Gut 40 Prozent der Bauwerke der Berliner Innenstadt liegen im Untergrund. In den letzten Tagen des Dritten Reiches waren sie Schauplätze eines dramatischen Überlebenskampfes. Davon legen faszinierende Aufnahmen der alten Anlagen, Zeitzeugenberichte und Archivmaterial Zeugnis ab. Von den insgesamt mehr als 1.000 bombensicheren Schutzanlagen, die zwischen 1935 und 1945 in der damaligen Reichshauptstadt gebaut wurden, ist heute nur noch ein Bruchteil vorhanden. Zwischen 1940 und 1942 wurden über 400 meist genormte Bunkertypen überall in der Stadt errichtet. Teilweise ineinandergreifende und in ihrer Vielzahl verwirrende Sonderbauprogramme machen es heute schwer, den Überblick über die genaue Anzahl der tatsächlich gebauten Anlagen zu behalten. Nach Kriegsende wurden im Rahmen der Entmilitarisierung Deutschlands von den Alliierten über 80 Prozent der Bunker- und Luftschutzanlagen zerstört. Vielleicht liegt die Ursache für die nirgendwo sonst so rigoros durchgeführten 'Entfestigungsmaßnahmen' darin, dass sich die Alliierten in Berlin besser gegenseitig kontrollieren konnten als andernorts. Zu hoffen bleibt, dass die Bunker und ihre Geschichte für immer bleiben, was sie jetzt sind - Monumente zur Mahnung an hoffentlich nie wiederkehrende Ereignisse. 1990 wurde im Bereich der gerade gefallenen Berliner Mauer der SS-Fahrerbunker am Potsdamer Platz wieder entdeckt. Gavin Hodge war der erste Filmemacher, der in dieser in Vergessenheit geratenen Anlage einzigartige Bilder von den Fundstücken und den Wandmalereien drehen konnte. Der Bunker wurde zwei Tage nach Ende der Dreharbeiten wieder verschlossen und mit Erde bedeckt.
Martina Reuter arbeitet seit 1990 mit dem Kameramann Frieder Salm zusammen, der den Berliner Untergrund seit 1993 fotografiert. Die beeindruckenden Unterwasseraufnahmen im Adlonbunker, der nur zwei Tage geöffnet war, sowie die einmalige Begehung des Speerbunkers vor seiner Sprengung 1996 führten zu der Idee, das Berliner Bunkerlabyrinth filmisch zu dokumentieren. Martina Reuter und Gavin Hodge begegneten sich 1997 an der Deutschen Film- und Fernsehakademie. Gemeinsam entwickelten sie das erste Konzept für den Dokumentarfilm 'Bunker - Die letzten Tage'. Parallel zur Arbeit am Drehbuch sind sie immer wieder mit Frieder Salm in zufällig entdeckte Bunker eingestiegen, um die Räume in Bildern festzuhalten, bevor sie abgerissen oder zugeschüttet wurden. Dank der engen Zusammenarbeit mit dem Stadtplaner und bekannten Bunkerforscher Dietmar Arnold waren die einzigartigen Aufnahmen im unterirdischen Berlin möglich. Dietmar Arnold führte im Auftrag des Berliner Senats Vermessungen im Untergrund durch und konnte somit Türen, Kanaldeckel oder Stahlgitter öffnen, die den meisten verschlossen bleiben. Er entdeckte bei seiner Arbeit unzählige Bunkeranlagen, von denen niemand mehr wusste. Nicht selten waren die Drehbedingungen äußerst schwierig. Entweder standen die Anlagen unter Wasser oder waren nur durch enge, manchmal gefährliche Einstiege zu erreichen. Martina Reuter und Gavin Hodge erhielten beim Münchner Film Festival 2002 für 'Bunker - Die letzten Tage' den Discovery Channel Award.
Jeder Erfolg, den man erzielt, schafft uns einen Feind. Man muß mittelmäßig sein, wenn man beliebt sein will.