von dune73 am Do 30 Aug, 2007 09:10
Gruppen sind eine dynamische Sache. Sie haben Erfolg und dann wachsen sie. Sie zerstreiten und spalten sich. Bisweilen fusionieren sie, manche schlafen langsam ein und verschwinden. Ich glaube durchaus, dass ein bis zwei Dutzend Leute eine typische Grösse für eine Gruppe ist. Darüber hinaus zu wachsen benötigt viel Kraft und Energie; idealerweise eine zugkräftige Idee.
Die Company of St. George ist 19 Jahre alt und hat 100 Mitglieder in 12 Ländern, wobei etwa 60 Personen aktiv sind. Meist sagen wir, dass wir trotz der geografischen Verteilung zusammenbleiben, denn die kulturellen Unterschiede innerhalb der Gruppe sind wirklich beachtlich und die bisweilen auftretenden nationalen Konflikte haben ein sehr zerstörerisches Potential. Aber vielleicht schaffen wir es dennoch im Grossen und Ganzen zusammen zu bleiben, weil wir uns recht selten treffen. So 2-4 Veranstaltungen im Jahr halt. Das ist was anderes, als wenn man sich alle zwei Wochen streiten könnte.
Noch wichtiger scheint mir aber, das Problem zu erkennen und aktiv dagegen zu arbeiten. Man muss sich bewusst sein, dass Gruppen strukturell dazu neigen, auseinander zu fallen. Es ist eigentlich egal, aus welchem Grund sie das tun. Es ist deshalb ein Fehler auf den Fakten rumzureiten, bis jemand das Handtuch wirft. Typische Fälle sind ja etwa "Dein Hut passt nicht hier ins Lager, denn es gibt dafür keine Quellenbelege und bis Du einen herschaffst darfst Du nicht mehr mitspielen." Die Leute schleichen sich dann von dannen. Oft mit ihren Freunden. Sie düsen auch davon, wenn sie 3 Mal den Transport machen und den Eindruck haben, dass man Ihnen zu wenig dafür dankt.
Am Zusammenhalt der Gruppe zu arbeiten ist deshalb unheimlich wichtig, wenn man Stabilität da reinbringen will. Gerade für historische Darsteller fällt das besonders schwer, denn wir glauben ja alle nur mit Quellen zu arbeiten und es gäbe keine Probleme, wenn man sich auf die Fakten verlässt. Das ist komplett falsch: Die Probleme und Missverständnisse liegen genau bei der Interpretation der Faktenlage. Die Leute, die dieses Hobby betreiben, sind totale Individualisten und Freaks. Sonst würden sie nicht so ein wirres Hobby machen. Davon zu träumen, man könne 20 Indivualisten einen Marschbefehl schicken und dann kämen sie, deutet schon auf die falsche Haltung hin. Die Einladung zu einer Veranstaltung muss sehr individuell sein. Es muss klar werden, weshalb jeder und jede ganz genau gebraucht wird und was er und sie von dieser Veranstaltung profitieren kann. Für Regensberg nahmen die Einladungen für die Company etwa 4-8h in Anspruch. Das ist immer Teil der Beziehungspflege innerhalb der Gruppe.
Lange Ausführungen, kurzer Sinn: Die Gruppe zusammenzuhalten ist wichtig und zeitaufwändig. Ich organisiere seit Jahren Events für die Company of St. George und glaube, dass ich etwa 1/3 meiner Arbeitszeit für die Gruppe für die Beziehungspflege einsetze. Rund 50h im Jahr. Das letzte Jahr etwas weniger und ich glaube es zu spüren, dass ich da weniger aktiv war.
Des Grusses,
Christian Folini