KZK- und ähnliche Veranstaltungen gibts halt wie Sand am Meer, und was die machen ist prinzipiell Fantasy.
Und es sind nicht die Holzschwerter für die Kinder die das Problem sind.
Es ist alles andere, angefangen von der Kleidung der Marktleute (so mit Strickpullover, Baumwolltunika und Holzklompen), über die Holzschnitzereien welche man meist nur gerade als "Rustikal" bezeichnen kann, aber keinerlei mittelalterliche Formensprache aufweisen (und zwar keine die während den 1000 Jahren des Mittelalters jemals aufgetreten ist!) über Fantasy-Dolche mit Drachen drauf und wenn nicht, dann wenigstens Dolche die Aussehen wie ein Dirk aus dem 19Jh. zu Kleidern aus dem Prinzessinnenbedarf (moderne Schnitte, moderne Stoffe, aber mit Höllenfenstern und Hängeärmeln) bis hin zur Küche.
Nur weil man den Shish-Kebap nun Ritterspiess nennt wird er eben nicht zu mittelalterlichem Essen. Und das ist nur der Anfang. (Tragischerweise gibt es sehr gute Kochbücher über die Mittelalterliche Küche, mit so Sachen wie Hühnchenpastete drin -- SOWAS wäre wirklich typisch mittelalterlich. Manchmal kann man diese Kochbücher sogar an denselben Märkten kaufen, was dann diese "Ritterspiesse" noch verblüffender macht...)
Oh, kein Zweifel, solche Märkte sind durchaus amüsant um sich mit ein paar Leuten die man gut kennt die Kappe vollaufen zu lassen oder in einem Badezuber abzuhängen, aber irgendeinen Anspruch der über "Volkstümliches Fest mit angenehmerem Publikum" herausgeht können die meisten "Mittelaltermärkte" nicht anmelden.
Klar mag es ab und an einige Perlen darunter haben, und oftmals sind es auch Besucher selber die in wirklich guter Kleidung eben diese Perlen darstellen, aber im Schnitt gilt eben oben gesagtes.
Das war jetzt alles nicht sehr konstruktive Kritik. Aber ich kann auch noch einige Tipps bieten wie mans besser macht.
- Man nennt es nicht "Mittelalter" wenn man nicht ein Maedievist dazu sagen könnte "Punkto Sachkultur sieht es auf den ersten Blick richtig aus". Dann nennt man es besser "Hsitorisch" (wenns denn so ist) oder "Traditionell" oder "Burgfest" sowas.
- Idealerweise kann man sogar die Bandbreite des Dar- und Angebotenen auf ein Jahrhundert oder Jahrzehnt genau einschränken. (Regensberg z.b.).
- Oder umgekehrt, man schränkt es genau nicht ein und sagt "Es ist eine 600-Jahr Feier, wir möchten die ganzen 600 Jahre repräsentieren" oder sowas.
- Man macht ein Volksfest draus. Nicht nur dass man eine Freinacht eingibt, man bindet auch sämtliche Anwohner, Einwohner und örtlichen Vereine ein. (Apenzell und Zug haben das gemacht, und die Anlässe waren sehr gut).
- Wenn man die Leute für einen Anlass einbindet der eine bestimmte Zeitvorgabe hat ist es ganz wichtig die wirklich Fachkundig zu unterstützen. Zum Beispiel auch damit dass man Geld für Woll- und Leinenstoffe ausgibt damit sich die Leute selber was nähen können. Und sie mit den entsprechenden Schnittmustern versieht. Und vorher eine Dokumentation zusammenstellt wie die Kleidung ausgesehen hat, und und und. Richtig viel Aufwand, aber wenn es klappt hat man ein ganzes Dorf/Stadt die WIRKLICH historisch aussieht und nicht nur wie eine schlechte Theatertruppe.
- Handwerker sind wichtiger als Händler. Klar sollen die Handwerker auch verkaufen, aber vorallem sollen die auch zeigen wie man ein Handwerk betreibt. Ein Schindelmacher ist ein Gewinn, ein Schmuckhändler weniger.
- Gastronomie ist sehr wichtig, hier ist darauf zu achten dass die auch bei Schlechtwetter funktionieren muss. Idealerweise nicht in einem Festzelt sondern lieber unter Lauben und in Gewölben.
- Was das "Ambiente" nachhaltig stört ist herumliegendes Gebinde. Getränke sollten also in Tonkrügen ausgeschenkt werden. Da kann man Pfand drauftun. Günstige gibts z.b. bei http://www.toepfereimuseum.de -- Finger weg lassen sollte man von http://www.akru-keramik.de/ weil Presskeramik einfach nicht im geringsten historisch ist ;).
- Ebenfalls Gastronomie: Die Preise sollten fair sein. Es sollte nicht teurer sein als im Restaurant nebenan -- und das Restaurant nebenan sollte bei der Veranstaltung auch gleich mitmachen.
- Mehr Gastronomie: Ein gutes Kochbuch ist schnell gefunden:
http://www.amazon.de/Das-Kochbuch-Mitte ... 3491960037 Es braucht etwas mehr Arbeit um dann mal herauszufinden was auf dem Anlass machbar ist. Vielleicht kann der örtliche Bäcker und der Metzger den Anlass mit Pasteten (ned die modernen, natürlich) beliefern?
- Musik. Musik aus der Konserve ist sowieso Tabu. Bei den Bands oder Gruppen die auf dem Markt spielen ist weniger manchmal mehr. Klar macht ein Konzert einer Sackpfeifenband Spass, aber noch mehr Spass machen 3-4 Musiker die mit Drehleier, Sackpfeife und Trommel auf dem Hof stehen und zwanzig Leute und mehr dazu bringen mittelalterliche Kreistänze zu machen.
Mehr fällt bestimmt noch ein.