Hosen um 1480? Belege für Leinenhosen?

[gasthaus1]

In Kleidung im Mittelalter von Katrin Kina wird auf Seite 399/Bild Nr. 335 eine Leinenhose aus dem 1.drittel des 16.jh beschrieben, kennt jemand Belge für die Nutzung von Leinen aus der Zeit um 1480?

Grüße Sven

[Chnobli]

Hey Sven

Willst du dir Leinenhosen nähen? Wie spannend! Halt uns bitte auf dem laufenden! Da sich Leinen, wenn sie nass wird, zusammenzieht und nicht so elastisch ist wie Wolle, nimmt es mich wunder wie deine Erfahrungen mit engen Spämihosen aus Leinen sind. Und bitte lass dich nicht schon am 1. Tag mit den neuen Hosen aus Hut-Spiel ein, sonst gleicht sie der Hose, die du gepostet hast schneller als dir lieb ist.

Auf deine Frage nach Belegen muss ich mit leider nein antworten.

[gasthaus1]

wenn ich recht betrachte das mit dem zusammenziehen wäre interessant , spart die diät und sitzt wie angegossen

[Wolfgang Ritter]

Das dürfte der Fund des Klosters Alpirsbach sein, wenn ich mich nicht irre?
Einer der wenigen Kleiderfunde überhaupt, aus Leinen, noch dazu wohl nicht schräg zur Webkante zugeschnitten.
Für's 15. Jhdt. kenne ich nichts, ob Du den Schluss auf Leinenhosen für 1480 wg. der Alpirsbacher-Hose ziehen magst.....musst Du entscheiden, ausschließen würde ich es nicht, aber es bleibt natürlich spekulativ.

Andererseits gibt es Bilder weiter "Überhosen" bei Seeleuten, die könnten aufgrund der weißen Farbegebung sicherlich Leinen sein, also als grundsätzliches Material ja, aber in welcher Verwendung...?
Ich würde jedenfalls nicht als "primäres" Beinkleid eine Leinenhose tragen und dann mit Alpüirsbach begründen; im HInblickj auf die diversen Nennungen und Erwähnungen von Kleidern und deren Stoffe in Kleiderordnungen, Zunftordnungen (Preisvorschriften), Rechnungen etc. wäre mir das etwas "zurecht-belegt".

Vermutlich wirst Du auch hinsichtlich Beweglichkeit nicht sooo viel Freude mit einer Leinenhose im SpäMi-Schnitt haben.....

[Hitomi]

Du meinst vermutlich K.Kania?
Wenn es mir Recht ist, dürfte Andreas Sturm etwas mehr über die Hose wissen, immerhin hat er sie auch schon untersucht und einen Bericht dazu verfasst.

Ein Hinweis aus dem Basler Raum: Leinen wird von Tuechliweberinnen verarbeitet (nicht von den zünftigen Webern) - und deren Name sagt es schon - sie weben mehrheitlich (Kopf) Tuechli und Lilachen (Laken).
Inventarlisten z.B. Nachlässe von Tuchschneidern sind manchmal auch Aufschlussreich, wenn die Stoffe genannt werden, die sich zum Zeitpunkt der Inventur im Haushalt zum Zuschneiden befunden haben.

P.S.: Andreas Sturm findest Du hier:
http://www.livehistory.de/

[gasthaus1]

Vielen Danke es ist aufschlußreich zu lesen aus einem Fund auf alles schließen wäre eher oberflächlich also weitersuchen oder es eben aufgeben. Ab ins Archiv!

[Chnobli]

Sind Mischgewebe (Leine/ Wolle) auch eine Option? Ich meine mich erinnern zu können, dass in Zürich im 14ten solche Stoffe erwähnt wurden.

Weiter helfen können dir da sicher Christian und Katja von http://www.de-nobile-sanguine.de/

[Michi]

Andreas Sturm hat, wie Hitomi schon erwäht hat, einen ausführlichen Bericht über die Alpirsbacherhose geschrieben. Ebenfalls hat er eine genaue Rekonstruktion der Hose gemacht (rete-amicorum.de). Was den allgemeinen Gebrauch von Leinen für Hosen dieser Zeit betrifft, würde ich mich auch einmal an Andreas Sturm oder vielleicht auch an Kuratoren von ensprechenden Museen halten. Allerdings würde ich berücksichtigen, dass die Alpirsbacherhose aus dem frühen
16. Jh. stammt - typischerweise mit der doch schon recht ausgeprägten Schamkapsel und dem Latz, der nur noch bis
in die Hosenmitte ragt und nicht mehr bis zum Hosenbund. Was den Schnitt deiner Hose betrifft, so würde ich mich eher an die Anleitung der Companie-de-St.George halten, das würde zeitlich besser passen.

Gruss
Michi