von Hitomi am Fr 08 Okt, 2010 07:48
Nachtrag (mit einer richtigen Tastatur unter den Fingern schreibt es sich so viel bequemer)
Cecilia Bartoli hat eine fantastische Stimme, und ist eine Wegbereiterin für viele "Vergessene" Komponisten, denn mit ihrem Namen kann sie Plattenfirmen auch dazu bringen, ein Wagnis einzugehen (was sich für Decca bislang immer ausgezahlt hat)
Dazu kommt ein sehr sonniges Gemüt und eine wunderbare Ausstrahlung. Ich mag sie sehr.
Bei Konzerten resp. Opernaufführungen kann das Hörerlebnis aber beeinträchtigt sein:
Hat sie einen guten Tag, schwört man, dass sie die Beste ist. La Primadonna assoluta.
Hat sie einen Schlechten hält man die Hand horchend ans Ohr, frei nach "Hallo, Frau Bartoli? Ich sehe, sie singen, aber ich höre nichts." (ist mir schon zweimal passiert - einmal davon im Stadtcasino Basel, was ohnehin eine schauderhaft schlechte Akustik hat)
Bei Opern ist meist der zweite Sopran grottenschlecht besetzt - was dem Gesamterlebnis der Aufführung auch nicht grad viel Gutes tut. (Semele, Opernhaus Zürich, vor zwei Jahren)
@ Hagelhans: Wenn Dich Contralto resp. Kastratenstimmen interessieren, mit der neuen "Welle" an Barockmusik gibt es immer mehr Auswahl.
Manche mit weniger bekannten Namen, aber jeder einzelne Excellent)
Hör Dich mal bei Anne Sophie von Otter (z.B. Die geniale Ariodante Einspielung. Den Sesto in der 2003er Inszenierung ist im Vergleich etwas trocken geraten).
Oder Marco Beasley (ich denke, die Einspielung "Stefano Landi - Homo fugit velut umbra" - mit dem Ensemble l'Arpeggiata könnte Dir gefallen)
Oder eben - Marijana Mijanovic (Ihr "Cesare" unter Marc Minkowskis Leitung ist nach wie vor unübertroffen)
Oder Philippe Jaroussky - wobei ich den erst einmal "Live" gehört habe, und das entsprechend schlecht beurteilen kann.
Setzt Dich einfach mal bei Jecklin oder Musig Hug (gibts die beiden in Zürich eigentlich noch?) rein, und hör Dich durch. In Basel lege ich dagegen jedem das "Musica Classica" im Spalenberg ans Herz. Herr Wyss hat sehr eigene Ansichten, hat aber eine unglaublich fröhliche Art einem neue oder unbekannte Komponisten oder Interpreten näherzubringen.
Das Publikum hat ein Recht darauf, nicht angeschmiert zu werden, auch wenn es darauf besteht, angeschmiert zu werden.
Theodor W. Adorno, deutscher Philosoph (1903-1969)