Basler Modellbautage 2008
Am Samstag dem 4. Oktober hatte ich seit langem einen Besuch an den Basler Modellbautagen der IPMS Basel vor. Meinen kleinen Sohn an der Hand und die Kamera in der Tasche begab ich mich ins Kuspo nach Münchenstein. Unsere Modellbauecke im Forum ist viel zu wenig präsent, so dass ein schöner Bildbericht ihr gut tun wird. Also war ich nicht nur auf ein paar neue Pinsel aus, um damit meine Zinnfiguren zu bemalen, sondern hatte auch vor stimmige Impressionen einzufangen.
USS California im Masstab 1:200, gebaut von Hans Gerd Schöneberger
Sohnemann war begierig darauf, sein eigenes kleines Portemonnaie mitzunehmen, um sich eventuell etwas in 1:72 zu kaufen, denn ein namhafter Basler Modellbaushop (einer der wenigen die noch übrig sind, und zuleich mit einem grossen Angebot) hatte dort einen Verkaufsstand. Ich gestattete ihm ein Budget von 20 Franken, was für einen Buben in seinem Alter genügen sollte. Etwas ernüchtert gestaltete sich dann der Kauf der Eintrittskarten.
Junior bestand darauf, mit seinem eigenen Geld sich eine eigene Karte zu kaufen, und liess sich in seinem Stolz nichts von mir bezahlen. Franken 5.- Eintritt sind an sich nicht teuer, wenn man bedenkt dass man eine Halle voller liebevoll gebauten Modellenn zu sehen bekommt. Dass allerdings mein 6jähriger Sohn gleich viel Eintritt berappen muss wie ich mit meinen 40 Lenzen, fand ich etwas wunderlich. Abgesehen davon dass dies ein Drittel seines Budgets ausmachte, weiss ich nicht ob es für die Jugend einen attraktiven Lockruf bedeutet, wenn sie gleich viel wie der voll verdienende Erwachsene bezahlen muss.
Amphibienfahrzeug LVT A2, Rheinüberquerung mit britischen Truppen am 7.März 1945
Wie gesagt fand ich die 5 Franken nicht teuer, aber ich hätte lieber für mich 7 Franken bezahlt, wenn mein Sohn dafür mit motivierenden 3 Franken Eintritt weggekommen wäre. So lösten wir eben jeder ein Billet zu 5 Franken. Gleich am Halleneingang schlug mein Herz höher. Da stand ein Tisch voller Figuren von 54 bis 120mm. Seit ich mich von Panzern und 1:32 WW2-Soldaten abgewandt hatte um mich teurem Zinn und Resin ab 54mm von der Antike bis 1918 zu befassen, findet naturgemäss die Figurenmalerei mein besonderes Interesse.
Unter einer veritablen Menagerie von Figuren stach eine Vignette besonders heraus. Es handelte sich um einen Fähnrich, einen Color-Sergeant und einen Private der Royal Scots um 1815. Auch wenn der raumfressende Masstab von 120mm bemalfreundlich ist, war diese Dreiergruppe (Hersteller "The Lost Battalion Miniatures", Serie "The Roll Call Line", Figurengestalter Maurice Corry) sehr ansprechend. Ich holte meine Kamera raus um die Vignette zu verewigen, und suchte nach einem Blickwinkel der dem Werk gerecht wurde.
Feldzeichenvignette 120mm von The Lost Battalion Miniatures - mehr zum unfreundlichen Aussteller dieses Exponats (der Allmächtige möge ihn mit Tatterich und Grünem Star geisseln) nachfolgend.
Indes stand mein Sohn neben mir, knuffte mich in die Seite und flüsterte mir zu dass hinter mir ein "böser Mann" stehe. Aus meiner knienden Kameraposition erhob ich mich und spürte bereits im Aufstehen dass da jemand sehr dicht hinter mir stand. Ein Herr irgendwo um die Pensionsgrenze (eher darüber) stand da mit finsterem Blick und fragte mich sarkastischem Unterton ob er auch mal hier durch dürfe. Erst dachte ich, einem anderen interessierten Besucher im Weg zu stehen. Als der gute Mann dann noch einen giftigen Spruch hinterherschob und mit verächtlichem Gestus einige Figuren vom Tisch nahm, war mir klar dass es ein Aussteller war.
Ich weiss nicht ob er es hasste wenn man seine Figuren betrachtete (merkwürdige Neigung für einen Aussteller), oder ob ich sein Werk hätte lauter und euphorischer loben müssen um seine Gnade zu finden - Jedenfalls gab er mir mit seinem schroffen Auftreten zu verstehen, dass ich mich gefälligst vom Acker machen sollte, möglichst weit weg von seinen kostbaren Exponaten. Dieses Erlebnis, 70 Sekunden nach dem Betreten der Ausstellung, war eigentlich schon genug für mich. Einzig mein begeisterter Sohn, der noch Flugzeuge und Schiffe gucken wollte, hielt mich weiter an diesem Ort - und natürlich die Pinsel die ich kaufen wollte.
Auch die Freunde des Wargamings kamen auf ihre Kosten. Hier eine Batterie Ordnance QF 25 pounder Field Guns mit Morris Commercial C8 Field Artillery Tractors.
Beim weiteren Bummel durch die Halle stiess ich immerhin noch zweimal auf weitere Figurengruppen. Dort zückte ich dann nach vorsichtiger Prüfung des Umfelds nochmals die Kamera um die Arbeiten für das Forum festzuhalten. Immerhin kam diesmal kein Waldschrat der mich verscheuchte; die Aussteller schienen sich gar zu freuen. Leider wurde aber wegen dem unfreundlichen Burschen vom Anfang ein ganzer interessanter Ausstellergang zur no go area, weil mein Sohn sich weigerte dort lang zu gehen wo der "böse Mann" seinen Stand hatte. Und da ich den Filius nicht mit Gewalt dort durchzerren wollte liess ich die Ecke eben aus.
Schön gealterter sowjetischer T34-Panzer mit ordentlich Gebrauchsspuren.
Immerhin gab es eine ganze Reihe schöner Dinge zu sehen. Fotos davon sind in diesen Bericht eingetreut. Ich stellte aber fest, dass es eine blöde Idee war gerade hier Pinsel kaufen zu wollen. Viele andere hatten auch vor dort etwas zu kaufen. Und der Laptop, der dem Händler zur Ausbuchung diente, arbeitete nicht richtig, und ständig standen nicht nur Kunden am Schalter sondern auch noch welche hinter der Theke, die ununterbrochen um Händlers Aufmerksamkeit buhlten. Das hatte zur Folge, dass ein Kauf zu einer echt zeitraubenden Sache wurde. Einmal mehr wollte ich diesen Ort verlassen, aber aber ich brauchte die Pinsel um meine 54mm Schwedengruppe aus dem 30jährigen Krieg fertigzustellen. Ergo stellte ich mich hinten an mit meinen vier Pinseln und kam nach 18 Minuten an die Reihe.
Dornier Do 335 "Pfeil" A-0 aus der 1943/44 nur mit 10 Exemplaren gebauten 0-Serie für den Jäger A-1.
Alleine wäre das keine grosse Sache gewesen, aber wenn man einen 6jährigen dabei hat wird das sehr mühsam. Ich war davon ausgegangen, dass ein Pinselkauf eine Affäre von 5 Minuten sei, vielleicht von 8. Solange hätte ich Sohnemann auch hinhalten können. Aber nach 10 Minuten gingen mir langsam die Hinhaltetaktiken aus. Hinterher schritt ich mit Filius noch zu den Regalen des Shops, wo er zwischenzeitlich einen Fokker-Dreidecker gesehen hatte (den ich wohl im Wesentlichen hätte montieren und anmalen müssen). Er nahm die Schachtel aus dem Regal, drückte sie selig an die Brust und begriff dann, dass man sich dafür erneut hätte anstellen müssen. Wortlos legte er die Schachtel zurück, und dann war die Show für ihn gelaufen. Bloss Heim war nunmehr sein einziges Trachten.
Minenwerfer und Maschinengewehr mit Bedienung aus der Kollektion Hartmann im Foyer der Kuspo
Wenigstens gelangen mir noch einige ganze Reihe von Aufnahmen, die ein wenig etwas vom Spektrum der Ausstellung vermitteln können. Beim Eingangsbereich verweilte ich mit meinem Junior noch etwas länger. Dort war nämlich eine Auswahl von US-Militaria des zweiten Weltkriegs aus der Kollektion des Sammlers Max Hartmann ausgestellt. Auch davon stellte ich oben eine Impression rein.
Nach der Nummer mit dem ungehobelten Figurenmaler und den kleinereren Störfaktoren, werde ich mich vermutlich eher auf das Abonnieren von Fachzeitschriften verlegen. Da gibt's auch viel zu lernen, und immer wieder schöne Bildbeiträge die unter anderem ebenfalls Eindrücke von Ausstellungen und Messen vermitteln, ohne dass man Widrigkeiten in Kauf nehmen muss. Das will indes nicht heissen, dass ich von einem Besuch der Modellbautage abrate. Es gibt schöne Sachen zu sehen dort, und sie sind auch am Sonntag von 10.00 bis 17.00 Uhr in der Kuspo Münchenstein geöffnet. Aber es ist einfach nicht mein Ding.
Ein Bild habe ich noch vergessen: