von zellerin am Di 17 Jun, 2008 21:22
Hallo,
ich war heute an dem Vortrag, der einen kurzen, aber informativen Überblick über die Rezeptsammlungen des Spätmittelalters gegeben hat. Trude Ehlert war heiser und konnte deshalb nicht selbst sprechen, stand aber im Anschluss für Fragen zur Verfügung. In dem Vortrag ging es hauptsächlich um die Ordnungen und Verteilung der Rezeptsammlungen. So ist zum Beispiel interessant, dass die ältesten Rezepte scheinbar wahllos zusammengestellt wurden und erst mit der Erfindung des Buchdrucks eine Unterteilung in Fastenspeisen, Speisen mit Fleisch, Eierspeisen und Krankenkost vorgenommen wurde. Auch interessant, dass die meisten handschriftlich überlieferten Rezepte aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und aus dem süddeutschen Raum stammen. Es finden sich übrigens in allen Handschriften einige übereinstimmende Rezepte, auch über die Jahrhunderte und über einige Distanzen hinweg (Reichenau - München), so dass den Schreibern ähnliche Quellen zur Verfügung gestanden haben müssen, die "Urfassungen" wurden allerdings (noch) nicht gefunden. Die älteste Rezeptsammlung ist das "buoch von guter spise" von 1350, das erste gedruckte Kochbuch stammt von 1485. Dieses Buch von Peter Wagner, die "Kuchen maysterey" enthält viele Rezepte, die auch in den älteren, handschriftlichen Rezeptsammlungen enthalten sind und wurde zu einem Verkaufsschlager, bereits 1486 musste es nochmals aufgelegt werden. Die gedruckten Kochbücher des 16. Jahrhunderts entfernen sich von der Rezepttradition, haben aber andere interessante Aspekte, wie z.B. die Gliederung in Stände bei Rumpolt, woraus unter anderem zu ersehen ist, dass die Bauern viel mit Würsten und Speck gekocht haben, was bei anderen Ständen nicht auftaucht. Die hnadschriftlichen Rezepte des 15. Jahrhunderts sind meist in Klöstern aufbewahrt und geschrieben worden und geben einen Einblick in die Kost der höheren Stände. Selten finden sich in den Rezepten Massangaben (z.B. ein Nuss von Butter), aber die Reihenfolge, in der die Zutaten beigemengt werden sollen ist immer eingehalten. Am Anfang findet sich immer die Bezeichnung des Rezepts, dann die Zutaten und häufig auch eine Beschriebung der Arbeitschritte und schliesslich z.B. eine Servieraufforderung.