Mittelalterlicher Reiterschild Ende 12.Jh.

[aemkey]

Hallo zusammen
ich greife hier das Thema nochmals auf, allerdings auf der anderen Seite. Wir hatten gestern die Diskussion wegen den Halteriemen im Innern. Wir sind mal von dieser Darstellung ausgegangen: http://www.tempus-vivit.net/bibliothek/buch/mittelalterliche-schildformen (Sorry, ich find gerade kein anderes Bild).
Die Frage ist, ob es für 1200 auch noch andere Befestigungen der Lederriemen gab oder ob das Usus war, die Riemen so anzuordnen.
Zudem war die Frage, ob bei einem nicht berittenen Kämpfer die Schildfessel auch authentisch ist. Meiner Meinung würde es vor allem für den Transport und auf Märschen Sinn machen, auch wenn der ursprüngliche Zweck ja ein anderer war.
Was meint ihr?
Gruss Ulf

[Gerald von Ameningen]

Hallo Ulf

Tja, ich glaube, dass sich Deine Frage nach Usus nicht mit Sicherheit beantworten lässt. Leider ist die Fundlage sehr mau und Abbildungen sind mit Vorsicht zu geniessen. Letzten Endes wird vermutlich jeder die Riemen so angeordnet haben, wie er es für richtig hielt und wie sie sich bewährt haben.

Ich persönlich finde, dass ein Dreieckschild im Fusskampf am besten mit schräg nach oben geneigtem Arm geführt werden kann. Aufgesessen hänge ich den Schild an der Schildfessel um den Hals und stabilisiere ihn mit einer tief angeordneten Handhabe, indem ich ihn fest an meinen Körper ziehe. Übrigens habe ich bei meinem ersten Schild die Fessel ähnlich hoch wie in der verlinkten Abbildung angebracht und habe damit schlechte Erfahrungen gemacht. Inzwischen befestige ich die Schildfessel viel tiefer, damit der Schild höher sitzt und meinen Hals deckt.

Ich habe ein paar Abbildungen (!) uns Skulpturen im Gedächtnis, bei denen auch abgesessene bzw. Fusskämpfer mit Schildfessel um den Hals gezeigt werden.


Freundliche Grüsse
Gerald von Ameningen

[aemkey]

Danke für deine Antwort. Ich habe so etwas schon fast befürchtet, kann aber gut damit leben, wenn man sagt, dass es wohl den Bedürfnissen entsprach, was auch meine Meinung gewesen wäre.
Gruss Ulf

[Gerald von Ameningen]

Hier ist zur Info die Rückseite eines meiner Schilde, ausgeführt nach Anregungungen aus dem schon öfters erwähnten - und empfehlenswerten - Buch "Der Reiterschild" von Jan Kohlmorgen. Dort sind die (möglichen) Anordnungen der Handhaben anhand der Befestigungsbeschläge und Riemen bzw. -reste erhaltener mittelalterlicher Schilde dargestellt.

IMG_0163-klein.jpg

Bei diesem Schild habe ich einen einfachen Lederriemen als Handhabe für die Hand gewählt, meistens mache ich sie aber mit zwei überkreuzten Lederriemen. Aber das verwendete Leder ist dermassen fest, dass hier ein Riemen gut funktioniert. Rechts unten ist die Handhabe für den linken Unterarm während dem Reiten. Die Hand führt dabei den Zügel und nicht den Schild. Der hängt an der Schildfessel um den Hals und wird, wie bereits gesagt, nur stabilisierend von Unterarm an den Körper gezogen. Die Schildfessel ist mit Befestigungsbeschlägen der Handhaben angebracht. Die Beschläge bestehen aus Nägeln, die von vorne durch den Schild und die Handhaben getrieben und über einer viereckigen Metallplatte vernietet wurden.


Freundliche Grüsse
Gerald von Ameningen