Die Wanderhure Sat1 / ORF1

Was demnächst im Kino, Fernsehen & Theater läuft oder gerade gelaufen ist.

Re: Die Wanderhure

Beitragvon troupier suisse am Do 07 Okt, 2010 08:00

Eigentlich ist die Wanderhure nicht weit weg von einem Märchen. Immerhin ist die Vorlage ein Roman. Ich bin ein intimer Liebhaber von Fachliteratur und hab's nicht so sehr mit Romanen. Diese haben mit Märchen gemeinsam dass fiktive Figuren durch eine fiktive Handlung ein fiktives Schicksal durchleben. Romane sind nach meinem subjektiven Dafürhalten Märchen für die Grösseren. Aber wenn schon fiktiv für die Leinwand, dass bitte gleich richtig wie die besagten tschechischen Märchen, und keine Sachen mit historischem Anstrich und Anspruch (der sowieso nicht gehalten werden kann).

Hmm. Ist nach diesen meinen Maßstäben "Saving Private Ryan" eigentlich auch ein Märchen? Immerhin fiktive Figuren in fiktiver Handlung mit fiktivem Schicksal. Da ändern ja prinzipiell der historische Hintergrund und die Detailtreue bei den Kostümen nichts. Aber am Ende stirbt nach langer Suche der unermüdliche Ritter (Captain Miller) im Kampf gegen die bösen Trolle (Erbsentarn) den heldischen Tod, während der Drache (Tiger I) vom Zauberer (Luftunterstützung) erlegt wird und der junge Prinz (Private Ryan) zu den seinen zurückkommt. Ergo auch ein Märchen für Grosse, wie ein Roman.
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Re: Die Wanderhure

Beitragvon Hitomi am Do 07 Okt, 2010 08:16

OT:
Ich mag tschechische Märchenfilme
OT Ende

Zum Film: ich hab keinen Fernseher, aber was ich an Film-stills gesehen habe: Kinder, so viel schlimmer als "King Arthur" ist's auch ned, und jede Kostümbildnerin schimpft sich historisch korrekt, wenn sie ihre Arbeit verkaufen will. Denn sie wird ja als "Expertin" engagiert.
Nicht jede kommt mit einem KuGe Hintergrund daher wie Jenny Beavan - und auch sie muss Zugeständnisse an Vorstellungen der Geldgeber machen.
Das Publikum hat ein Recht darauf, nicht angeschmiert zu werden, auch wenn es darauf besteht, angeschmiert zu werden.
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Re: Die Wanderhure

Beitragvon Seegras am Do 07 Okt, 2010 21:01

.. (der Witz ist natürlich dass der Märchenfilm da grad Hollywood (und diese Wanderhure) um Längen schlägt ;))
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Re: Die Wanderhure

Beitragvon Hagelhans am Fr 08 Okt, 2010 14:42

das wirkliche Übel ist doch, dass man bei Tschechoslowakischen Märchenfilmen nichts erwartet und viel bekommt, während man bei Historienfilmen Wamnderhure, Robin Hood e.t.c. viel erwartet und nichts bekommt!
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Re: Die Wanderhure

Beitragvon Hontes am Fr 08 Okt, 2010 16:59

Ich weiß nicht, was ihr habt. Das, was ich vom Buch angelesen habe lies keinen anderen Schluss auf eine mögliche Verfilmung zu... :smt048
Fechten ist wie kochendes Wasser: sobald man aufhört, Energie hinzuzugeben, kühlt es ab.
Historisches Fechten: http://www.hohentwieler-klingenkunst.de
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Re: Die Wanderhure

Beitragvon Mari am Sa 09 Okt, 2010 04:15

Ehrlich gesagt, mir hat der Film gefallen. Das Buch gefällt mir natürlich besser, aber das ist ja immer so. Ich habe nicht erwartet, dass er historisch korrekt ausgestattet sein wird. Es handelt sich um einen Fernsehfilm, das heisst, dass das Budget entsprechend schmal sein wird und dementsprechend nicht ausreichend für eine wirklich historisch korrekte Ausstattung. Nicht zuletzt ist der Film für die breite Masse gedacht und der ist es egal woraus ein Kleid gemacht ist. Der Film soll unterhalten, nicht Geschichte lehren. Bei einer Dokumentation über die Huren im Mittelalter kann man mehr erwarten meiner Meinung nach, aber nicht bei einer Romanverfilmung. Der Film wurde zwar als "historisch" bezeichnet, aber was heisst das schon, wenn eine Zeitung historisch schreibt. Zeitungen bezeichnen auch jeden hundsverlochten Mittelaltermarkt als historisch korrekt, da sollte man halt nicht zu viel erwarten.
Komm mit mir in die weite Welt, etwas Besseres als den Tod findest du überall.
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Re: Die Wanderhure

Beitragvon Napoleon am Sa 09 Okt, 2010 05:56

Mit dem Budget hat das nicht wirklich zu tun, denn optisch korrekte Kleidung muss für den Film nicht teurer sein als unauthentisches.
Klar wissen wir nicht, welche vorgaben die Kostümbildnerin hatte, aber ich finde nicht mal, dass das Gesamtbild stimmig war, was bei solchen Projekten wichtig ist.
Jeder Erfolg, den man erzielt, schafft uns einen Feind. Man muß mittelmäßig sein, wenn man beliebt sein will.
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Re: Die Wanderhure Sat1 / ORF1

Beitragvon troupier suisse am Di 28 Feb, 2012 07:19

Die dunkle Seite der Macht kehrt zurück, und wird auf Spiegel Online sogleich ordentlich zerpflückt:

http://www.spiegel.de/kultur/tv/0,1518,817864,00.html Hübsch auf den Punkt gebracht ist die Feststellung, dass das Autorenpaar "keine Mediävistik-Sachbuchpreise" anstrebt und der Sender selbst auch keine höheren Weihen anstrebe...

und aufgemerkt - sogar die Tannenbergbüchse wird gewürdigt.
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Re: Die Wanderhure Sat1 / ORF1

Beitragvon Tech am Di 28 Feb, 2012 20:49

Mit schmerzendem Schienbein und zerzaustem Hinterkopf (ja, meine Angetraute ist gnadenlos, wenn es ums Sühnen von bitterbösen Filmkritiken geht :smt075 ), begebe ich mich vorzeitig ans Verfassen meines Kommentars zum zweiten Teil der vielgerühmt-berüchtigten Wanderhure.

Kurz gefasst habe ich leider den Eindruck bekommen, dass bewusst und mit Vorsatz ein historisch denkbar inkorrektes Bild des ach so finsteren Mittelalters vermittelt wird. Wobei mich die von den Vorrednern erwähnte Tannenbergbüchse noch am effektvollsten beeindruckte - auch wenn es diesmal nicht Tells Geschoss war, welches hier den Protagonisten zu meucheln versuchte. Amüsant nimmt sich anschliessend der kunstvolle Schwimmstil des "toten Mannes" in voller Rüstung aus.

Mein Fazit des gesehenen Teils ist vom historisch-realistischen her gesehen ernüchternd und die Handlung den Charaktern anscheinend krampfhaft aufgezwungen. Meines Erachtens hat hier der schnöde Mammon Regie geführt und sich nicht mal die Mühe gemacht, verschleiert aufzutreten.

"Ein fundamentaler Grundsatz für die kleinen Armeen besteht darin, immer in Massen zu handeln; durch seine Anwendung allein können sie einige bedeutende Unternehmen vollbringen, indem sie darauf verzichten, alles zu decken und nur das Hauptziel anpeilen." (Jomini, 1779-1869)
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