WN 62 Erinnerungen an Omaha Beach Normandie 6,Juni 1944
Da hätte ich ein Vorschlag, das ist für mich ein Buch voller "Gegensätze"
Die Geschichte vom " Bloody Omaha"
Fox Green hiess im amerikanischen Landeplan das Strandstück vor Widerstandsnest 62. Zwei Sturmkompanien des 16. US Infanterieregimentes sollten hier im Handstreich Fuss fassen. Sie waren in dem festen Glauben von ihrem Landungsschiff ins Wasser gesprungen, dass am Strand kein deutsches Geschütz mehr heil sei, dass kein MG mehr schiessen würde, dass kein Grenadier mehr hinter seinem Karabiner läge.
Hein Severloh, 20 Jahre alt, war kein Soldat aus Leidenschaft. Er hatte sich noch nie um Heldentaten gerissen. Jetzt aber musste er schiessen. Und er schoss. Als das MG 42 die erste Gruppe ins Wasser mähte, verblutete die Hoffnung der Amerikaner, an dieser Stelle zu einem schnellen Erfolg zu kommen. Die Ebbe stand. Das Wasser lief nicht mehr ab, deshalb blieben die Toten im flachen Wasser liegen, die Verwundeten krochen hinter sie und suchten Schutz vor den MG Garben. Wer trotz des fürchterlichen Abwehrfeuers bis auf den trockenen Strand kam, drückte sich schnell in eine Sandmulde, um Schutz zu finden. Darauf lag jetzt das Sperrfeuer der 10,5 cm Haubitzen aus Houtteville. Bis 08:00 Uhr hatte noch kein amerikanischer Soldat den Dünenfuss vor WN62 erreicht. Und wie hier, im Abschnitt Fox Green, so war es auch westlich von Colleville, im Raum Vierville, auf dem Streifen, der in den Karten der Amerikaner als Dog Green verzeichnet stand.
Hein Severloh hatte längst kein Gefühl mehr dafür, was ein einzelner Schuss bedeutete. Zu Hunderten, Tausenden jagte er seine Kugeln hinunter aufs Wasser. Wenn er das Ziel verfehlte, spritzten Fontänen auf. Wenn er traf, sanken Soldaten in die Fluten. Dafür aber hatte der Gefreite Severloh keinen Blick. Er starrte nur in eine dunkle anonyme Masse, die sich unablässig auf ihn zubewegte. Auf Menschen ohne Namen und ohne Gesicht. Er schoss in sie hinein wie ein Automat. Severloh, ein Bauernsohn aus der Lüneburger Heide, war 20 Jahre alt und lag an Hitlers Atlantikwall. Hatte nichts mit "Führer" und "Endsieg" im Sinn. Sondern pure Angst um sein Leben. Er wusste, wenn er den Gegner nicht traf, würde es irgendwann ihn treffen. Der Befehl lautete, die landenden GIs zu "erledigen", solange sie noch in Zweierreihen durch das Wasser wateten.
Seine Stellung war ideal. Widerstandsnest 62. An einem Hang beim Dorf Colleville, 25 Meter über dem Meer. Als "Omaha Beach" bezeichneten die alliierten Angreifer diesen Küstenabschnitt der Normandie. Severloh hat vermutlich mehr Gegner im Krieg getötet als jeder andere deutsche Soldat. Das "Tier von Omaha" nannten ihn die Amerikaner später. Es war der 6. Juni 1944, der Tag der Invasion. Die Leichen der Gefallenen schwappten hin und her in seichtem Wasser und blutigem Schlamm. Dann fiel ein Schuss, der ganz anders war. Er sollte das Leben von Severloh verändern. Die Kugel kam aus einem Karabiner, den der junge Soldat als Zweitwaffe besaß. Sie traf einen GI, der es bis zum Strand geschafft hatte. Dieser eine Schuss war wie Töten in Zeitlupe. Der Stahlhelm flog dem Amerikaner davon, trudelte durch den Sand. Der Soldat blieb stehen, sein Kinn fiel auf die Brust, dann kippte er nach vorn.
"In diesem Moment ist mir bewusst geworden, was ich die ganze Zeit getan hatte", sagt Severloh heute. "Ich hatte Menschen getötet." Der 6. Juni 1944 wurde für Hein Severloh, der 1947 aus der Gefangenschaft zurückkehrte, zur ewigen Hölle. Je mehr Jahre ins Land gingen, umso verschlossener wurde er.
12.000 Schuss hatte Hein Severloh bis Mittag aus seinem MG gefeuert. Unten am Strand lagen die Toten. Die Rote 1 an ihren Uniformen, Zeichen der 1. US Division. Aber WN 62 sah bereits böse aus: Die Schiffsartillerie hatte die Granatwerfer zerschlagen, die Gräben eingeebnet, die Infanteristen dezimiert. Jetzt kamen die Amerikaner mit grossen Prähmen, auf denen .50“ MG Lafetten und Panzer standen. Als der erste US Panzer an Land war, begann der Landkampf am Widerstandsnest 62. Und dieser Kampf Mann gegen Panzer konnte nicht lange dauern. Das MG bekam einen Treffer, Hein Severloh bekam Splitter ins Gesicht. Die Zerstörer auf See schossen unentwegt auf die letzten intakten Stellungen. Die Nachbarstützpunkte WN61 und WN 59 feuerten auch nicht mehr. Nach dem Verschiessen der letzten Munition wurde der Befehl zum Absetzen gegeben. Im Feuerhagel von Schiffsartillerie und Panzern kein leichtes Unterfangen. Damit war der Kampf um das Widerstandsnest WN 62 beendet.
Widerstandsnest WN 62 heute nach 60 Jahren
Rezitiert aus dem Buch WN62 ERINNERUNGEN AN OMAHA BEACH NORMANDIE, 6. JUNI 1944;
HEIN SEVERLOH. In eindrucksvoller Weise schildert Heinrich Severloh hier die dramatischen Ereignisse bei der Verteidigung des Strandabschnittes "Omaha Beach" während der Landung der Alliierten. Kein kriegsverherrlichendes Buch, sondern im Gegenteil eines , dass das Grauen des Krieges in seiner ganzen Brutalität schonungslos schildert!
Ein absolutes MUSS das Buch zu lesen......
L-Jack