Ich hoff mal das darf auch in dieses Forum - ich hab gedacht, da doch einige gerne ab und zu ins Theater gehen wäre ein Thread dazu ganz nützlich? So dass man vielleicht im Falle eines Falles vorgewarnt ist
Ich mach mal den Anfang mit dem was ich zuletzt gesehen hab:
LA SYLPHIDE - Opernhaus Zürich
Wunderschönes klassisches Ballett wie es sich gehört, Choreographie von Kobborg nach Bournonville. Was zum Reinsitzen, abschalten und sich verzaubern lassen, wunderschöne Kostüme und Bühnenbild (im 1.Akt alle im Kilt, klassisch-romantisches "Ballet blanc" im 2. ) und erstklassige Tänzer. Diese Saison wird es noch 3x gespielt
WÄRE HEUTE GESTERN UND MORGEN JETZT - Opernhaus Zürich
Ein Ballett ohne Handlung zu Musik von Bach (u.a. Brandenburgisches Konzert und Magnificat) Die Musik wird in Tanz übersetzt, wieder mit den besten Tänzern die das Opernhaus zu bieten hat. Yen Han, Arman Grigoryan und Vahe Martirosyan - unbedingt ansehen!
AGRIPPINA - Opernhaus Zürich
Mmmmnaja - eigentlich müsste man das Stück 2x ansehen, einmal mit und einmal ohne Ton. Eine wahre Kostümschlacht mit aufwendigsten Kleidern und einem durch die Drehbühne äusserst abwechslungsreichen Bühnenbild - das ist der Teil fürs Auge. Nur leider passt der so gar nicht mit dem fürs Ohr zusammen... Die Kostüme und auch das Bühnenbild sind Stil Edel-Rocky-Horror/Bondage/Luxusbordell/Frankensteinlabor, die Musik allerdings astreiner Händel. Passt wie die Faust aufs Auge.
Die Sänger sind hervorragend, Vesselina Kasarova als intrigante Giftspritze Agrippina und Marijana Mijanovic als Ottone sind umwerfend (Mijanovic nimmt man die Rolle voll ab, wenn mans nicht wüsste und an der Stimme hören würde könnte da auch ein junger Mann stehen) Laszlo Polgar als alter Lüstling kommt auch gut, und Eva Liebau als Poppea überzeugt auch. Die Hofschranzen Pallando und Narcise fallen in meinen Augen etwas ab, auch von Anna Bonitatibus als rotzlöfflliger Nero hätt ich etwas mehr erwartet. Aber vielleicht war sie ja auch gesundheitlich angeschlagen heute, die Sänger seuchen sich reihenweise durch im Moment.
Fazit - absolut hörenswert und von der schauspielerischen Leistung und den Kostümen auch sehenswert - für die Inszenierung gehört der Regisseur meiner Meinung nach allerdings mal in Logik- und Geschichtsunterricht geschickt, es passt einfach nicht zusammen. Aber vielleicht bin ich auch nur ein zu grosser Kulturbanause um zu verstehen, wieso Agrippina ihre Zweifel und Hoffnungen, dass die Intrige doch noch gelingt, in einem Schlachthaus zwischen Rinderhälften äussern muss, worauf sich Pallando und Narcise mit Kettensäge und Fleischerbeil attackieren...