wie historisch korrekt ist master and commander?

[Peter]

hallo leute

da ich mir gerade den film "Master and Commander" ansehe frage ich mich wie gut und genau er ist?

mfg peter

[Stefan vom Basilisk]

Soweit ich mich erinnere, sind die Knopflöcher der verwendeten Uniformen handgenäht... mehr kann ich leider nicht sagen, hab von der Zeit leider 0 Ahnung.

[troupier suisse]

Zur historischen Korrektheit von Master and Commander sagt Radio Eriwan:

Im Prinzip ja, aber der Krieg gegen Napoleon ist eigentlich der Krieg von 1812 gegen die USA und die französische Acheron ist eigentlich die amerikanische Fregatte Norfolk die wehrlose englische Walfänger jagt. Aber man wollte dem amerikanischen Publikum im Film nicht die eigenen Jungs als bösen Feind zumuten, also hat man die Handlung des 1984 erschienenen Romans "The Far Side of the World" von Patrick O'Brian einfach umgeschustert. Ausserdem ist die ganze Handlung des Romans reine Fiktion und wurde für den Film nochmals massiv umgebaut.

[Parabellum]

Wie es auf einem Schiff damals so zuging ist nicht schlecht dargestellt. Wenn man gerne die Hornblower Romane liest oder gelesen hat, so ist das eine gute Illustration, damit man sich das vorstellen kann. Gerade so als 12 jährige Midshipmen hat man damals die Karrierere als Navy Offizier angefangen.

[Seegras]

Ich finde ihn extremst gut gelungen. Sowohl was Sozio- als auch was Sachkultur betrifft.

Es hat ein paar kleine Fehler oder unwahrscheinliche Verhaltensweisen drin; hier so eine Aufstellung:

Historische Fehler
- Navy-Offiziere an Bord tragen normalerweise niedere Schuhe, und nicht irgendwelche "Hessian Boots" (obwohl die sonst überall sehr beliebt waren).
- Cricket wurde damals noch mit Wickets mit nur 2 Pflöcken gespielt, nicht schon mit 3. Der Bat ist auch zu modern. Und natürlich wirft der auch zu modern (diese komische Wurftechnik kommt erst nach 1860).
- Das Gebet ist eine zu moderne Version. Sollte die von 1662 sein: "Our Father, which art in heaven..." (und nicht "who art" von der amerikanischen 1892er-version).
- Toast: Es wurde damals nicht "To" vornedrangehängt. Also nicht "To The King", sondern nur "The King".
- Scheinbar stammt das Wort "vegetarian" von 1842.
- Sonnenschirm: Zu klein für 1812; der Stil im Film wäre 1850.
- Rudergänger wären im Sturm mindestens zu zweit; eher zu viert.
- "authority corrupts." ist ein Spruch von Lord Acton 1834.
- "O. K." -- 1839.
- Silbernes Geschirr etc. in Herstellungsart der späten 1830er.
- Es gibt keine Gespenstschrecken auf den Galapagos, auch diese Art Schildkröten nicht. Und grüne Iguanas auch nicht.
- Manchmal dreht der Rudergänger das Ruder falsch rum. Und manchmal wird schon gerefft bevor der Befehl kommt. Ebenfalls stimmt die Segelstellung manchmal nicht und Fahnen wehen falschrum oder Rauch steigt in die falsche Richtung
- Eight Bells und die Wachen werden nicht gewechselt ;)

Und dann einige Fehler die mit dem Umversetzen des Jahres von 1812 auf 1805 passiert sind:
- Valparaiso ist um 1805 in Spanischer Hand -- und Spanien verbündet mit Frankreich. Keine Chance da eine Prise loszuwerden.
- Das Buch über Nelson wurde 1806 publiziert.

Aber das sind so wahnsinnig wenig Details falsch dass man die sogar aufschreiben kann. Bei anderen Filmen ist man eher erfreut wenn IRGENDEIN Detail mal korrekt ist.

Das hier meinen so ein paar Marinehistoriker:
http://www.news.navy.mil/search/display ... y_id=10557

[Yaslaw]

Es lohnt sich auf der DVD die herausgeschnittenen Szenen zu betrachten. Es hat einige schöne Aufnahmen vom Leben an Bord (Essen bei der Kannone, Freiwache...)

[Napoleon]

Ich kann mich dem nur anschliessen. Das Gesammtbild ist auch sehr gut gelungen und die die Macht der Seeschlacht kommt sher gut rüber.

@ Seegras
Danke für die Details, bin doch wieder etwas schlauer. Einzig der Fezen Hemd des Arztes den man rausholt hat mich doch etwas verwundert, denn ich glaube nicht das ein so schönes rundes Stück Stoff rausgeschossen werden kann.