Patronentasche (verm. D, jedoch WH?)

[Tech]

Hallo die Experten

Vor einigen Jahren habe ich eine Patronentasche gesehen, deren Herkunft nicht ganz schlüssig ist.
Beschrieben wurde sie damals als eine WH, doch sehen vergleichbare Originale für K98 mit dem genoppten Leder völlig anders aus. Auch stimmen die Masse nicht, denn das fragwürdige Stück ist grösser.

Breite: 165 mm
Höhe: 120 mm
Tiefe: 40 mm

Ebenso ist die Farbe nicht typisch, da es sich um naturbelassenes, massives Leder handelt, welches durch den Zahn der Zeit eine stellenweise dunkle Färbung angenommen hat. Die qualitativ gute Verarbeitung in Naht und Leder lässt auf Friedensfertigung schliessen. Die Geschmeidigkeit des Leders ist erstaunlich.

Es sind keine Stempel angebracht. Die eingeritzten und unterstrichenen Initialen "BB" helfen da auch nicht weiter.

Vielleicht erinnert sich ein Experte an einen solchen Ausrüstungsgegenstand. Vielen Dank im Voraus.

[Parabellum]

Sehr charakteristisch sehen die genieteten Verschlüsse aus Aluminium aus. Sie sehen definitv nicht schweizerisch aus (flacher). Wie sehen denn die entsprechenden (nachweislich) deutschen Teile aus?

[Tech]

Hallo Parabellum

Laut Schlicht/Angolia "Uniformierung und Ausrüstung der deutschen Wehrmacht", Motorbuch Verlag, Stuttgart, 2. Auflage 1993 wird auf Seite 387 beschrieben, dass kriegsbedingt glattes, statt genarbtes Leder verwendet wurde und Riemen genietet, statt genäht befestigt wurden.

Einzig der Umstand, dass die tropfenförmigen Metallknöpfe am Taschenboden (typischerweise der Mittlere anders ausgeführt) aus Stahl, statt wie üblich für WH aus Aluminium sind, spricht für eine kriegsbedingte Anpassung.
Gegen eine WH-Ausführung, welche mit dem halbrunden Ring versehen ist, deutet auch der Befestigungsring, welcher bei meinem Stück rechteckig ausgeführt ist.

Mein Bauchgefühl vermutet, dass es sich bei diesem Stück um ein solches für den schwedischen oder österreichischen K98 handelt. Dafür sprechen die zusätzlichen Nähte um die Stahlniete, welche atypisch für WH-Ausführung sind. Doch fehlen mir wie gesagt die Vergleiche für eine definitve Zuordnung.

[Napoleon]

Braune Patronentaschen wurden wenn mich nicht alles teuscht von der Luftwaffe verwendet.
Wie sind die Deckel der Patronentaschen auf den Seiten den zusammengesetzt?
Auch vernäht oder genietet.

[Tech]

Hallo Napoleon

Die Deckel der Patronentaschen sind oben mit hellem Garn genäht. (vgl. meine ersten Bilder, 2 und 3) Das macht mich eben auch noch stutzig: die WH-Patronentaschen kenne ich nur seitlich/vorn vernäht, wie die Vergleichsbilder zeigen. Doch der Gedanke mit der LW gibt einen völlig neuen Ansatz wieder...
Hatte ich noch nicht. Wie stehts denn um WM, hatten die blauen Jungs braunes oder schwarzes Koppelzeug? Vielleicht liegt da der Hund begraben.

Gruss, Tech

[CPT. Newman]

Hallo Tech
Vieleicht ist das eine Zivile Variante für das K98, aber warum dann zwei Taschen? Möglich auch das es (Die Zweier Form gibt mir zu denken) es eine Frühe Russische Form ist?
Google doch mal unter diesen Begriffen...?
Gruss
CPT. Newman

[Traingelo]

Deine Patronentaschen wurden im Frankonia-Jagd-Katalog 1994/95 unter Bildnummer 43 angeboten. Alfred Kruk schreibt in seinem Buch "Patronentaschen, Patronengürtel und Banduliere 1850-1950" auf Seite 335: "... ähnelt tschechoslowakischen Mustern, ist jedoch grösser."

[Tech]

Hallo CPT und Traingelo

Danke für Eure Hilfe. Vor allem der Hinweis mit dem Frankonja-Katalog ist Klasse.

Wäre nie auf die tschechische Variante gekommen!
Ich werd mich da mal detaillierter auf die Suche machen können.

[14-18]

Bei der Patronentasche handelt es sich um das tschechische Modell zum Karabiner VZ 24. Die Machart ähnelt vom Deckel her den K.u.K.-östereichischen aus der Zeit des 1.WK; aufgrund der Patrone 8x57 aber sauber rechteckig gefertigt im Gegensatz zur schrägen Form der "echten" Österreicher aufgrund der konischen Steyr-Patrone mit Rand.

Die Tschechen fertigten nach dem 1.WK in Brünn Karabiner ähnlich dem kaiserlichen 98a; meines Wissens auf Maschinen, die zuvor in der königlichen Waffenfabrik Erfurt standen.

Diese P-Taschen wurden nach der Besetzung der Tschechei von der Wehrmacht übernommen und als "Patronentasche (t)" ausgegeben. Gingen sehr häufig an Luftwaffeneinheiten. Habe ein LW-Soldbuch mit entsprechendem Material-Eintrag für einen Karabiner.