Mittwoch 5. November 2008 um 21.00 Uhr auf Arte
Die Hölle von Verdun
Innerhalb des Programmschwerpunkts "1918" dokumentiert der Film mit detailgenauen szenischen Rekonstruktionen die Schicksale deutscher und französischer Soldaten in der Schlacht um Verdun. Die Schlacht von Verdun liegt über 90 Jahre zurück. Verdun gilt als Symbol für die Sinnlosigkeit des Krieges überhaupt. 300 Tage tobte die Schlacht, die zum Inbegriff für das Grauen moderner Vernichtungskriege wurde. Die beiden Autoren Oliver Halmburger und Stefan Brauburger führen bewegende Kriegsschicksale vor Augen.
"Hunderttausende werden auf Befehl eines Einzigen geopfert, und sie wissen nicht einmal, ob sie für Recht oder Unrecht kämpfen". Das sind Worte aus dem Tagebuch des Juristen Karl Rosner, der den Krieg überlebte - eines von mehreren Schicksalen, die in "Die Hölle von Verdun" geschildert werden. In der 300 Tage währenden Schlacht kamen 700.000 Menschen ums Leben oder wurden verwundet. Es war das folgenschwere Kalkül des deutschen Generalstabschefs Erich von Falkenhayn, dass in einer gigantischen Material- und Menschenschlacht das Heer des Gegners zermalmt werden sollte. Die Parole des französischen Generals Henri Philippe Pétain lautete: "Halten um jeden Preis!" Immer wieder wurden Soldaten von beiden Seiten ins Niemandsland getrieben, als seien sie unbegrenzter "Rohstoff" für die "Maschine Krieg".
Der Film verleiht unbekannten Schicksalen ein Gesicht, erinnert an die Geschichte von Menschen auf dem Schlachtfeld, die Befehle ausführen mussten, erteilt von Generälen, die das Grauen in den Schützengräben nur aus der Ferne kannten. Über 90 Jahre danach reflektiert die szenische Dokumentation anhand von Briefen und Tagebüchern französischer und deutscher Soldaten in einer parallelen Montage das individuelle und doch gleiche Erleben der zumeist jungen Menschen auf beiden Seiten der Front, ihren Überlebenskampf unter unvorstellbaren Bedingungen.
Es sind Erfahrungen, die stellvertretend für das Leiden Hunderttausender stehen. Die geschilderten Erfahrungen spiegeln die Dimension der Tragödie wider: Hass und Angst, Durchhaltewahn und Verzweiflung, Alltag zwischen Leben und Tod, an der Front und in der Etappe, Trauer um die Kameraden, aber auch versöhnliche Momente während der längsten Schlacht des Ersten Weltkrieges, die am Ende nur Opfer kannte. Der Krieg hat die Landschaft nachhaltig verändert. Noch heute sind die Spuren der Kämpfe um Verdun sichtbar. Verdun- die "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" ist heute nicht nur ein Mahnmal gegen den Krieg, sondern auch ein Ort gemeinsamen Erinnerns und der Versöhnung geworden.