The Thin Red Line

Was demnächst im Kino, Fernsehen & Theater läuft oder gerade gelaufen ist.

The Thin Red Line

Beitragvon Lucky Jack am Fr 19 Aug, 2005 18:48

Der Film bringt einen zum Nachdenken, zum Weinen, zum Wütendsein... und er lässt einen den Atem anhalten!
Ein Kriegsfilm, der den Krieg nicht verharmlost oder verschönt, wie es manch anderer Film tut!

The Thin Red Line
Der Schmale Grat

Während der historischen Schlacht um Guadalcanal arbeitet sich eine Einheit der amerikanischen Streitkräfte einen strategisch wichtigen Hügel hinauf. Das ist die ganze Geschichte. Der Film hat weder ein Zentrum in einer seiner Figuren noch eine Spannungskurve mit Klimax und Happy End (bei Kriegsfilmen: alle tot ausser Hauptfiguren minus eine); keine Sinnvollen Sterber, keine Tapferen Überleber. Nur eine Handvoll Individuen, die jeweils auf ihre Weise versuchen, ihre innere Welt im Chaos des Krieges zusammenzuhalten, so gut es eben geht.

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Der Film beginnt mit einem Prolog um den Soldaten Witt (Jim Caviezel), der sich vorübergehend von der Front absentiert hat und mit melanesischen Ureinwohnern auf einer paradiesisch friedlichen Insel lebt. Er wird von einem amerikanischen Kriegsschiff aufgegriffen, ein Feldweibel (Sean Penn) offeriert ihm, statt vor Kriegsgericht zu gehen beim bevorstehenden Gefecht die Verwundeten einzusammeln. Nick Nolte gibt einen erbitterten Kommandanten, der nach Jahren der Theorie endlich seinen Krieg in Praxis haben will; Elias Koteas seinen Untergebenen, der sich weigert, «seine Männer» dem selbstmörderischen Schlachtplan des Kommandanten zu opfern; Woody Harrelson ist wie immer hervorragend als Gruppenführer, Ben Chaplin's Soldat Bell versucht seinen Verstand mit der Erinnerung an glückliche Szenen mit seiner Frau zu retten. Weitere Figuren kommen und gehen, oft nur für eine oder zwei Szenen, unter ihnen Stars wie John Cusack, John Travolta, George Clooney.

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Viele englischsprachige Filmkritiker haben beanstandet, dass Terrence Malick diese Schauspieler verheize, dass er ihr Talent verschleudere, anstatt ihre Charaktere im Rahmen einer sinnreichen Geschichte wachsen und zusammenwachsen zu lassen, so wie das Spielberg in Saving Private Ryan getan hat. Offensichtlich geben sie dem Abspulen bewährter Erzählmuster den Vorzug gegenüber einem mutigen Versuch, den Charakteristika des realen Kriegsgeschehens und seiner Wirkungen auf das Individuum formal gerecht zu werden. Terrence Malick, der seit seinem letzten Film 20 Jahre verstreichen liess, verhält sich als Regisseur einerseits tatsächlich wie ein General, der unbekümmert um Verluste ein ganzes Heer von Stars in die Schlacht schickt, ohne ihre Überlebenschancen an der Bekanntheit ihrer Gesichter zu messen. Andererseits gestattet er jedem seiner Protagonisten für die ihm gegebene Zeit mehr Identität, als dies Spielberg selbst mit seiner Hauptfigur gelingt. Die Soldaten führen innere Monologe, die wir als leise Stimmen aus dem Off vernehmen. Während Spielberg seine Geschichte durch die Stimme eines einzelnen Soldaten erzählt, der dem erlebten Schrecken im Rückblick Sinn geben will, verteilt Malick die Erzählfunktion auf mehrere Individuen. Diese suchen zwar auch den rettenden Sinn im Wahnsinn Krieg, doch verhindert gerade ihre Vielstimmigkeit jene einheitliche Sinngebung, die «Saving Private Ryan» zum eigentlichen Skandal macht. Spielbergs Absicht ist immer die gute, doch sein Weltkriegsdrama um die gerettete Menschlichkeit in unmenschlicher Zeit könnte sich ebenso gut im KZ oder auf dem Sklavenschiff oder im Baseball-Milieu abspielen und liesse sich mit wenigen Eingriffen sogar zur Komödie modifizieren. «Saving Private Ryan» setzt die Notwendigkeit der militärischen Intervention in der Normandie als selbstverständlich voraus, gestattet seinen Charakteren altbackenes Heldentum, und eine völlig unsinnige militärische Operation gerät bei Spielberg zum Musterfall des Wahren Humanismus.

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Um solche Fragen kümmert sich «The Thin Red Line» nicht. Ob die verlustreiche Rückeroberung des Pazifik historisch oder ethisch gerechtfertigt sei, ob der einzelne Soldat sich tapfer und loyal verhält, ist kein Thema. Seine Perspektive ist gleichzeitig eine höhere und eine niedrigere: niedriger insofern als die Kamera buchstäblich mit dem einzelnen Soldaten im Gras liegt, sein Flüstern hört, seine Angst atmet. Höher, weil der Film sich über vordergründige Ethik und prätentiösen Humanismus erhebt. Sein Anliegen sind die individuellen Traumatisierungen und die fragilen inneren Gegenwelten, mit denen die Figuren den äusseren Horror zu bannen versuchen. Die andere grosse Gegenwelt bilden in Malicks Film die atemberaubenden Naturschönheiten der Südseeinsel, vor deren Hintergrund sich das Blutbad abspielt. Sie erscheint weder als das Opfer des Krieges noch steht sie zu ihm in einem oppositionellen Verhältnis. Es ist die stets gleichgültige Natur, die, obzwar sie einige Schürfungen abkriegt, dem verzweifelten Kampf der Menschen mit stoischer Neutralität zusieht.

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Saving Private Ryan ist konventionelles Kino, «The Thin Red Line» ein waghalsiges Experiment, welches im Genre des Kriegsfilms eine neue, ungewöhnliche Tonart anschlägt. Der Film ist poetisch und philosophisch, ohne sentimental und belehrend zu sein. Den Silbernen Bären der Berlinale und die sieben Oscarnominierungen hat sich Terrence Malick, der «Aussenseiter von Hollywood», redlich verdient.

BildOriginaltitel: The Thin Red Line
Deutscher Titel: Der schmale Grat
Filmlänge: 170min
Regie: Terrence Malick
Drehbuch: Terrence Malick
Release: 26.02.1999
Lucky Jack



Beitragvon Major Kusanagi am Sa 27 Aug, 2005 18:43

Ich zähle diesen Film zu meinen Favoriten des Genres. Er bricht brutal mit dem Mainstream-Konzept des Kinos, welches nach Helden und Happy-Ends verlangt. "The Thin Red Line" ging unverdient im ganzen Hype um "Saving Private Ryan" unter. Dabei ist mir gerade letzterer Film in unguter Erinnerung weil berufene und unberufene Kritiker ständig in die Welt hinauslobten, wie erschreckend und lehrreich dieser Spielbergstreifen doch die Schrecken des Krieges drastisch darstelle.

Ich persönlich halte an "Saving Private Ryan" lediglich die ersten rund 20 Minuten mit der Sequenz zur Landung in der Normandie für sehenswert, und wage es sie zu einem Lehrstück des Handwerks zu erheben. Leider musste Spielberg aber diesen Film auch an ein breites Publikum verkaufen, weshalb flatternde Sternenbanner, tumbe Feinde und harte Burschen die wissen was ihr Job ist in die Suppe mit reinmussten. Spätestens wenn die Kavallerie in P-51 Mustangs kommt, und die bösen Indianer in ihrem Tiger I niedermacht, kommt einem der Plot vor wie bereits getrunkener Kaffee.

Terrence Malick schuf hingegen einen Film über den Krieg, den ich mit Erich Maria Remarques Buch "Im Westen nichts Neues" vergleichen möchte. Der Krieg wird nicht mit einem tieferen Sinn wie dem Kampf gegen ein finsteres Imperium serviert, sondern als eine Katastrophe die Freund und Feind gleichsam heimsucht und vernichtet. Wie hölzern wirkt Spielberg wenn er einen einzigen Deutschen mit sympathischen Zügen vorführt. Hölzern wenn man ihn mit Malick vergleicht, der einen todwunden Japaner einem abgestumpften Amerikaner gegenüberstellt, und man sich fragt was gut und böse ist.

Spielberg weist die Rollen zu. Er definiert wer der Feind ist und der Feind ist es der am Ende mit Beharrlichkeit und Opferbereitschaft überwunden wird. Dann senkt sich das Sternenbanner über alles, und ich frage mich ob ich ob das meine Kotze ist die mir da auf den Pulli fleckte. Malick beobachtet und der "Feind" erscheint bei ihm in einigen kurzen Sequenzen mehr denn je als menschliches Wesen, verstört und gehetzt wie es Soldaten im Krieg nun einmal sind. Und des Soldaten Feind lauert nicht nur beim Gegner, er tritt auch in den eigenen Reihen in der Gestalt skrupelloser Vorgesetzter auf.

Über alles senkt sich kein Sternenbanner und kein Sinn sondern nur eine tropische Landschaft, deren Flora und Fauna einen unerträglich schönen Kontrast zum Morden bilden. Die Natur verschwendet keinen Augenblick um beim irrsinnigen Treiben der Bestie Krieg zu verweilen, die der Mensch entfesselte. Sie wendet sich ab und geht ruhig ihres Weges. Man sieht den Film, und schämt sich einer Spezies anzugehören die sich nicht an diesem Paradies erfreuen will sondern Tod, Leid und Zerstörung hinein trägt.
Major Kusanagi



Beitragvon HIDE am Sa 27 Aug, 2005 20:17

Was mich an "Der Schmale Grad" so fasziniert hat, war die Sehnsucht des Menschen nach Frieden, ich weiss nichtmehr wie die Hauptfigut hieß, aber er wird zu beginn aus diesem "Inselparadis" möchte ich es gar nennen gerissen und in einen Krieg geworfen der ihm in dieser Situation so fehrn erschien das er wie aus einer anderen Galaxis zu kommen schien.
Die Menschen die auf dieser Insel gelebt haben hatten keine Ahnung von den Schlachten und dem Blutvergiesen das weit ab ihrer Heimat geschah und die Suche eines Menschen nach diesem Frieden, der dann aber dazu genötigt wird durch die Hölle zu gehen um für etwas zu kämpfen das auf den ersten Blick groß, auf en zweiten aber dumpf und hohl aussieht ist eine geniale Darstellung des Krieges.

Der Schmale Grad ist ein absolut faszinierender Film und nicht nur der wunderschöne Dschungel in denen sich die Soldaten befinden, nein auch die sanfte und fremdanmutende Musik dieser Insulaner machen den Krieg fremd.
Ich kann mich Kusanagi nur anschließen wenn er sagt das der Mensch sich an diesen hauptsächlichen Nebensächlichkeiten nicht erfreuen kann, sondern seine Ideologie und damit auch Feuer und Schwert mit sich bringt.

Auf jedenfall neben 08/15 und im Westen nichts neues eines der besten Werke.
HIDE



Red

Beitragvon Napoleon am Di 30 Aug, 2005 16:56

Der "Der Schmale Grad" bin ich auch der Meinung gehört zu den besseren Filmen, zu seinem Pech kam er fast gleichzeitig mit dem Soldat James Rayn in die Kinos und wurde deshalb nicht so beachtet.

Eigntlich sind fast alle Kriegsfilme aus dem Hause Hollywood voll von Probaganda und zielen nur auf den Gedanken jedem Land und jeder Person die Freiheit und Demokratie zu bringen. (Da kenne ich doch noch jemanden! :-k )
Der BÖFEI wird immer als ein dummes Hirnloses etwas dargestellt.

Bis auf ein paar Ausnahemn sind Filme mit französischer oder deutscher Produktion viel neutraler, was das angeht. Klar will jeder nur das beste seines Landes zeigen, aber diesen Gard überschreiten die Filmemacher Hollywoods doch jedesmal von Anfang an.

Zu einem der besseren Filme ist für mich auch Stalingrad. Enemy at the Gates geht für eine US Produktion auch noch durch, der Film hat gute Ansätze. Das hat aber auch den Grund das man ja die Russen auch nicht unbedingt im allerbesten Bild zeigen will, wie auch die Deutschen.

Nochmals zurück zum "Der Schmale Grad". Ich kenn keinen Film in den man so hineingeht wie dieser. OK, zugegeben, er zieht sich dann schon noch etwas, aber er ist es Wert.
:smt026

HIDE hat geschrieben:
Auf jedenfall neben 08/15 und im Westen nichts neues eines der besten Werke.


Welche Version meinst du denn?
Jeder Erfolg, den man erzielt, schafft uns einen Feind. Man muß mittelmäßig sein, wenn man beliebt sein will.
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Beitragvon Romeo am Di 04 Apr, 2006 21:56


der schmale grat, der titel sagt alles und nichts. krieg ist immer eine grat wanderung zwischen lebén und tod, zwischen gut und böse, zwischen verbrechen und humanität.
ein film der seinesgleichen sucht aber nie finden wird.

ein herausragender film
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