Im Westen nichts neues.

Beitragvon Ordonnanz am So 06 Nov, 2005 14:50

Bin letzte Woche fertig damit geworden. Wirklich eindrücklich...

Vielleicht werde ich nächstes Jahr einmal die Westfront des 1.WK besuchen beispielsweise Verdun oder auch den Hartmannsweilerkopf.

Der Hartmannsweilerkopf ist ja in der Nähe von Basel. War schon jemand dort? Ist dieses Schlachtfeld, obwohl es nicht so gross wie Verdun ist, dennoch eindrücklich?

Mit freundlichem Gruss

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Beitragvon Hagelhans am So 06 Nov, 2005 15:05

Beim Schlachtfeld auf dem Hartmansweilerkopf ist für mich nicht die Grösse an Fläche eindrüklich, soder das Gegenteil. Das ganze Grauen des Krieges koprimiert auf einer einzigen Bergkuppe.
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Beitragvon Napoleon am So 06 Nov, 2005 15:30

Ja da hast du recht Hagelhans.

Da kannst du innert 100 Meter 3 mal die gefechtsseite wechseln, so nah zum Teil sind die Stellungen.

Leider ist das Denkmal typisch französische, man schmeisst alles was man findet in eine grosse Halle.
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Beitragvon Ordonnanz am So 06 Nov, 2005 18:05

Meinst du z.b. Helm, Granatsplitter oder Knochen?

In Verdun sollen ja abseits der Touristenpfade alle 2 Meter noch Granaten und Knochen liegen.....
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Beitragvon Napoleon am So 06 Nov, 2005 19:02

Ja vorallem Ausrüstungsgegenstände. Knochen bin ich nicht mehr ganz sicher, aber ich glaube auch solche gesehen zu heben. Mein letzter Besuch war doch schon ein paar Jahre her.

Verdun ist auch immer noch ein Pendenter Ausflug den wir schon ein paar mal verschoben haben. Mit R&G werden ab und zu solche Ausflüge gemacht. Es ist wichtig sich auch ausserhalb einer Vereines gut zu verstehen.
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Beitragvon 14-18 am Do 10 Nov, 2005 19:25

Ordonnanz schreibt:
Vielleicht werde ich nächstes Jahr einmal die Westfront des 1.WK besuchen beispielsweise Verdun oder auch den Hartmannsweilerkopf.

Der Hartmannsweilerkopf ist ja in der Nähe von Basel. War schon jemand dort? Ist dieses Schlachtfeld, obwohl es nicht so gross wie Verdun ist, dennoch eindrücklich?

Hallo Ordonnanz,
voraussichtlich organisiere ich im kommenden Frühjahr eine Tour für R&G dort oben. Habe Spezialisten an der Hand. Empfehle als Bett-Lektüre "Totentanz am Hartmannsweilerkopf" (Nachdruck erhältlich über www.hartmannweilerkopf.de). Wie Hagelhans geschrieben hat: nicht zu vergleichen mit Verdun, hat eher Gebirgskriegcharakter. Alles komprimiert. Gesamtanlage riesig, grosse Stollenanlagen am Nordosthang.

Vor allem von den deutschen Anlagen ist noch viel erhalten, da auf langfristige Verteidigung + Bindung möglichst vieler franz. Truppen ausgelegt. Das DR hatte oben viel Landwehr, und hat durch massive Bunkeranlagen erfolgreich dieses manko gegenüber franz. Elitetruppen ausgeglichen. F war dort oben eher offensiv und wollte ins Rheintal, auch deshalb wurde dort von den Franzosen nicht so viel betoniert.

Vergleichbar auch die Anlagen am Lingekopf (restauriert) oberhalb Colmar/Turkheim. Eindrücklich sind die kleinen, unbekannten Schlachtfelder am Buchenkopf, Reichsackerkopf, Sudelkopf usw. , die bis heute praktisch touristenfrei geblieben sind (muss man paar Meter laufen).
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Beitragvon 14-18 am Do 10 Nov, 2005 19:37

Zum "Im Westen nichts Neues": das Buch wurde nach der Machtergreifung der Braunen verboten + bei den Bücherverbrennungen verbrannt. War zu wenig "heroisch" und ging denen in die Richtung Wehrkraftzersetzung. Der Autor Remarque bekam meines Wissens Berufsverbot.

Es gibt eine ganze Serie Bücher des Autors Ettighofer. Dieser heroisiert das Frontkämpfertum im militaristischen Sinne und war den Braunen deshalb genehm. Schrieb aber im wesentlichen ohne braunen Schmotz. Alle Bände mit sehr guten Bildaufnahmen!

Wirklich sehr interessant sind zum Thema folgende Bücher: Dominik Richert "Meine Erlebnisse im Kriege" sowie Killian "Totentanz am Hartmannsweilerkopf". Beides echte Erlebnisberichte zum 1.WK; beide von Leuten, die Schreiben konnten. Richert war bei der Infanterie im Westen, Russland, Westen; Killian war Minenwerferoffizier am HWK. Deshalb meines Erachtens beide noch eindrücklicher als "Im Westen nichts Neues", da dieses Buch doch eine schriftstellerische Zusammenstellung ist.
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Beitragvon Major Kusanagi am Di 27 Dez, 2005 10:19

Ich war ein paar Tage in Berlin und nutzte den Aufenthalt zu einigen Gesprächen mit der dortigen älteren Generation. Erstaunlich war bezüglich "Im Westen nichts Neues" die Erkenntnis, dass braune Propoganda auch auf dieser Ebene bis ins 21.Jahrhundert hinein nachwirkt. Man erklärte mir nämlich dass Erich Maria Remarque gar nie an der Front gewesen sei. Der habe seinen Roman nur mit Rumfragen bei alten Kämpfern zusammengeschustert und sei in Wirklichkeit bei einem Armierungsbataillon gewesen.

Der 1898 als Erich Paul Remark geborene Schriftsteller war zwar nicht von Anfang an dabei, denn er wurde erst im November 1916 eingezogen und begann seine Zeit in Feldgrau beim Rekrutendepot des I.Ersatzbataillons 78. Im Juli 1917 kam er an die Westfront (2.Kompanie, Feld-Rekruten-Depot, 2.Garde-Reserve-Division). Die Versetzung zur Feldeinheit führte ihn zur 2.Kompanie der Reserve-Infanterie-Regiments 15.

Keine zwei Wochen nachdem er an die Front kam verwundeten ihn am 31.Juli 1917 Granatsplitter an einem Arm und einem Bein und er erleidet einen Halsschuss. Sein guter Freund Christian Kranzbühler wurde kurz zuvor ebenfalls verwundet und verlor dabei ein Bein, wobei Remarque ihn aus der Gefahrenzone schleppte. Nach seiner Genesung arbeitete Remarque in einem Feldlazarett. Den Krieg beendete er als Soldat im I.Ersatzbataillon des Infanterie Regiments 78.

Zugegeben er war nicht lange an der Front, aber der neu erstarkende Nazionalismus wollte dem Schriftsteller und seinem Erfolgsroman jede Glaubwürdigkeit nehmen und den Autor partout als Lügner in jeglicher Hinsicht hinstellen. So wurde das Gerücht verbreitet dass sein richtiger Name "Kramer" sei und er ihn einfach umgedreht habe. Dieser Karmer habe auch gar nie an der Front gedient, und hier kommt nun die Legende ins Spiel der ich vor einigen Tagen als putzmunteres Latrinengerücht begegnete.

Kaum war der Roman publiziert worden, sahen gewisse Kreise damit das Ansehen des deutschen Frontsoldaten geschmäht und beeilten sich herumzuposaunen dass Remarque gar nicht wusste wovon er schrieb. Bald tauchten angebliche Kriegskameraden auf, die behaupteten den Schriftsteller als Armierungssoldat im Armierungsbataillon 35 kennengelernt zu haben, wo er weit hinter der Front gemauert und betoniert habe, fern von Kugeln und Granaten. Es erinnert an die dubiosen "Swift Boat Veterans for Truth" aus deren Riehen im letzten US-Präsidentschaftswahlkampf plötzlich "Zeitzeugen" auftauchten um zu verbreiten dass Kandidat John Kerry gar kein Vietnam-Kriegsheld sei.

Remarque hatte sich in der Zeit zwischen 1916 und 1919 offenbar wirklich einige Husarenstückchen geleistet, so etwa das schalkhafte herumgeistern in Offiziersuniform. Aber es ist auch gewiss dass er den Horror des Krieges an der Front und im Lazarett kennengelernt hatte. Dass es heute noch Leute gibt, die ihm mit abgestandener Propoganda von 1929 jede Kompetenz absprechen befremdet mich doch ein wenig, hatte man doch seither genug Zeit sich genauer zu informieren.


Link: http://www.remarque.uos.de/intern.htm
Major Kusanagi



Beitragvon Voltigeur am Di 27 Dez, 2005 12:10

Herr Major, Du vergisst das es sich dabei um Deutschland handelt. Krieg wurde Jahre lang tot geschwiegen. Als ich 1961 in die Schule kam sprach kein Mensch vom Krieg. Später wurde uns erklärt das wir im 1. WK von den Österreichern verarscht wurden, da sie den Krieg angezettelt hatten und uns dann im Stich liessen. Der 2. WK wurde innerhalb einer halben Std. abgehandelt. Eine bande krimineller Leute haben sich um Hitler geschart und den Krieg angezettelt den wir dann verloren, Punkt. Damit war das Thema erledigt.
Wollte man mehr darüber erfahren, hies es, "das geht dich nichts an" oder "sei froh das du es nicht erlebt hast" oder auch "lass mich in ruhe, ich will davon nichts mehr wissen"

Deutschland hat heute die beiden Kriege noch nicht verarbeitet und das dauernde Schuldgefühl wird immer wieder angefacht, es soll ja niemand vergessen.

Dazu braucht ihr nur die Deutsche Gesetzgebung ansehen, nahmen wir nur das Deutsche Waffen Gesetz. Eine Mausser 98 oder ein K 31 in Deutschland zu besitzen bringt Dich mit sicherheit ins Gefängnis, wenn Du beweisen kannst, das Du kein Neonazi und Kriegstreiber bist, sondern nur Sammler, kannst Du mit einer schweren Geldstrafe und der Beschlagnahme der Waffen rechnen.
Dazu kommt das sich die geschriebene Presse Deiner annehmen wird, und Du dir viele neue Freunde in deiner Nachbarschaft machen wirst.

Und dann wunderst Du dich das die Leute sowenig info's haben.

Grüsse vom Voltigeur
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Beitragvon 14-18 am Di 27 Dez, 2005 17:29

Wie weiter oben schon mal geschrieben, war Remarque bei den Braunen nicht hoffähig, da er die Sinnlosigkeit des Krieges beschrieb. Erwünscht waren Beiträge im Stile Ettighofers (z.B. "Sturm 1918") oder Ernst Jüngers "In Stahlgewittern", wo zumindest mal die "Frontkameradschaft" hochgejubelt wurde und der grundsätzlich überlegene deutsche Soldat im Angesicht des sicheren Sieges wohlgemut für König und Vaterland den Abgang machen durfte.

Dies passte zur Ideologie des Dolchstosses der weissen, deutschnationalen und braunen Kräfte.

Andererseits musste nach dem verlorenen Krieg an irgendetwas geglaubt werden, damit die Opfer des 1.WK nicht umsonst waren. Da passte das Buch und der Autor nicht in die Zeit.
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