Kleid

Ob Tunika, Topfhelm oder Brogans, hier wird es gezeigt und diskutiert.

Moderator: troupier suisse

Beitragvon jboerner am Mo 07 Sep, 2009 11:04

schwarze Schafe, Walnuss, Doppelfärbungen.. die sind wohl nie so schwarz wie heutiges schwarz.. deshalb der Hinweis, dass man von tiefschwarz Abstand nehmen sollte. Dunkles Braun oder dunkels Grau sind ja gut machbar

Da irrst Du dich; eine billige Schwarzfärbung ist mit Schwarzerle, Beispiel:
http://www.foracheim.de/cms_bild_vollan ... erw%E4sche
weitere sind mit Mehrfachfärbungen Indigo erreichbar. Erstere greift den Stoff an, und wurde wohl eher für das Überfärben fleckiger Sachen benutzt. Schwarzfärber sind häufig, auch in Nürnberg des 15ten belegt, und man sieht schwarz sehr oft in "gutbürgerlicher" Kleidung des 15ten, aber auch schon davor, gerade bei Beinkleidung.

"Indigoblau" war eben grade als Abrenzung zum Waidblau gedacht.. weil das sonst nie so leuchtend wird. Das war wohl zu wenig weit ausgeholt, um festzuhalten, was sie mit "indigoblau" meinte... also den aktuellen, reinen Indigofarbstoff und nicht das vergraute Blau vom Waid. (ich persönlich hab auch noch nie wirklich leuchtende Waidfärbung gesehen/hinbekommen)

Indigo ist die Bezeichnung des Farbstoffes und als solcher in Waid enthalten. Waid erzielt mitnichten nur "vergrautes blau". Nicht böse sein, aber moderne Färbeergebnisse bzw. ausbleibende sind nicht unbedingt von hoher Aussagekraft ;) Beispiel für eine Waidfärbung:
http://www.apud-angeron.de/html/inh-bilder-aus6-07.html

Dazu kommt laut meinen Kenntnissen ist Reseda nur auf Seide wirklich lichtecht. Als Magt würde ich mir dann wohl kein Wollkleid wählen, dass bald farblos ist und ich noch jahrelang tragen muss.

Also ich kann dir definitiv bestätigen, dass Reseda auf Wolle lichtecht ist.
Aber jenseits dessen ist höchst fraglich, ob eine Magd die Wahl hatte. Günstige, nichtlichtechte Färbungen, zu denen Reseda aber nicht zählt, dürften sogar eher in Frage kommen. Oder Fehlfärbungen, sofern nicht vernichtet (was aber wohl oft auch primär bei für den Export bestimmten Tuchen gemacht wurde).
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Beitragvon Chnobli am Mo 07 Sep, 2009 11:11

Es war vielleicht etwas voreilig eine Farbe zu verteufeln, nur weil sie auf Wolle im Falle von Reseda nicht ganz so lichtecht ist, man jeden Fleck sieht, fast niemandem steht. Und werde hiermit geloben nie mehr Vorurteile gegen gelbe Frauenkleider für Mägte vor 1500 zu haben.
Zuweilen alle meine Vorbehalte gegen Gelb als Kleiderfarbe 1515 über den Haufen geworfen werden, in der Luzerner Schillingchronik scheint diese Farbe "En Vogue" zu sein.

Ich werde wohl auch meine Farbskala beschreiben müssen:
Zwiebelfärbung ist für mich ein grün-gelb.
Ein schwarzes Schaf ist für mich dunkelbraun.
Indigoblau ist für mich dunkeltürkis.
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

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Beitragvon Chnobli am Mo 07 Sep, 2009 11:17

Ich habe bei Naturtuche an Stand einen Stoff gesehen, der nur einige Stunden halb verdeckt, halb an der Sonne lag. Der Unterschied war enorm.
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont.

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Beitragvon Napoleon am Mo 07 Sep, 2009 12:07

Da leider unsere Datenbank immer noch kaput ist gibt es leider grössere Probleme.

Hier der Rest des Treads:

http://lebendigegeschichte.phpbb.ch/fto ... asc-0.html
Jeder Erfolg, den man erzielt, schafft uns einen Feind. Man muß mittelmäßig sein, wenn man beliebt sein will.
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Beitragvon Varuna am Mo 07 Sep, 2009 12:20

jboerner hat geschrieben:

Da irrst Du dich; eine billige Schwarzfärbung ist mit Schwarzerle, Beispiel:
http://www.foracheim.de/cms_bild_vollan ... erw%E4sche
weitere sind mit Mehrfachfärbungen Indigo erreichbar. Erstere greift den Stoff an, und wurde wohl eher für das Überfärben fleckiger Sachen benutzt. Schwarzfärber sind häufig, auch in Nürnberg des 15ten belegt, und man sieht schwarz sehr oft in "gutbürgerlicher" Kleidung des 15ten, aber auch schon davor, gerade bei Beinkleidung.


Das mit der Bürgerlichen Farbe war mir bekannt (natürlich), das mit der Schwarzerle nicht. Finde ich hoch interessant! Wir haben es bisher mit folgendem versucht:

-Gallapfel/Eisenspähne/Wallnuss -> sehr dunkles Braun, mit einem leichten Graustich
- Gallapfel/Eisenspähne/Wallnuss/Indigolösung konzentriert -> tiefes Nachtblau
- Gallapfel/Eisenspähne/Wallnuss/Indigolösung über Nacht, höhere Dosis -> fast schwarz
- Gallapfel/Eisen -> Grau
- Wallnuss/Indigolösung -> hässliches Schimmelgraubraun..

Wo ist denn das Färben mit Schwarzerle aufgeführt?

Indigo ist die Bezeichnung des Farbstoffes und als solcher in Waid enthalten. Waid erzielt mitnichten nur "vergrautes blau". Nicht böse sein, aber moderne Färbeergebnisse bzw. ausbleibende sind nicht unbedingt von hoher Aussagekraft ;) Beispiel für eine Waidfärbung:
http://www.apud-angeron.de/html/inh-bilder-aus6-07.html


Im Internet über Farben zu diskutieren ist immer schwierig.. Was Daniel meinte, ist, dass das Blau einen leichten Farbdämpfer hat. Im grafischen Reden wir von "vergrauten" Farben, besser als "gebrochene" Farben bekannt. Da hat er wohl einfach meinen Wortschatz übernommen. Auch das Beispiel von Aput Angeron hat einen leichten Farbbruch.. wenn wir mit chemischer Indigolösung färben, dann strahlt die Farbe, als hätte sie einen leichten Drall ins Gelbe (gaaaanz leicht). Ich nehme an, das liegt an der Konzentrierung, denn eigentlich müssten es ja die gleichen Töne sein. Aber das ist evt. sehr subjektiv. Was Chnobli vermutlich sagen will ist folgendes: Wenn du eine einfache Magd darstellst, dann wähle keinen tiefblauen, knalligen Stoff, sondern eher etwas, was im Volksmund als Hellblau durchgehen würde, denn das tiefe Indigoblau (chemisch gleich, mit Waid nur in Doppelfärbung erreichbar) ist nicht bezahlbar für eine Magd...

Es ist manchmal schwer, wenn man die Leute kennt, rauszulesen, was andere Mitleser meinen könnten. Indigoblau ist bei uns inzwischen in unserer Gruppe ein geflügelter Begriff für das dunkle, kräftige Blau, während Waidblau eben für das helle, bezahlbare Blau steht.. das ist inhaltlich natürlich nicht richtig und war in dem Falll wohl auch verwirrend...

Gruss, Céline

http://www.constaffel-zuerych.ch/


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Beitragvon Daniel am Mo 07 Sep, 2009 16:20

Ich hab mich auf eine normale Darstellung bezogen, bei der ich weder strahlendes Blau (=meine ich Indigo, weil ich damit nicht den Farbstoff meine, sondern die Abgrenzung zwischen dem Färbemittel Waid oder dem indischen "Indigofera tinctoria", in dem dann der Indigo Farbstoff viel konzentrierter ist), noch schwarz empfehlen würde.. In dem Thread geht es ja nicht um höherstehende Kleidung. Um das ganze nicht zu kompliziert zu machen, also mein Gemeinplatz... Um das ganze auf billigere, normale Farben einzugrenzen.

Machbar ist es ja sicher... Schwarzfärber sind ja genug belegt. Aber warum mit teuren Färbungen anfangen, wenn dann nur der Stoff passen würde, aber Schnitt und vor allem der Rest der Ausrüstung eben grade mal bäuerlich sind?

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Beitragvon jboerner am Mi 16 Sep, 2009 13:45

Also nochmal: mit Waid kann man problemlos "Strahlend" blau färben.
Und wenn es sich tatsächlich um eine Leibdienerin einer betuchten Person handelt, kommt die auch nicht in Sack und Asche daher.

Ich unterstreiche nochmal die Aussage: ohne genauere Recherche und Definition ist das Fischen im Trüben. Man kann jede Art der Vorliebe oder Darstellugn herbeireden, ob es die historische Wirklichkeit wiederspiegelt, kann man nur mit wirklich profunder Recherche beantworten. Und ich sag es jetzt mal ganz offen: dass die Gruppe zu solcher fähig ist, spreche ich ihr auf Basis ihrer Webpräsentation ab.
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