Rohhaut Einfassung an einem Reiterschild

Ob Tunika, Topfhelm oder Brogans, hier wird es gezeigt und diskutiert.

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Rohhaut Einfassung an einem Reiterschild

Beitragvon voenk am Mo 03 Feb, 2014 16:57

Hallo zusammen,

ich werkel gerade an meinem Schild (+-1300) und will am Schluss die Ränder mit Rohhaut einfassen, dies lässt sich ja belegen. Aber wie waren die angemacht? Geleimt (only), genagelt, getakkert, genäht oder gar genietet? :-k

Wie habt ihr das gelöst?

Beste Grüsse,

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Re: Rohhaut Einfassung an einem Reiterschild

Beitragvon Murky am Mo 03 Feb, 2014 21:37

Genagelt oder genäht. Das hält beides sehr gut, genäht hat etwas weniger Gewicht und sieht etwas netter aus. :-)
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Re: Rohhaut Einfassung an einem Reiterschild

Beitragvon voenk am Mo 03 Feb, 2014 22:36

Hm, also bis jetzt tendiere ich zum naehen, es gab da einen Fund aus dem 11. Die Quelle such ich grad. Da wurde im 1 cm Abstand genaeht. Man fand da keine Metallspuren, dafuer Garn. Wenn man die einzeln bindet und am Ruecken knotet, geht auch nicht das Ganze auf...

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Re: Rohhaut Einfassung an einem Reiterschild

Beitragvon gijoe am Di 04 Feb, 2014 09:31

Also wenn ich logisch denke must du für das nähen Löcher in den Schild Bohren oder stechen. Einzel Knoten hält nicht gut. Man näht so etwas mit 2 Nadeln, eine links eine rechts am Faden dann abwechselnd durchziehen und anziehen. Hat mir mal der Schuhmacher gezeigt. Je nach härte des Materials bist du ein paar Stunden oder Tage beschäftigt
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Re: Rohhaut Einfassung an einem Reiterschild

Beitragvon voenk am Di 04 Feb, 2014 13:47

Hmm, "deine" Methode wirkt ziemlich stabil und vernuenftig! Werde die mit gewachstem Garn ausprobieren und die Loecher vorsichtig vorboren! Stechen nicht, das Material ist zu fest und trotzdem flexibel, das wuerde nur ausreissen und ich mir in die Hand stechen!
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Re: Rohhaut Einfassung an einem Reiterschild

Beitragvon Murky am Di 04 Feb, 2014 20:48

Hallo, ja, genau so machen wir es. Im 1 cm Abstand durch Rohhaut und Rand bohren nachdem der Rohhautrand einmal aufgeleimt und mit Klemmen befestigt wurde (dass er nicht verrutscht). dann mit zwei Nadeln eine Sattlernaht durchziehen und ab und an mal einen Knoten machen. Bis jetzt hats bei allen gehalten. So dicker gewachster Leinenzwirn ist fast unzerstörbar.
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Re: Rohhaut Einfassung an einem Reiterschild

Beitragvon martin am Di 04 Feb, 2014 22:07

voenk hat geschrieben:ich werkel gerade an meinem Schild (+-1300) und will am Schluss die Ränder mit Rohhaut einfassen, dies lässt sich ja belegen. Aber wie waren die angemacht? Geleimt (only), genagelt, getakkert, genäht oder gar genietet? :-k


Hallo voenk

Der Beleg für Schilde die nur an den Rändern mit Rohhaut eingefasst waren würde mich interessieren. Ich kenne bisher für diesen Zeitabschnitt nur komplett mit Rohhaut bespannte Schilde. :smt001
Bei diesen wurde die Rohaut von der Vorderseite zur Rückseite umgeschlagen und dann dort vernagelt.

Ein paar sehr schöne Beispiele für die Zeit um 1300 sind in "Der mittelalterliche Reiterschild" von Jan Kohlmorgen.
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Re: Rohhaut Einfassung an einem Reiterschild

Beitragvon voenk am Di 04 Feb, 2014 22:20

Sali Martin, du hast Recht, ich weiss, dass die Schilde im 13. bespannt waren, den Schild den ich aus der Quelle meine ist aus dem 11. Mein Schild ist ein Uebungsprojekt und wird and die Wand gehaengt, ich brauch etwas Kantenschutz! Wenn ich das mit dem bemalen etc. kann, wird ein ganzer Schild bespannt =P~
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Re: Rohhaut Einfassung an einem Reiterschild

Beitragvon Murky am Di 04 Feb, 2014 22:31

Ahem… wenn ichs recht überlege haben wir bei den meisten auch einen kompletten Rohautbezug und keinen separaten Rand… Aber je nach dem vernäht oder vernagelt. :-)
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Re: Rohhaut Einfassung an einem Reiterschild

Beitragvon martin am Mi 12 Feb, 2014 17:24

Meine Trainingsschilde sind auch so gefertigt. Ein korrekt gefertigtes Schild für die Darstellung besitze ich leider noch keines, steht aber ziemlich weit oben auf der Liste.

Bei meinen Trainingsschilden habe ich den Rohhautrand auf verschiedene Arten festgemacht.
-Durchgenagelt und den Nagel dann auf der Rückseite umgebogen und ins Schild geschlagen.
-Von beiden Seiten mit kleinen Nägeln festgenagelt
-mit Leinenzwirn festgenäht
Funktionieren tun alle Arten ziemlich gut.

In meinen Umfeld gibt’s mittlerweile einige nach Quellenlage hergestellte Schilde, d.h. Plankenbauweise und dann beidseitig mit Rohhaut bespannt. Die Schilde werden auch für recht harten Kampfeinsatz verwendet, auch Waffentests haben wir schon durchgeführt.

Beim Bau und der Verwendung haben wir folgende Feststellungen gemacht:

-Die uns bekannten Schilde sind alle in Plankenbauweise gefertigt, Eine Sperrholztechnik scheint in Mitteleuropa im HMA nicht bekannt zu sein.

-Der Holzkorpus alleine, selbst wenn die Planken vernutet oder verdübelt sind, ist ein recht fragiles (wabbeliges) Gebilde. Ein Großteil der Stabilität kommt durch die Komplettbespannung mit Rohhaut.

-Komplett mit Rohhaut bespannte Schilde verlieren nicht ihre Funktion, selbst wenn die Planken mehrfach entlang der Fugen gerissen sind.

Der Fund eines Schildes aus dem Hochmittelalter, bei dem nur der Rand mit Rohhaut bezogen ist, würde nun einigem davon widersprechen. Drum wären weitere Infos für mich sehr Interessant, ich würde mich freuen wenn Du noch mehr dazu hättest. :smt001
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