Wie authentisch ist der Film "Der Patriot" mit Mel

Was demnächst im Kino, Fernsehen & Theater läuft oder gerade gelaufen ist.

Wie authentisch ist der Film "Der Patriot" mit Mel

Beitragvon Tech am Sa 28 Feb, 2009 20:30

Hallo zusammen

Angeregt von den Diskussionen über "Master and Commander" komme ich gleich zum nächsten Film. Vielleicht ist die Frage hier im Forum schon einmal diskutiert worden, doch hat meine Suche danach kein Ergebnis angezeigt.

1) Was mir bei der kürzlichen Durchsicht auf der DVD aufgefallen ist, dass das metallische Schlagen beim Abfeuern der Gewehre sehr prägnant ist. Ist dem im Realen wirklich so?

2) Ist es korrekt, dass der Schütze seinen Blick (zum Schutze der Augen) beim Zünden abgewendet hat?

3) Ebenfalls markant ist, dass fast ausschliesslich auf britischer Seite "British Grenadiers" gespielt wird. Hatte denn nicht jedes Regiment ein eigenes Arsenal an Musikstücken (wie es z.B. bei Preussens der Fall war)?

4) Ist denn die ganze Erzählung in etwa wirklich so abgelaufen oder sind es Einzelschicksale, welche zusammengesponnen wurden?

5) Spielt Mel Gibson denn seine Rolle als Benjamin Martin in etwa so, wie es aus der Geschichte überliefert ist?

Vielleicht bekomme ich noch mehr Antworten, als ich hier Fragen gestellt habe. Ich freue mich schon jetzt diese genüsslich zu lesen und danke recht herzlich für eure Bemühungen!

Gruess, Tech

"Ein fundamentaler Grundsatz für die kleinen Armeen besteht darin, immer in Massen zu handeln; durch seine Anwendung allein können sie einige bedeutende Unternehmen vollbringen, indem sie darauf verzichten, alles zu decken und nur das Hauptziel anpeilen." (Jomini, 1779-1869)
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Beitragvon Napoleon am So 01 Mär, 2009 10:19

Tech hat geschrieben:1) Was mir bei der kürzlichen Durchsicht auf der DVD aufgefallen ist, dass das metallische Schlagen beim Abfeuern der Gewehre sehr prägnant ist. Ist dem im Realen wirklich so?


Eigentlich nicht so ganz wie im Film zu hören ist, jedoch wird bei Filmen oft der Sound etwas überspitzt. Auch bei Säbel-Duellen klingen die Säbel doch meist viel zu lange nach und sind zu hell.

Tech hat geschrieben:2) Ist es korrekt, dass der Schütze seinen Blick (zum Schutze der Augen) beim Zünden abgewendet hat?


Jeder der schon mal mit einer Steinschlossmuskete geschossen hat weiss, das Augen offen halten ganz schlecht ist. Mit dem wegdrehen des Kopfes und dem Augenschliessen verhindert man, das Schwarzpulver in die Augen spritz, was höllisch brennt.

Tech hat geschrieben:3) Ebenfalls markant ist, dass fast ausschliesslich auf britischer Seite "British Grenadiers" gespielt wird. Hatte denn nicht jedes Regiment ein eigenes Arsenal an Musikstücken (wie es z.B. bei Preussens der Fall war)?


Die Briten hatten auch eine ganze Fülle von Titeln die Sie spielen konnten, nur war hier wahrscheinlich die Absicht des wiedererkennens, damit der Zuschauer sicher sein konnte, das es Briten waren.

Tech hat geschrieben:4) Ist denn die ganze Erzählung in etwa wirklich so abgelaufen oder sind es Einzelschicksale, welche zusammengesponnen wurden?


Die Figur Benjamin Martin ist fiktional, allerdings werden ihm im Laufe des Films die Verdienste von etwa einem halben Dutzend Revolutionshelden zugeschrieben, so z.B. Thomas Sumter oder Andrew Pickens. Hauptsächlich ist die Figur jedoch angelehnt an Francis Marion, der als einer der Ersten Guerilla-Taktiken gegen die Engländer einsetzte und vorwiegend in Sümpfen agierte, daher seinen Spitznamen „Swamp Fox“ verdiente. Wie das in Historiendramen so üblich ist, wird natürlich alles gnadenlos beschönigt: Marion war, abgesehen von seinen Heldentaten während des Krieges, ansonsten bekannt als ein Rassist erster Kajüte und überzeugter Sklavenhalter.

Vorbild für die Auseinandersetzung zwischen Benjamin Martin und William Tavington sind, wie schon erwähnt, vor allem die realen Personen Francis Marion und Banastre Tarleton, die allerdings beide den Krieg überlebten. Tavington deutet in einer Szene des Films an, er könne wegen seiner Taten nicht mehr als Ehrenmann nach England zurückkehren. Tarleton wurde dagegen in England wegen seiner Erfolge als Kriegsheld gefeiert.

Im Film wird des öfteren der „Krieg gegen die Franzosen und Indianer“ erwähnt. Hierbei handelt es sich um nichts anderes als den Siebenjährigen Krieg zwischen England und Frankreich, der auf seinem eigentlichen Hauptschauplatz, dem amerikanischen Kontinent, ein paar Jahre länger dauerte und ergo unter einem anderen Namen bekannt ist: „The French & Indian War“, weil die damals noch loyalen Kolonisten vornehmlich gegen die französischen Kolonien und die mit ihnen verbündeten Indianer kämpften. Der Vorfall in „Fort Wilderness“, an dem Benjamin Martin während dieses Krieges beteiligt war, ist rein fiktional, einen Ort dieses Namens gibt es nicht.

Der Film birgt jedoch noch eine ganze Fülle von sonstigen Fehlern.

Bei der Szene bei der Mel Gibson einem Ladenbesitzer einen 5 Dollar Schein gibt, kann man darauf Benjamin Lincoln erkennen.

Die Hauptstadt South Carolinas, Charleston, fällt im Film bereits im Jahre 1778 in englische Hand. In Wahrheit wurde Charleston jedoch erst im Mai 1780 von den Engländern eingenommen.

Als Colonel Tavington und Lord Cornwallis über Ohio sprechen, können sie schwerlich gewußt haben, worüber sie eigentlich reden: Ohio war zum Zeitpunkt des Unabhängigkeitskrieges nicht von Weißen besiedelt, nur der Stamm der Ohio-Indianer lebte dort. Erst im Jahre 1801 wurde der Staat Ohio gegründet.

Im Film wird in einer Proklamation bekanntgegeben, das Georg Washigton bekannt gibt, das alle Sklaven frei sind, wenn Sie ein Jahr für die Revolution kämpfen würden. George Washington basass selbst 390 Sklaven!!!

Mir fällt sicher noch mehr ein.
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Beitragvon Tech am So 01 Mär, 2009 19:05

Das ist ja schon eine beachtliche Mängelliste, die Du da aufgeführt hast, Napoleon. Und eine sehr lehrreiche dazu. Ich hätte nie gedacht, dass die Inkorrektheiten so massiv sind!

Hier spiegelt sich wahrscheinlich der Herstellort (Hollywood) wieder, oder dann ist es historische Verklärtheit, die dem Heldenepos ein wenig Auftrieb verleihen will.

Wie steht es denn um die Schlachtszenen, was Gefechtsordnung, Ablauf und Einsatz der Mittel angelangt. Ist wenigstens dies in etwa mit den historischen Gegebenheiten übereinstimmend, frei nach dem Grundsatz: so könnte es gewesen sein?

Ich persönlich störe mich in diesen Filmen immer wieder an den erstaunlich geringen Rückstössen für schwere Kanonen und Mörser. Wenigstens ist da bei Master and Commander nicht zu knapp gespart worden. Doch bei offenen Feldschlachten ist das immer noch Mangelware....

"Ein fundamentaler Grundsatz für die kleinen Armeen besteht darin, immer in Massen zu handeln; durch seine Anwendung allein können sie einige bedeutende Unternehmen vollbringen, indem sie darauf verzichten, alles zu decken und nur das Hauptziel anpeilen." (Jomini, 1779-1869)
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Beitragvon Seegras am Mo 26 Okt, 2009 23:03

Ich wärms grad noch mal auf, weil ich mich grad über unhistorische Filme nerve:
http://www.patriotresource.com/insights ... page1.html
http://dir.salon.com/story/ent/movies/f ... 3/patriot/
Inklusive dem Verlegen des SS-Massakers von Oradour-sur-Glane 1944 in den amerikanischen Unabhängigkeitskrieg.


Bild

Also lests bevor Hollywood das Zeug in die Finger bekommt:
http://adarena.blogspot.com/2006/05/cze ... books.html
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