von Steve am Mi 17 Jun, 2009 05:38
Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Stephanus H.
Wie es sich zugetragen anno 1809 in Beiern
Seit Anbeginn des Jahres 1809 verdichteten sich die Gerüchte das es zum Krieg zwischen dem Hause Österreich und dem Kaiser der Franzosen kommen würde. Da mein Preussen bei dem ich seit 20 Jahren in Sold stand durch die jüngsten schweren Niederlagen noch nicht in der Lage war in die Kämpfe einzugreifen, beschloß ich meinen Dienst zu quittieren um mein geliebtes Heimatland von den Franzosen zu befreien, um den beierischen König wieder die Handlungsfreiheit zu geben. Ich demissionierte also aus dem Colbergschen Infanterieregiment um mich der österreichischen Armee anzuschießen.
Gnädige Aufnahme fand ich im hochlöblichen Infanterieregiment No 56 „Wenzel von Colloredo“. Ob meiner Größe wurde ich in der 1. Grenadierkompanie einrangiert. Durch die Kämpfe vergangener Tage war der Bestand schon sehr herabgesunken so das der Mannschaftsstand von 7 Alt-Österreichern durch 2 tapfere Kämpfer aus Malta verstärkt wurde, die ihre Insel verlassen haben um die schändliche Besetzung ihrer Insel durch die Franzosen zu rächen. Auch haben sich spontan 5 beierische Burschen gemeldet um das Unrecht der Franzosen abzutun. Höchstes Aufsehen erregte allerdings die Feststellung das auch Kamerad Wolfgang B. nicht an sich halten konnte und ebenfalls zur Befreiung Beierns herbeigeeilt war. B. stand seit vielen Jahren ebenfalls in preußischen Diensten, zum Schluß im Leibregiment mit dem zusammen die Colberger schon so manch lustigen Strauß mit den Franzosen ausgefochten haben. Excelent geführt wurde das ganze von Major R. mit der tatkräftigen Unterstützung durch Corporal H.
Die k.k. Armee sammelte sich am Fronleichnamstag unter der Führung Generalissimus Carl’s beim kleinen Flecken Eggmühl südlich Regensburg und war guten Mutes dem Corsen diesmal die Stirn zu bieten. Auch das gemeine Volk beteiligte sich tatkräftig an der Verteidigung des Beiernlandes indem allerbeste und überreichliche Menage herbeigeschafft wurde um die Armee bei Kräften zu halten. Des abends wurden wir noch abgerichtet um dem Feind in bester Manier entgegentreten zu können. Corporal H. erledigte diese Aufgabe in einer sehr kurzweiligen Art, allerdings hätte es doch etwas effektiver sein können. Für Freitag Vormittag war noch ein Manöver angedacht um die Truppen im Verband einzuüben und seiner Excelenz Gelegenheit zur Visitierung seiner Streitmacht zu geben, wie gewöhnlich gestaltete sich dies in langes herumstehen in praller Sonne und viel warten. Dann wurden noch einige Schwenks gemacht. Nachmittags kam es dann doch noch zur Bataille mit den Truppen des Usurpators. Wir waren im zweiten Treffen aufgestellt und hatten die Aufgabe einen Übergang über eine sumpfige Niederung zu verteidigen. Im ersten Anlauf gelang es uns noch mit der blanken Waffe die französischen Vortruppen zu werfen die versuchten die Verhaue zu beseitigen. Da aber der Druck von Seiten des Feindes immer größer wurde und Gefahr bestand umgangen zu werden, wurden wir genötigt zurückzugehen. Dies geschah in größter Ordnung. Überhaupt habe ich selten eine Truppe mit größerem Anstand und Ruhe in die Schlacht ziehen sehen wie die Colloredos. Dies liegt sicherlich in den gedächtnisunterstützenden Maßnahmen des Herrn Cororal, der für Reden im Glied gleich 30 Streiche mit der Hasel bereit hatte. Eine barbarische Handlungsweise in der österreichischen Armee ist allerdings die Tatsache seine Soldaten ohne die nötige Stärkung durch Branntwein in die Schlacht ziehen zu lassen. Weis doch jeder das dies zur geistigen und körperlichen Gesunderhaltung des Soldaten unbedingt nötig ist. Prompt stellten sich bei mir auch Probleme mit den Knie’n ein. Abends kehrten wir frohen Mutes in die Tavernen Eggmühls ein um unseren morgigen Sieg zu feiern.
Samstag früh wurden wir dann in einen neuen Brigadeverband eingeteilt und es wurde noch ein wenig manövriert um die Zusammenarbeit zu verbessern. Wie wichtig dies war wird sich noch später erfüllen. Nach den mittäglichen Abkochen sammelte sich die Armee südlich Eggmühl an beiden Seiten der Großen Laaber unser Regiment wieder im 2.Treffen. Wieder musste ich auf mein übliches Quantum am Branntwein verzichten. Es ist mir unbegreiflich wie in einem Land in dem so aufgeklärte, fortschrittliche Herrscher wie Josef II. geherrscht haben, sich solch unmenschliche Handlungsweisen einbürgern. Das werden sie sich doch nicht von den Muselmanen abgeschaut haben. Wohin das führt hat man ja schon zweimal vor Wien gesehen.
Anfangs gelang es dem 1. Treffen die feindlichen Truppen zu werfen. Nachdem allerdings mehr und mehr Truppen Davouts anlangten und Kavallerie die Flügel bedrohte mussten unsere Männer sich über die Laaber zurückziehen. Um diesen Rückzug zu decken wurden wir vorgeworfen, den rechten Fügel zu entlasten und die Übergänge zu halten. Ein weiteres Mal gelang es uns mit der blanken Waffe die Franzosen am Übergang zu hindern. Durch einen ungedeckten Übergang zu unserer Rechten gelangten allerdings dann doch Feinde über den Fluß zu setzten und unsere Flanke zu gewinnen. Nach und nach fiel unsere Front in bester Ordnung auf Eggmühl zurück. Schließlich gelang es allerdings den Franzosen unsere Artillerie Stücke in der Mitte zum Schweigen zu bringen. Durch diese Lücke schaffte es die feindliche Kavallerie in unsere Verteidigungslinie einzudringen. Rechzeitig gelang es uns das Karree zu schließen und die leichten Truppen aufzunehmen aber die Linie war nicht mehr zu schließen. In bewundernswerter Haltung wurde so unsere Viereck zurückgeführt und es gelang uns, sich vom Feind zu lösen. Geschlagen aber aufrecht traten wir den Rückzug Donau abwärts an.
Wenn ich dereinst in vielen Jahren auf dem Austrag sitze, werde ich mich noch mit Freuden an jene Tage erinnern in denen ich mit den aufrechten Streitern Österreichs gemeinsam Schweiß und Blut vergossen habe.
Vivat Colloredo
Gruß
Steve