Meine liebe Frau,
ich nutze die Gelegenheit um dir schnell zu schreiben was sich die letzten Tage bei uns zugetragen hat. Nachdem unser Regiment einige Zeit zerstreut in Quartier gelegen hat um zu fouragieren wurden wir in Munster Range wieder zusammengezogen. 3 Squads der 17. Missouri mit zusammen etwa 60 Mann in Rank and File, ausserdem ein zugeteiles Stück der Artillerie und ein paar Scharfschützen. Aufgrund der Wichtigkeit der Aufgabe wurden wir von einem Major des Regiments ( Maj. Übelmann) angeführt. Gleich die erste Nacht wurde unser Squad als Vorposten rausgeschickt. Trotz der Tage der Ruhe die wir vorher genossen haben brachten wir nur wenige Leute ins Feld, Sgt. Mörsch und die Cpl. Brachmann, Wolff und Kayser sowie 11 Mann. Wir richteten unser Picket am Rande einer Lichtung ein und besetzten drei Riflepits, die Nacht verlief ruhig.
Man nächsten Morgen wurde die Kompanie versammelt und nach einer kurzen Dressparade ins Gefecht geschickt. Die Rebellen haben sich auf einer Lichtung hinter einer Brustwehr verschanzt und hatten sogar zwei Kanonen mit dabei. Wir legten die Tornister ab und wurden in einer Skirmishlinie entwickelt. Unsere Aufgabe war es erst mal gegen diese Stellung aufzuklären. Dann wurden wir zum Sturm vorgeschickt. Zweimal gelang es uns das Erdwerk zu erreichen, leider wurden wir auch zweimal wieder von den Rebellen daraus vertrieben. Am ende lagerten wir wieder dort wo wir angefangen haben. Der Zufall wollte es das die Sanitäter ihren Stützpunkt bei unseren Tornistern aufgeschlagen haben so das wir dort auch die Verwundeten, Cpl. Wolff und Pvt. Rudel, wieder fanden. Ein paar von Jeb Stuard’s Reitern gelangten noch in unsere nähe, die aber schnell vertrieben wurden, wobei einer von ihnen vom Pferd geschossen wurde. Durch die schnelle Hilfe unserer Meds konnte er aber gerettet und in eines unserer Hospitäler gebracht werden. Nachdem wir schnell Kaffee gekocht und eine Kleinigkeit gegessen hatten wurden wir wieder in die Schlacht geschickt. Die Rebellen hatten sich zwischenzeitlich zu einer anderen Lichtung zurückgezogen und erwarteten wieder unsere Angriffe. Die beiden anderen Squads waren schon in schwere Kämpfe verwickelt als wir am rechten Flügel aufmarschierten. Der Zufall wollte es das eine Kolonne der Südstaatler genau vor unsere Gewehre lief und von uns im wahrsten Sinne des Wortes von uns hingemetzelt wurde. Dem mutigen Cpl. Brachmann gelang es dabei sogar die Fahne des Feindes zu erobern. Auf ewig wird sich diese Ruhmestat in der Geschichte unseres Regiment wiederfinden. Sonst verlief dieses zweite Gefecht ziemlich ereignislos, wir waren an der rechten Flanke ein wenig am skirmischen und deckten so den Vormarsch des Rests der Kompanie. Während des Nachmittags setzte Regen ein. Nach der Schlacht bekamen wir den Auftrag eine Feldbefestigung zu errichten um des Nachts gegen evtl. Angriffe geschützt zu sein. Allerdings kam es dann doch anders, wir wurden ins Lager zurückbeordert und konnten in einer Scheune übernachten, so waren wir, Gott sei’s gedankt, vor dem Regen geschützt.
Am Samstag hatten die Rebellen das Feld geräumt und wir marschierten weiter in den Süden. Zu unserem bedauern kamen wir aber nicht weiter als ein oder zwei Kilometer dort stellten sich die Sezessionisten erneut zur Schlacht. Wir wurden wieder als Skirmischer vorausgeschickt und mussten über eine weite Wiese vorgehen, das erwies sich als schwieriger als wir erwartet haben. Ständig wurden wir von Kavallerie gestellt und mussten uns Sammeln dann hieß es wieder deploieren, sammeln, deploieren, sammeln. Gott hat die Kavallerie als Strafe über uns geschickt, lästiger als die Stechmücken im Süden. Durch unsere Beharrlichkeit und die Unterstützung der ganzen Kompanie gelangten wir dann aber doch über die Wiese und konnten die Rebs aus ihren Stellungen am Waldrand vertreibe. Leider war uns nicht vergönnt den Erfolg zum krönenden Abschluß zu bringen. In letzter Sekunde gelang es den Rebellen ihre Kanonen in Sicherheit zu bringen als unser Squad im Charge in dem Wald eindrang. Eine verdiente Pause war uns allerdings danach noch nicht vergönnt. Das Ziel unserer Kämpfe, eine strategisch wichtige Brücke über einen Creek war in greifbare Nähe gerückt. Deshalb drängten unsere Offiziere darauf den Feind weiter zu bedrängen und ihn nicht zur Ruhe kommen zu lassen. In pausenlosen Angriffen drängten wir den Feind auf der Straße zurück. Leider blieben immer wieder einige tapfere Kämpfer liegen. Aber schließlich haben wir unser Ziel doch erreicht. Die zwote Sektion stürmte über die Brücke und nahm die letzten Verteidiger gefangen. Wir erhielten dann noch den Auftrag die Brücke zu sichern und hatten noch ein kleines Scharmützel mit einigen versprengten Südstaatlern. Endlich erhielten wir die Erlaubnis zulagern. Es wurde abgekocht und wie durch ein Wunder erreichte uns auch noch Post von daheim. Zur Freude aller wurden die Briefe vorgelesen und jeder konnte in Erinnerungen an die Heimat schwelgen, nur Privat Köstel war etwas bedrückt, da ihn ein Brief aus Europa erreichte, er sei aus der Partei ausgeschlossen worden. Die verdiente Ruhe wurde auf vielerlei Weise genutzt, es wurde gekocht, im Creek gebadet, die Wäsche gewaschen, Karten gespielt und gewürfelt oder man lag einfach und döste um sich von den Anstrengungen zu erholen. Pvt. Meissner versuchte sich im Angeln, leider war sein bemühen nicht von Erfolg gekrönt da sein Hacken sich wohl eher dazu geeignet hätte einen Walfisch, denn eine Bachforelle an Land zu ziehen (er nutzte das Bajonett dazu).
Unsere Hoffnung alles hinter uns zu haben erfüllte sich leider auch nicht. Der Feind gab die Hoffnung die Brücke zu halten noch nicht auf und er führte neue Truppen gegen uns ins Feld. So hieß es nach ca. 2 Stunden wieder antreten. Durch unseren bekannten Elan gelang es uns allerdings sehr schnell wieder den Feind vor uns herzutreiben. Durch einen am Vorabend erhaltenen Prellschuß am Bein war es mir nicht mehr möglich Schritt zu halten so das ich zurückfiel. So war es mir nicht vergönnt am letzten Triumph unseres Squads teilzunehmen. Mit den letzten Resten an unverwundeten Soldaten gelang es Sgt. Mörsch eines unserer Geschütze zurückzuerobern das von herumstreichenden Kavalleristen des Südens erobert worden war.
Der Rest ist schnell erzählt. Mit stolzgeschwellter Brust traten wir den Rückmarsch zu unserem Lager an. Die Überwachung der Brücke wurde wohl einem anderen Regiment überlassen. Trotz der Anstrengungen der letzten Tage war die Stimmung hervorragen so das noch genügend Luft in den Lungen war so manches frohe Lied zu singen. Am Abend bezogen wir wieder einen Vorposten und brachten die Posten aus. Gegen Morgengrauen trafen noch einige Versprengte auf uns, die uns beschossen. Durch unser entschlossenes Auftreten wurden diese allerdings schnell vertrieben, so das es nur eine unwillkommene Unterbrechung unserer verdienten Nachtruhe war.
Mögen wir hoffen das bis zum Ende des Krieges, alle Schlachten und Gefechte die wir noch zu bestehen haben so glücklich und zufriedenstellend für uns ablaufen werden wie dieses.
Dein gesunder und sich vom Prellschuß erholender
Steve