Demnächst im Kino (1.3.07)
Berlin 1945. Der amerikanische Kriegskorrespondent Jake Geismer (GEORGE CLOONEY) ist eben angekommen, um über die bevorstehende Potsdamer Friedenskonferenz zu berichten: Die Führer der Alliierten treffen sich, um über das Schicksal des besiegten Deutschen Reiches und ein neues, freiheitliches Europa zu entscheiden und dabei alles, was noch irgendeinen Wert besitzt, unter sich aufzuteilen. Jake kennt Berlin bereits – einst hat er hier ein Nachrichtenbüro geleitet. Einst hat er sich hier verliebt. Das scheint aber schon Ewigkeiten her zu sein, als er jetzt auf der Jeep-Fahrt vom Flughafen zu seinem Hotel in der amerikanischen Zone die erschütternde Ruinenlandschaft durchquert.
Jakes Fahrer, Corporal Tully (TOBEY MAGUIRE), hat den Charme eines Kleinstadtamerikaners – ein bemühter, unbekümmerter und gutmütiger Junge aus dem Mittelwesten. Doch in Wirklichkeit ist er durch und durch korrupt – er handelt mit allem und jedem, spielt alle Seiten gegeneinander aus, um den besten Preis zu erzielen. Doch das ist durchaus nicht ungewöhnlich. In Berlin hat dieser Tage jeder etwas zu verbergen. Jeder verfolgt bestimmte Strategien, um seine Bedürfnisse zu befriedigen: Geld, Macht, das nackte Leben oder auch nur einen Ausweg.
Jake ist an Tullys Schwarzmarktschiebereien nicht interessiert, dafür aber Tullys Freundin umso mehr: Lena Brandt (CATE BLANCHETT) ist jene Frau, die Jake einst geliebt hat. Aber irgendwie hat sie sich verändert. Der Krieg, das entbehrungsreiche Leben in den Ruinen und das Trauma ihrer persönlichen Vergangenheit haben unauslöschliche Spuren in ihr hinterlassen. Als Tully mit 100.000 Mark in der Tasche und einer Kugel im Rücken in der russischen Zone aufgefunden wird, fühlt sich Jake mehr und mehr von den Umständen dieses Mordes angezogen. Vor allem fragt er sich, warum sowohl die amerikanischen als auch die russischen Behörden auffällig wenig Interesse an dem Fall bekunden.
Je mehr Jake nachforscht, desto deutlichere Spuren führen zu Lena. Jake stellt jedoch bald fest, dass man hier und jetzt der Wahrheit kaum auf den Grund gehen kann, denn die Menschen leiden immer noch unter dem Grauen des Krieges – verzweifelt versuchen sie das bisschen Menschlichkeit zusammenzukratzen, das ihnen angesichts der oft unerträglichen Erinnerungen geblieben ist, während sie verdrängen, was sie getan haben, um ihr Leben zu retten.
Steven Soderberghs „The Good German“ ist die Verfilmung des Romans „In den Ruinen von Berlin“ von Joseph Kanon: ein undurchschaubarer romantischer Thriller in der Tradition des klassischen Film noir. Intime menschliche Schicksale entfalten sich vor den turbulenten, weltpolitischen Intrigen. Der Film spielt nicht nur im Jahr 1945, sondern wurde auch mit der Kameratechnik der damaligen Zeit gedreht – ein zeitnahes Thema kombiniert mit der unverwechselbaren Atmosphäre und dem Filmstil, der die Fantasie der Nachkriegszuschauer anregte.