@ Hoover
"Selten" ist hier relativ. Die feldgrauen Ordonnanzuniformen 1926 und 1940 sind eher noch einfach zu haben, wobei es drauf an kommt welcher Grad gesucht wird, und vor allem welche Waffengattung. Ein Infanteriewaffenrock ist immer noch rasch zu bekommen, aber ein Waffenrock der Feldpost ist da schon eine ganz andere Sache. Das Interessante an den feldgrauen Ordonnanzen sind die speziellen Funktionen und Einteilungen die sich über die aufgenähten Abzeichen manifestieren.
Schwer zu bekommen sind wiederum die feldgrauen Ordonnanzen 1914/15, weil die zuerst Vorstösse in der Waffenfarbe an Hosen und Waffenrocknähten hatten. Bereits 1917 erkannte man, dass dies unwirtschaftlich ist, und machte die Vorstösse für alle Waffen schwarz. Nur noch die aufgenähten Patten an Ärmel und Kragen behielten die Waffenfarbe. Diese "farbigen" Ordonnanzen aus der feldgrauen Zeit sind so rar weil sie nur ein paar Jahre gefertigt wurden, und weil sie ab den 20er Jahren als Exerzierklamotten zutode geschunden wurden. Die wenigen überlebenden Exemplare sind daher schwer zu kriegen.
Ein Lieblingssammelgebiet für den Schweizer Ordonnanzliebhaber sind die Uniformen der Ordonnanz 1898. Es ist die letzte "bunte" Uniform alten Schlages mit doppelreihig zu knöpfenden Waffenröcken, und prachtvoll verzierten Tschakos, die mit dem Glanz gekreuzter Waffengattungsinsignien richtiggehend prahlten. Diese Uniformen sind etwas schwieriger zu kriegen, aber so richtig selten sind sie im Allgemeinen auch nicht. Hier spielt die Neigung zu Spezialwaffen oft eine Rolle, etwa die grüne Uniform eines Schützen, oder das rare Tenü eines Mitrailleurs der Gotthardfestung, da wird's dann schon teuer.
Die Popularität der Ordonnanz 1898 war auch der Grund dafür, dass die in einem anderen Thread publizierte Dokumentation "Die Ordonnanz 1898 in Farbe" von Rost & Grünspan als erste Uniformordonnanz für diese Doku aufgegriffen wurde:
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Eines der wesentlichen Elemente bei der Sammelfreude dürfte die lokalen Bindung sein. Seit der Truppenordnung 1875 bis zur kompletten Neuordnung im frühen 21.Jh gab es zahlreiche Einheiten, wie etwa Infanteriebataillone, die mit unveränderter Nummerierung existierten. Da hat zuweilen schon der Urgrossvater im selben Bataillon bestimmter Nummer eines bestimmten Kantons gedient wie der Sammler von 1999. Folglich strebt man unter Umständen danach, möglichst verschiedene Ordonnanzmodelle aus über 100 Jahren zu dieser Einheut zusammenzukriegen.
Ich selbst habe meine Sammlerei auch auf die Ordonnanz 1852 ausgedehnt, die erste einheitliche des jungen Schweizer Bundesstaates. Infanteriefräcke und Lederzeug aus jener Zeit ist zwar noch vorhanden, aber man braucht Geduld und freut sich umsomehr wenn man ein Ensemble beisammen hat.
Einen Überblick zu den Schweizer Uniformen zwischen 1852 und 1949 gibt es übrigens hier zu sehen:
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