von Gerald von Ameningen am Mi 14 Aug, 2013 06:32
Liebe Gemeinde
Vielen Dank für Euere lieben und tröstlichen Worte. Also, es lief so ab:
Am Montag, den 29. Juli gab es einen Medientermin, mit dem die Museen Aargaus für diese Living History Tage auf der Lenzburg am folgenden Wochenende aufmerksam machen wollten. Als Teil dieses Medienanlasses war geplant, dass ich als Ulrich von Lenzburg mit einem Voraustrupp der heimkehrenden Kreuzfahrer im Schritt daher reite. Keine grosse Sache.
Um meinem Pferd den Stress der zweimal eineinhalbstündigen Hängerfahrt zu ersparen, organisierten wir ein ruhiges, braves Pferd vor Ort. Kurz vor unserem Auftritt bat ich, bereits in voller Rüstung auf dem Pferd sitzend, meinen Knappen, mir noch Helm und Lanze zu reichen. Dies erschreckte das Pferd derart, dass es mir durchging und auf dem nassen Kopfsteinpflaster ausrutschte und auf die linke Seite stürzte, bevor ich es zum Stehen bringen konnte.
Das Pferd erlitt mehrere Schürfwunden und Prellungen. Dank meines Schutzengels und der Polsterung meiner Rüstung lief der Sturz auch für mich glimpflich ab. Ausser ein paar kleinen Schürfwunden und einer Platzwunde am linken Auge habe ich nur das linke Bein ein wenig gebrochen. Ich war jederzeit bei Bewusstsein und zum Glück waren im Voraustrupp Hospitaliter vertreten, die mir sofortige und perfekte Erste Hilfe angedeihen liessen.
So hatten wir bereits die Eisenhosen und den linken Schuh ausgezogen, als die modernen Rettungskräfte erschienen. Sie waren etwas ratlos, als sie mich im Hauberk mit Gambeson am Boden liegend antrafen und wollten schon ihre Kollegen von der Feuerwehr rufen, die mich aus der Rüstung schneiden sollten. Da haben wir Ritter flugs beschlossen, die Rüstung im Sitzen auszuziehen, was mit viel Rütteln und Schütteln schliesslich auch gelang. Die Rettungsmänner waren zwar fassungslos und haben mir sofort danach den Stabilisierungskragen angelegt, um Schlimmeres zu verhüten, falls ich mir das Genick verletzt hätte.
Auch später, im Krankenhaus, habe ich dem Personal schnell geholfen, meine mittelalterliche Unterhose auszuziehen, weil sie die Bändel unter dem Knie verknotet hatten statt zu lösen und die Bruche einfach zerschneiden wollten. Ansonsten war ich ein vorbildlich braver Patient.
Ich trage jetzt eine Gips, der gar kein Gips ist, sondern Kunststoff. Die zwei Fäden am linken Augenwinkel sind inzwischen schon wieder entfernt, der „Gips“ leider erst Mitte September. Das Pferd wurde gleich vom Tierarzt betreut und es geht ihm gut.
Ich hatte mich sehr auf die Teilnahme auf der Lenzburg gefreut und entsprechend traurig musste ich mich davon verabschieden.
Wir haben daraus gelernt, solche Auftritte nur noch mit dem eigenen Pferd zu machen.
Freundliche Grüsse
Gerald von Ameningen
P.S.: Es würde meinen Heilungsprozess enorm beschleunigen, wenn ich mich an Deinem Video von der Lenzburg erfreuen könnte, Cantarella. Hmmm?