So nun möchte ich euch mal ein wirklich seltenes und historisches Stück zeigen. Es handelt sich dabei um einen Heeresfeldbahn Förderbahnwagen 12 bzw. Artillerie – Förderbahngerät.
Im letzten Jahr habe ich bei einer alten Ziegelei so einen Wagen gefunden.
hier der Fundort:
nun erst einmal ein bisschen Geschichte.
Mit der Entwicklung des Eisenbahnwesens im 19. Jahrhundert entdeckte auch das Militär die Vorzüge dieses neuartigen Transportmittels. Mit der Eisenbahn konnten im Gegensatz zum Transport auf dem damals noch kaum vorhandenen Straßennetz große Mengen an Nachschub, schwere Elemente und Truppenteile schnell und effizient transportiert werden. Für den Einsatz an den Kriegsfronten wurden eigene Systeme von Feldbahnen entwickelt, die in der Regel als Schmalspurbahnen ausgeführt waren. Zu den allgemeinen Vorteilen der Schmalspur wie geringem Platzverbrauch und engen Bogenradien kam noch hinzu, dass Fahrzeuge und Gleismaterial transportabel und damit rasch an die wechselnden Frontverläufe anzupassen waren.
Der Betrieb einer Heeresfeldbahn setzt im Gegensatz zum Straßentransport die Errichtung einer, wenn auch einfachen aber teuren und zeitaufwändigen Schieneninfrastruktur voraus. Diese wurde in der Regel von eigens geschulten Truppen, den Eisenbahnpionieren errichtet. Mit Fortschreiten der Kriegshandlungen wurden dafür auch Kriegsgefangene herangezogen. Die Heeresfeldbahn ist in ihrem Betrieb an diese Infrastruktur gebunden, bei Beschuss oder anderen Kriegseinwirkungen ist sie im Gegensatz zum Lastkraftwagen zu wenig flexibel. Heeresfeldbahnen konnten aber auch vom Gegner relativ rasch zum Nachteil ihrer Erbauer verwendet werden, wenn diese den Rückzug antreten mussten und die Bahn nicht schnell genug abgebaut oder zerstört werden konnte.
Wegen dieser Nachteile verlor die Heeresfeldbahn in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vollends ihre Bedeutung und wurde durch die nun technisch ausgereiften geländegängigen Straßenfahrzeuge ersetzt, die darüber hinaus auch kein speziell ausgebildetes Fahrpersonal benötigen. In besonders unwegsamem Gelände setzte sich nun auch der Lufttransport mittels Hubschrauber durch. In geringem Umfang fanden Feldbahnen im militärischen Bereich nur noch Verwendung für innerbetriebliche Transportaufgaben in größeren militärischen Anlagen, z. B. als Transportmittel in Munitionsdepots. Auch auf einigen Truppenübungsplätzen fand man eine Verwendung für Feldbahnen: Auf Feldbahnloren wurden große Zielscheiben montiert, die von Motorlokomotiven gezogen als mobiles Ziel für Schießübungen zum Einsatz kamen.
Zivile Nachnutzung
Neben den typischen Aufgaben an den Kriegsfronten selbst, erfüllten durch militärische Einheiten oder in militärischem Auftrag errichtete längere Zubringerstrecken mitunter nach Einstellung der Kriegshandlungen oder anderer militärischer Verwendungen zivile Transportaufgaben. So wurde die in den 1870er-Jahren als k. u. k.-Heeresbahn errichtete Nachschublinie von Bosnisch Brod nach Zenica in Bosnien rasch zu einer vollwertigen Schmalspurbahn für die Allgemeinheit ausgebaut, womit das umfangreiche Streckennetz in der so genannten bosnischen Spurweite von 760 mm begründet wurde. Auch nach dem Ersten Weltkrieg, in dem Heeresfeldbahnen sehr umfangreich zum Einsatz kamen, dienten einige Strecken nunmehr dem öffentlichen Verkehr: So wurde z. B. die Grödnerbahn in Tirol als Nachschublinie an die Dolomitenfront erbaut. Auch die über 200 km lange Schmalspurbahn von Skopje nach Ohrid in Mazedonien mit einer Spurweite von 600 mm war ursprünglich eine solche militärische Bahn.
Transportables Feldbahn-Gleismaterial, Lokomotiven und Wagen wurden nach Einstellung der Kriegshandlungen und den durch die politischen Veränderungen bedingten Auflösungen zuständiger Truppenteile vielfach an zivile Interessenten verkauft. Dieses Material kam mitunter noch Jahrzehnte nach Kriegsende zum Einsatz. So sind in einigen Torfwerken noch heute Gleisjoche der kaiserlichen Heeresfeldbahn zu finden, und auch in Feldbahnmuseen finden sich vielfach solche stählernen Zeugen.
Fuhrpark
Für Heeresfeldbahnen wurde in der Regel besonderes Rollmaterial entwickelt. Ihre Lokomotiven, die sogenannten Heeresfeldbahnlokomotiven, zeichnen sich durch eine einfache und robuste Konstruktion aus und sie können sehr enge Bogenradien auch bei extrem schlechter Gleislage sicher befahren. Diese Konstruktionsmerkmale machten sie auch interessant für den zivilen Einsatz zum Beispiel auf Waldbahnen in der Forstwirtschaft oder auf Feldbahnen.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Heeresfeldbahn
Es wurden bei der Heeresfeldbahn neben den großen 4achsigen Brigadewagen
ein 4achs. Brigadewagen
auch kleine 2achsige Fahrzeuge gebraucht. Im Jahr 1917 wurde ein kleiner schmaler Wagen entwickelt der als Förderbahnwagen 12 bzw. Artillerie – Förderbahngerät in großen Stückzahlen gebaut wurde.
Eingesetzt wurde der Wagen auf fast allen 600mm Bahnen die durch die Heeresfeldbahn genutzt wurde. Z.B. auch in Frankreich und Russland.
Nach dem 1. Weltkrieg gerieten die verbliebenen Wagen in zivilen Nutzungen und galten in der Gegenwart, bis auf ein Exemplar das unvollständig im Deutschen Dampflokmuseum Neumark im Freien abgestellt ist, als verschollen.
der Wagen im DDM
Im Sommer diesen Jahres fand ich durch Zufall in einer alten Ziegelei einen Wagen der mir sofort irgendwie bekannt vor kam. Nach näheren genauen Hinschauen entpuppte sich der Wagen tatsächlich als einen echten Förderbahnwagen in noch dem alter entsprechen guten Zustand. Es fehlten nur die Aufbauten, sonst war der Wagen noch komplett.
Es erste Gedanke kam mir sofort auf: „den musst du haben“ Eine sehr schwierige Verhandlung mit dem Besitzer begann und endete glücklich mit dem Erwerb des Wagens.
Dieser wurde durch eine Spedition von der Ziegelei abgeholt und zu uns nach Halle gebracht.
Der Wagen ist nun zerlegt und soll ab Mitte diesen Jahres wieder in alter Schönheit der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Hierauf freue ich und alle Fans der deutschen Heeresfeldbahn ganz besonders. [/size]
noch paar historische Fotos:
heute sieht der wagen schon so aus
ich hoffe der kleine Bericht in die Heeresfeldbahnwelt hat gefallen. Bis dann und Gruß
der Feldbahner