von Gerald von Ameningen am Di 30 Jul, 2013 11:38
Ich habe mir vor vielen Jahren mein Ringpanzerhemd mit angesetzter Haube und Fäustlingen und dazu passende Eisenhosen aus Ringgeflecht gemacht, allerdings mit unvernieteten Ringen, die ich ebenfalls selbst hergestellt habe. Die Besonderheit daran ist der Wechsel der Ringlage zwischen Körper und Armen durch schräg laufende Nähte (ähnlich dem Raglan-Schnitt).
Die Technik der Herstellung unvernieteter Ringe und des Flechtens ist sehr schnell gelernt. Das Schwierige war für mich das Schnittmuster zu finden, bei dem die Ringe im Achselbereich nicht zu sehr belastet werden. Da habe ich mindestens fünfmal die Ärmel wieder weggemacht, angepasst und wieder probiert. Das vor dem Ringpanzerhemd der Gambeson fertig sein muss, sollte nicht unerwähnt bleiben. Diesen lustigen Fehler habe ich nämlich auch gemacht und durfte das Panzerhemd anschliessend noch mal anpassen.
Im Laufe der Zeit wurden vernietete Rinpanzerhemden erstaunlich preiswert und somit Standard. Deshalb und weil ich es satt hatte, nach jedem Auftritt die Löcher in den Achseln meines Ringpanzerhemdes zu flicken, begann ich letzten Sommer mit meinem neuen Ringpanzerhemd aus abwechselnd gestanzten und vernieteten Ringen. Dieser Mix macht das Hemd bei höherer Festigkeit leichter und reduziert den Aufwand erheblich. Ausserdem sind die gestantzten Ringe billiger als die genieteten. Das Schnittmuster konnte ich vom bestehenden Ringpanzerhemd übernehmen. Dachte ich.
Die Herstellung vernieteter Ringe ist für mich wegen der erforderlichen Überlappung, dem Abflachen der Nietfläche, dem Lochen und vor allem der Herstellung der Niete unverhältnismässig aufwendig. Die gestanzten Ringe sind nicht ganz so aufwendig in der Herstellung, wenn man sich ein entsprechendes Werkzeug anfertigt. Allerdings gibt es einen ziemlich hohen Anteil an Stanzabfall. Immerhin brauche ich für meinen Panzer über je 15'000 gestanzte und vernietete Ringe. Nach langen Versuchen, die Herstellung zu vereinfachen, habe ich kapituliert und wegen des unverhältnismässig hohen Aufwands auf die Herstellung der Ringe verzichtet. Ich habe die Ringe bei Battlemerchant besorgt. Die Qualität ist zwar unterirdisch schlecht, aber ich habe die guten Ringe aussortiert und für die stark belasteten Zonen genommen, den Rest für die weniger stark belasteten Zonen..
Das neue Ringpanzerhemd ist fertig geflochten und etwa zur Hälfte vernietet. Ich verniete mit einer selbst angefertigten Nietzange, weil die von Battlemerchant unbrauchbar ist. Das Schnittmuster habe ich auch noch geändert, weil ich mich - diesmal gerade noch rechtzeitig - entschlossen habe, einen neuen Gambeson aus mehreren Lagen festem Leine zu nähen. Er liegt enger an, somit ist auch das Ringpanzerhemd kleiner gehalten.
Wenn ich mir mein neues Ringpanzerhemd anschaue, freue ich mich am Anblick. Ob ich mir das aber noch einmal antun würde, glaube ich kaum. Die losen Ringe kosten allein schon über die Hälfte eines fertigen Hemdes, allerdings ohne Haube und ohne Fäustlinge, und der Arbeitsaufwand liegt jenseits von 400 Stunden. Wenn ich die Ringe und Nieten auch noch machen würde, kämen locker noch mal geschätzte 100 Stunden dazu.
Freundliche Grüsse
Gerald von Ameningen