, stieß sie allein weiter nach Japan vor. Ein kleiner Verband fuhr nördlich Richtung Honshu während die meisten Schiffe am 21. Juni nahe der Hakata-Bucht auf der nördlichen Halbinsel Shigashima anlandeten. Es gelang ihnen jedoch nicht einen stabilen Brückenkopf an der Küste zu errichten. Die Samurai hatten 100.000 Krieger in Nordkyushu stehen sowie weitere 20.000 Männer an der Südspitze von Honshu. Man hatte aus den Problemen der ersten Landung vor 7 Jahren gelernt und war vorbereitet. Nachts wurden die mongolischen Transportschiffe mit kleinen wendigen Ruderbooten angegriffen, die Japaner beschossen die Besatzung mit Pfeilen, enterten die Fahrzeuge und steckten sie in Brand. An Land revanchierten sich die Mongolen mit Sturmangriffen auf die Japanischen Befestigungen, welche aber gehalten werden konnten. Nach dem 23. Juni gab die mongolische Führung ihren geplanten Landungsversuch auf und zog sich mit ihren Männern aufs Meer zurück, um bei der Insel Takashima Stellung zu beziehen, die sie am 30. Juni erreichten. Historische Quellen sprechen außerdem davon, dass durch die schlechten hygienischen Bedingungen auf den Schiffen Seuchen ausbrachen, die allein über 3000 Soldaten an Fieber sterben ließen.
Nun hieß es warten auf die Hauptstreitmacht aus China. Diese hatte China am 5. Juli Richtung Japan verlassen und traf am 16. Juli auf der Insel Hirado in Nord-Kyushu ein. In der Zwischenzeit versuchten die Japaner, gestärkt durch die Erfolge bei Shigashima, die mongolische Korea-Streitmacht bei Takashima immer wieder in Seegefechte zu verwickeln und zu schwächen. Als die aus China kommende Flotte sich mit ihnen am 12. August verband, stand das Kriegsglück jedoch wieder auf Seiten der Mongolen. Noch nie war Japan so sehr in Gefahr durch eine fremde Macht gewesen. Die Streitkräfte landeten an verschiedenen Stellen westlich von Hakata bis nach Goto, um sich im Marsch nach Süden unterhalb von Iki zu vereinen. Die Samurai stellten die mongolischen Invasionstruppen schließlich zum Kampf, südlich der Insel Takashima bei Nakagawa, der über einen Tag und eine Nacht andauern sollte. Doch mongolische Kriegstaktik und zahlenmäßige Überlegenheit setzten den Japanern stark zu, die immer mehr zurückgedrängt wurden. Der Eroberung der Bucht von Hakata, zum Ausbau eines natürlichen Landungshafens schien nichts mehr im Wege zu stehen. Er hätte die Invasionstruppen logistisch abgesichert und eine feste Schiffsverbindung zum asiatischen Kontinent dargestellt.
Doch in der Nacht vom 15. zum 16. August, noch bevor die vereinte Flotte in Richtung Hakata aufbrechen konnte, tobte ein heftiger Sturm, der den größten Teil der mongolischen Schiffe in Ufernähe zerstörte und über 10.000 Männern den Tod brachte. Takashima, Iki und die vielen kleinen vorgelagerten Insel besitzen keine schützenden Häfen, wohin sich Schiffe bei Naturkatastrophen zurückziehen können, geschweige denn, die solche Massen an Seefahrzeugen aufnehmen konnte. So war der hohe Verlust an Gerät und Menschen unabwendbar. Historische Quellen sprechen von 30% Verlust unter den koreanischen Seeleuten und sogar von 60% bis 90% unter den mongolischen Kriegern. Die japanischen Militärs nutzten die Gelegenheit am Schopf und stellten in Kürze einen Verband zusammen, der Takashima anlief und die überraschten und geschwächten mongolischen Verbände überfiel. Die Japaner richteten ein Blutbad an und nahmen unzählige Gefangene unter den Invasoren, von denen sich lediglich 200 Schiffe mit ca. 3000 Männern nach dem asiatischen Festland retten konnten. Chinesische Chroniken beschreiben die Begebenheit (wenn auch mit unterschiedlicher Datumsangabe zu den Japanern) wie folgt:
„Am 1. August wurde der größte Teil der Flotte durch einen grimmigen Wind zerstört. Am 5. August flohen die Generäle mit den Schiffen, welche den Sturm überstanden hatten, wobei sie über 100.000 Männer am Fuß der Berge (Kyushu) zurückließen. Ohne Schiffe, ernannten die Truppen einen Führer und gemäß seinen Befehlen fingen sie an Bäume zu fällen um Schiffe zu bauen. Augenblicklich wurden sie am 7. des Monats von einem japanischen Heer angegriffen. Die meisten wurden in der Schlacht getötet und die überlebenden 20.000 oder 30.000 wurden als Gefangene nach Hakata gebracht. Dort töteten sie alle Mongolen, Koreaner und Han (Nord-Chinesen). Nur die Männer aus Süd-China (Sung) ließen sie am Leben und machten sie zu Sklaven. So endete die Invasion in einer schrecklichen Tragödie, bei der letztlich 3000 von 100.000 Männer heimkehrten.“
Japan hatte ein weiteres mal den Versuch einer Invasion seitens der Mongolen verhindern können. Der Zufall des Zuhilfekommens von Naturgewalten durch einen Sturm ließ an göttliche Unterstützung glauben. Noch am Tag des 15. August 1281 hatte Kameyama (Reg. 1260-74), der im Ruhestand lebende Vater des amtierenden Kaisers Go Uda (Reg. 1274-87), am heiligen Schrein von Ise die Sonnengöttin um Unterstützung gegen die feindlichen Horden gebeten. Ise no Kami kaze (Göttlicher Wind aus Ise), wurde in der Folgezeit zur verklärten Benennung dieses Sturmes, den man der Shintogöttin Amaterasu no kami zuschrieb, die so das Land vor einer Invasion bewahrt hatte.
Erneute Tributforderungen seitens der Mongolen im Jahr 1284 wurden mit der Hinrichtung der Diplomaten durch die Japaner auf Tsushima beantwortet. Der Tod Kublai Khans 1294 beendete schließlich alle Bestrebungen eines weiteren Invasionsversuches.
Doch Japan blieb wachsam. Im Jahr 1301 brach in Süd-Kyushu (Satsuma) eine Panik aus, als das Gerücht einer nahenden Flotte verbreitet wurde und selbst in der Hakata-Bucht wurde der Alarmzustand noch bis 1312 aufrecht erhalten.
Der Einfluß auf die japanische Kriegsführung
Die Angreifer waren gutausgebildete Kriegsverbände, die in großen Gruppen agierten und von mächtigen Schiffen ihre Landungsversuche auf Kyushu unternahmen. Japan hatte dieser Streitmacht nicht viel an militärischer Stärke entgegen zu setzen. So versuchte man, eine direkte offene Feldschlacht an Land zu vermeiden und die Angreifer durch hit-and-run Aktionen zu schwächen. Die Japaner regierten mit einer dualen Kampftaktik – auf See und zu Land. Auf dem Meer konnten die großen Verbände nichts der Wendigkeit und Geschwindigkeit der kleinen japanischen Küstenboote mit ca. 10 Mann Besatzung entgegensetzen und wurden vor allem in überraschenden Nachtangriffen geentert und in Brand gesetzt. Als Schutz spannten die Mongolen schwere Ketten zwischen die Schiffsrümpfe und versuchten die kleinen Fahrzeuge durch Katapulte zu versenken. Es gibt zahllose Berichte über japanische Aktionen in diesem Zusammenhang, die verschiedene Krieger namentlich benennen, die sich bei dieser Kampftaktik auszeichneten. Vorherrschendes Ziel war es die Transportschiffe zu entern und im Nahkampf mit Dolch und Schwert die feindliche Schiffsbesatzung zu überwältigen oder Feuer zu legen.
„Kusano Jiro, zeichnete sich aus, als er beim Angriff auf die feindlichen Schiffe 21 Köpfe nehmen konnte. Es gelang ihm weiterhin, eines der Fahrzeuge in Brand zu setzen, ehe wir uns wieder an den Strand zurückziehen mußten. Er verlor bei diesem Kampf einen Arm...“
An Land versuchten vor allem berittene Samurai die Bildung der Brückenköpfe an der Küste zu unterbinden. Doch hier konnten die Mongolen ihre ganze Erfahrung und weltweit gefürchtete Kampftaktik zur Anwendung bringen. Viele Formen der Kriegsführung und Waffenformen (Chinesische Explosivwaffen, Belagerungsgerät etc.) waren für Japan unbekannt und trafen die Samurai völlig unvorbereitet.
Als homogenes Inselvolk hatte Japan über Generationen eine eigene ritualisierte Kriegsführung entwickelt, bei der Schlachten aus einer Ansammlung von individuellen Einzelduellen zwischen berittenen Bogenschützen bestanden. Das Fiasko, in das die mongolischen Verbände die Samurai stürzten beschrieb ein Zeitgenosse wie folgt:
„Wir riefen den Feind an und forderten die Vornehmsten unter ihnen zum ehrenhaften Einzelkampf. Doch sie nahmen davon keine Notiz, überrannten uns in Massen und töteten, wenn sie ergreifen konnten.“
Nach japanischer Tradition war in einer solchen Art Krieg kein Ruhm zu gewinnen. Es war der reine Kampf ums Überleben, bei dem man nach der Schlacht keine Ehre durch den Sieg über namhafte Gegner vorweisen konnte. Des weiteren waren taktische Mannschafts-Kampfmanöver, wie sie die Mongolen meisterlich beherrschten, in Japan in dieser Art unbekannt.
Ein weiteres Problem stellten die mongolischen Waffen dar. Die Samurai, welche sich im gezielten Schusswechsel mit einzelnen Gegnern geübt hatten, wurden vom Sperrfeuer hunderter Pfeile eingedeckt, die von anonymen Gegnern abgeschossen wurden. Es gibt sogar Berichte darüber, daß die Invasoren angeblich vergiftete Geschosse eingesetzt hätten. Die Reiter, die den Pfeilhagel überlebten, wurden dann von Lanzenträgern attackiert, die als Verband operierten. Außerdem berichten historische Quellen vom Einsatz chinesischer Armbrüsten sowie verschiedenen transportierbare Schleudern, die in multipler Form Pfeile und Explosivkörper verschossen. Man nimmt an, daß es sich um Geschosse handelte, welche mit Schießpulver und Eisenteilen gefüllt waren, die vor allem die Pferde der Samurai in Panik versetzten.
Was soll man als Individualist einer solchen Kriegstaktik entgegensetzen? Die einzige Möglichkeit bestand darin, von den Pferden zu steigen, um den Pfeilen und Lanzen als Zielscheibe zu entgehen und das Kriegsglück im Einzelkampf mit dem Schwert zu suchen. Man nimmt heute an, daß vor allem die Erfahrungen der beiden Mongoleninvasionen ausschlaggebend für die Entwicklung der japanischen Kriegsführung in den nächsten Generationen sein sollte. Obwohl man weiterhin individuelle Duelle in der Schlacht pflegte, begann man nun, große Verbände von Fußsoldaten aufzustellen, welche mit Bögen und Lanzen bewaffnet waren und dem taktischen Verhalten der Mongolen bei den Invasionsversuchen entsprachen. Sie sollten in den folgenden Jahrhunderten maßgeblich das Bild japanischer Schlachtfelder bestimmen.
Mitglieder in diesem Forum: ichiro [Crawler] und 2 Gäste
Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group