Eine Villa bei Berlin, 20. Januar 1942: Unter Führung von SS-Obergruppenführer Reinhard Heydrich diskutieren 15 ranghohe SS-Offiziere und Vertreter der Ministerialbürokratie die "Endlösung der Judenfrage". 90 Minuten später ist der Holocaust beschlossene Sache.
Januar 1942: Die deutschen Streitkräfte beklagen Verluste an allen Fronten und Amerika ist in den Krieg eingetreten. Zum ersten Mal scheint Hitlers Traum vom 1000-jährigen Reich ernsthaft in Gefahr. Vor diesem Hintergrund hat Reinhard Heydrich, einer der einflussreichsten SS-Offiziere und zugleich Leiter des Reichssicherheitshauptamtes, zu einer geheimen Konferenz in eine Villa am Wannsee eingeladen.
Der 20. Januar ist ein eisiger Wintertag. SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann, Leiter des Judenreferats im Reichssicherheitshauptamt, dirigiert zahllose Kammerdiener und Adjutanten, die ein üppiges Büffet herrichten. Sein Chef Reinhard Heydrich trifft sich mit 14 ranghohen Vertretern der SS und der Ministerialbürokratie. Reichsmarschall Hermann Göring hat ihn persönlich beauftragt, mit den Konferenzteilnehmern ein für die deutsche Reichsregierung drängendes Thema zu besprechen: die "Endlösung der Judenfrage".
Ein wichtiges Ziel ist für Heydrich bereits erreicht: die judenfreie Gesellschaft und Wirtschaft. Nun, so der überzeugte Nationalsozialist, der bereits 1938 die antisemitischen Ausschreitungen der Reichspogromnacht organisierte, müsse "der Jude selbst" ausgerottet werden. Heydrich erklärt, er wolle ganz Europa "von der jüdischen Bedrohung befreien". Im Laufe der Konferenz wird immer klarer, dass der Massenmord an Millionen von Menschen bereits beschlossene Sache ist. Bei einigen Teilnehmern regen sich zwar leise Proteste, doch nach und nach beugt sich jeder dem grausamen Diktat der Regierung. Nach weniger als zwei Stunden ist die Ermordung von elf Millionen Juden beschlossene Sache. Ein in der Geschichte der Menschheit beispielloser Genozid beginnt.
Hintergrund
Am 20. Januar 1942 wurde auf der Wannseekonferenz das endgültige Todesurteil für Millionen Menschen ausgesprochen und der Beginn einer industriellen Massenvernichtung eingeläutet. Adolf Eichmann ließ damals 30 Abschriften des Protokolls dieses Treffens anfertigen. Nach dem Ende des dritten Reiches waren die Papiere allerdings verschwunden. Nur eine einzige Kopie wurde wieder gefunden - 1947 im deutschen Außenministerium. Auf Grundlage dieses historischen Dokuments inszenierte der amerikanische Regisseur Frank Pierson seinen erschütternden, zehnfach Emmy-nominierten Fernsehfilm, der die erschreckende Kaltschnäuzigkeit der Verantwortlichen vorführt und einen Einblick in die inhumane Ideenwelt eines verbrecherischen Staates gewährt, die den Weg für grausamste Taten und millionenfachen Mord ebnete.
Der Film verzichtet auf die Darstellung physischer Gewalt. Er zeigt lediglich 15 Männer, die in aller Ruhe einen Völkermord planen. Die Probleme, die sie dabei beschäftigen, sind eher mathematischer als moralischer Natur. Für das heutige Publikum sind Business-Meetings etwas Alltägliches, und Pierson inszeniert genau das: eine Konferenz, ein Arbeitstreffen, bei dem es geschäftlich und sachlich-nüchtern zugeht. Dabei lassen Frank Pierson und Drehbuchautor Loring Mandel die handelnden Personen nicht als abstrakte Monster erscheinen. Heydrich, Eichmann und alle anderen sind gewöhnliche Menschen aus Fleisch und Blut. In Anlehnung an die Philosophin Hannah Arendt zeigt "Die Wannseekonferenz" die erschreckende "Banalität des Bösen".
Für die Rolle des skrupellosen Nazi-Politikers Reinhard Heydrich wurde das britische Multitalent Kenneth Branagh ("Heinrich V.", "Wild Wild West") mit einem Emmy ausgezeichnet und für den Golden Globe nominiert. An Branaghs Seite agieren Stanley Tucci ("The Terminal"), der für sein überzeugendes Spiel mit einem Golden Globe geehrt wurde, und Colin Firth ("Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück", "Das Mädchen mit dem Perlenohrring").
Weitere Infos:
Stanley Tucci im unterirdischen Abenteuer "The Core". In Steven Spielbergs kaum beachteten "The Terminal" spielte er ebenfalls, bevor er dieses Jahr neben Meryl Streep in der Bestseller-Verfilmung "Der Teufel trägt Prada" zu sehen sein wird.
Kenneth Branagh als eitler Lehrer in "Harry Potter und die Kammer des Schreckens".
Colin Firth übernahm nach seinem "Bridget Jones"-Erfolg die Hauptrolle in "Eine zauberhafte Nanny". Seine nächsten Projekte sind "The Enchanted Sword" und das Remake von "Das Mädchen aus der Cherry-Bar".