unbekannte bajonettform

Du nicht weisst was es ist, schreibs hier ein.

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unbekannte bajonettform

Beitragvon wasenmeister am Sa 19 Okt, 2013 16:52

hallo miteinander
habe letztens diese bajonett bekommen die form macht mich neugierieg denke rotkreuz oder ne friedenstruppe 1933-1945 denke mal!
für zuschriften freue und bedanke mich
grüssle wasenmeister
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Re: unbekannte bajonettform

Beitragvon Hagelhans am So 20 Okt, 2013 11:08

Etwas vergleichbares sah ich schon einmal. Dies war eine Nachkriegs Abänderung in ein Fahrtenmesser für Pfadfinder. Gut möglich, dass es sich bei diesem Stück auch um so etwas handelt?
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Re: unbekannte bajonettform

Beitragvon Dragoner am Mo 21 Okt, 2013 20:12

Ich hatte mal so eines in meiner Sammlung. Leider weiss ich auch nicht sehr viel darüber. die Form entspricht derjenigen für Ausgehseitengewehre der kaiserlichen deutschen Armee / Reichswehr / Wehrmaacht. Schau dichh mal bei Google um. Diese Klingenform (stumpf) soll für Paradezwecke genutz worden sein.

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Re: unbekannte bajonettform

Beitragvon 14-18 am Fr 18 Jul, 2014 17:59

Das ist die Ruine eines "kurzen Seitengewehr 98" respektive eines "Ausgehbajonettes" der Reichswehr/ Wehrmacht aus den Dreissigern: Spitze abgebrochen und Klinge rund geschliffen.

Das Grundmodell wurde 1898 eingeführt bei den elitären Jägertruppen der kaiserlichen Armee zum Gewehr 98 als KS98: kurzes Seitengewehr 98. Es ist das letzte Seitengewehrmodell, welches die besondere Stellung der Jägertruppen innerhalb des preussisch/ kaiserlichen Heeres nach außen kennzeichnete (vergleiche: Seitengewehre M65, M71).

Zum Ausgehanzug durfte das Bajonett auch privat beschafft und getragen werden.
Privat beschaffte Stücke unterscheiden sich von den dienstlichen Kammerstücken dadurch, dass sie seitlich auf der Klinge ein Symbol des Herstellers tragen (zum Beispiel Ritterhelm, Eichhorn, hier: Waage) statt - bei den dienstlichen - nur den Namen der herstellenden Firma.
Zu den dienstlichen Kammerstücken gehört fast ausnahmslos auch die Stempelung des schmalen Klingenrückens wie folgt: Krone, darunter Herrscherchiffre (meist W für Preussens Wilhelm; selten L für den bayrischen Ludwig, noch seltener A für den August von Sachsen, nochmals seltener ein gotisches W für den schwäbischen Wilhelm), darunter Jahrgang der Abnahme, z. B. 99 = 1899; 16 = 1916. Bis etwa 1914/15 wurde auf dem Parierstück meist die Truppe gestempelt, bei der das Seitengewehr ausgegeben war, z. B. 9.J.3.14 = 9. Jägerbatallion, 3. Kompagnie, Waffe Nr. 14). Im Rahmen der Materialschlachten liess man das aber bald nach Kriegsausbruch.

Das KS98 wurde im 1.Wk sehr viel von Offizieren als privat beschaffte Seitenwaffe getragen, nachdem die sperrigen Degen im Grabenkrieg abgelegt werden mussten.
Für die Aera 1.Wk gilt: sowohl dienstlich oder privat beschafft: alle Teile aus Stahl, kein Zink. Frühe privat beschaffte Stück noch mit Nickel, später nur noch poliert. Masse und Fertigungsweisen sind bei Kammerstücken und privaten Seitengewehren gleich.

Da ein formschönes Bajonett, wurde das Modell auch zu Zeiten der Reichswehr und bei der frühen Wehrmacht noch oft als privat beschaffte Waffe verkauft; aber weiterhin nur im Ausgang. Dienstlich geführte Stücke dieses Seitengewehrmodelles gab es weder bei der RW noch bei der WH.
In dieser Zeit begann man, vom Grundmodell durch andere Masse abzuweichen: Klingenlänge kürzer + schmaler; Spitze anders gestaltet, andere Anordnung der Griffnieten; ebenso kam beim Griff jetzt das billigere Zink zum Einsatz (Problem heute: sich lösender Nickel und/oder metallischer Lochfraß im Zink). Es gibt Varianten, bei denen die Aufpflanzeinrichtung gleich ganz weg gelassen wurde: brauchte man im Ausgang ja auch nie. Für den Dienstgebrauch waren die privat beschafften Stücke zu keinem Anzug zugelassen!

Bei den Feuerwehren, damals Feuerlöschpolizei, wurde eine fast identische Seitenwaffe geführt. Griff und Klinge identisch, nur die Parierstange hatte auch oben am Klingenrücken einen nach vorn geschwungenen Fortsatz. Von der Seite betrachtet, sah die Parierstange somit s-förmig aus. Da ebenfalls nicht streng reglementiert, konnten sich auch hier die Hersteller austoben und man findet unterschiedliche Griffvarianten, Anzahl der Griffnieten, Anordnung der Griffnieten, Klingenformen lang + kurz mit unterschiedlicher Gestaltung der Spitze, ... eben auch nach Gusto der Einkäufer der lokalen Feuerwehren - der armen oder reichen Gemeinde.

Das bei einer bestimmten Jugendorganisation geführte Fahrtenmesser hat große Ähnlichkeit mit dem KS98. Aber: nochmals kürzere Klinge, diese auch mit einem blutrünstigen Spruch; im Griff ein dem Zeitgeist entsprechendes, rautenförmiges Symbol dieser Organisation eingelegt.
Revival nach Ende des 1000-jährigen Reiches: dieses Modell diente, jetzt mit dem im Griff eingelegten Liliensymbol der Pfadfinder, weiterhin der Erquickung der Jugend.
Da soll es heute böse Buben geben, die ganz geschäftstüchtig und gewinnorientiert die Liliensymbole gegen ältere Signetts austauschen ...
Zuletzt geändert von 14-18 am So 27 Jul, 2014 16:02, insgesamt 10-mal geändert.
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Re: unbekannte bajonettform

Beitragvon 14-18 am Fr 25 Jul, 2014 11:11

Nachtrag:

Wenn man das Foto groß zieht, ist auf der Klinge ein Schlagzeichen mit Waage und den Buchstaben A und C erkennbar: Damit handelt es sich hier eindeutig um ein privat für den Ausgang beschafftes Seitengewehr.

Dieses Zeichen wurde durch die Solinger Firma "Alexander Coppel & Compagnie" verwendet; später unter dem Namen Alcoso (Alexander Coppel Solingen) bekannt.
Dies war eine der grossen Blankwaffenschmieden, welche eine vielfältige Anzahl von Modellen fertigte als auch diese in hohen Stückzahlen produzieren konnte.
Zuletzt geändert von 14-18 am Fr 25 Jul, 2014 16:19, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: unbekannte bajonettform

Beitragvon 14-18 am Fr 25 Jul, 2014 13:15

Nachtrag 2:

Anbei ein Foto eines (langen) Seitengewehres 98, wie dies ab 1898 zusammen mit dem Gewehr 98 bei der Infanterie eingeführt worden ist. Zum Vergleich zwei (kurze) Seitengewehre KS 98, wie diese bei den Jäger-Batl. geführt worden sind, welche das gleiche Gewehr hatten.
Beide KS 98 entsprechen in den Massen den Kammerstücken, wurden aber privat beschafft. Frühe Stücke aus der Zeit des 1.WK.

Das untere Bild zeigt die Entwicklung seit 1871:
- Seitengewehr M 71 (mit Messingriff) zum Gewehr 1871 (Hinterladerrepetierer Patrone, einschüssig)
- Seitengewehr M 71/84 zum Gewehr 71/84 (Hinterladerrepetierer, jetzt mit Röhrenmagazin und daher sehr lang,
deshalb kurzes "Messerbajonett")
- Bajonett Lebel Mle 1886, Frankreich: sehr lang!
Das im Reich 1888 eingeführte Gewehr 88 war deutlich kürzer als das M 71/84. Deshalb wurde zum G
88 wieder das Seitengewehr 71 ausgegeben, um den Längenverlust gegenüber dem Lebel
auszugleichen und damit befürchtete Nachteile im Bajonettkampf wegen kürzerer Reichweite
gegenüber dem "Erbfeind".
- Seitengewehre 98 (jetzt: gleich lang wie das Lebel!) und KS98 zum Gewehr 98. Die KS 98 wurden insbesondere bei
Jäger-Batl. verwendet. Diese waren schon immer eine Elitetruppe. Der besondere Status spiegelt sich unter anderem
auch in der besonderen Seitenwaffe, womit sich die Ausstattung der Jäger in einem weiteren Punkt von der
Linieninfanterie abhob.
- Seitengewehr 84/98, später 84/98 a. A. (alte Art). Abgeändert aus M 71/84 und mit neuem Griff aufpflanzbar auf
dem Gewehr 98. So (vorübergehend) geführt bei MG-Truppen; wurde aber im Laufe des 1.WK allgemein ausgegeben
und die Bestände aufgebraucht.
- Seitengewehr 84/98 (n. A.) zum Gewehr 98 und Karabiner 98a. Zuerst mit n. A. "neue Art" bezeichnet, später nur
noch als 84/98. Das Modell blieb bei Reichswehr und Wehrmacht (jetzt: dunkel brüniert) in Gebrauch. Im Grabenkrieg
praktischer als das sperrige S 98 und mit weniger Materialverbrauch als beim S 98/05.
- Seitengewehr 98/05. Insbesondere die Artillerie erhielt dieses Modell, das in der Klingenform in der Tradition der
Faschinenmesser steht. Da absolut robust, wurde es nach Kriegsausbruch vielfach auch an die Infanterie ausgegeben.
Beim abgebildeten Stück wurde im Rahmen einer Überholung der Sägerücken ausgeschliffen. Hintergrund: im
Rahmen des Stellungskrieges wurde das Schanzzeug bei allen Waffengattungen massiv aufgestockt. Nach der
Ausstattung mit "richtigen" Sägen waren Sägerücken an Blankwaffen nicht mehr erforderlich.
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