Verbot nationalsozialistischer Symbole

Ob Tunika, Topfhelm oder Brogans, hier wird es gezeigt und diskutiert.

Moderator: troupier suisse

Beitragvon troupier suisse am Sa 04 Jul, 2009 13:08

Ich bin skeptisch gegenüber der Hoffnung, dass die Politik die Fehler der Politik korrigieren könnte. Es sind Politiker/innen denen wir sinnfreie Propogandaballons wie dieses Verbot verdanken. Die Mißstände und Nöte der Gesellschaft sind die Feuer auf denen Parteien ihr Süppchen kochen. Eine ideale Gesellschaft ohne Not und Ungerechtigkeit ist im Interesse keiner Partei. Da könnte man gleich in die Wüste gehen um Regenschirme zu verkaufen.

Wer brauchte in einer Gesellschaft des Wohlergehens noch Brandstifter die uns zeigen wo die Sündenböcke hocken die an unserem Elend schuld sind? Wer brachte in einer toleranten und gerechten Gesellschaft noch selbstlose Kämpfer/innen die unentwegt gegen Rassismus, Ausgrenzung und Benachteiligung ins Feld ziehen? Ausnahmslos alle Parteien brauchen Ungerechtigkeit und Mißstände um sich daran zu profilieren. Die Übel sind die Bühne auf denen das Politiktheater dem Urnenvolk seine mässig anspruchsvollen Stücke darbietet.

Ohne die Übel unserer Gesellschaft wären politische Parteien so nötig wie ein Dartpfeil in der linken Arschbacke. Parteien machen meiner Ansicht nach nur Politik die dem eigenen Gärtchen nützt. Die Gesellschaft und die Menschen in ihr sind Manövriermasse und Mittel zum Zweck. Es geht nicht darum eine ideale Gesellschaft zu schaffen sondern die bestehende Gesellschaft der eigenen Ideologie entsprechend zurechzubiegen.

Der Mensch als Individuum ist für Parteien nur interessant wenn er ihnen auf die eine oder andere Weise nützt. Das Stimmvolk wird umworben wie ein Konsument dem man ein überflüssiges Produkt wie ein Bügeleisen mit Internetverbindung andrehen will. Um dieses Ziel zu erreichen, setzen sich Parteien für Dinge ein die ihrem jeweiligen Wählerspektrum Nutzen versprechen. Der Sinn aller Anstrengungen ist nicht das Wohl der Gesellschaft, sondern das Wohl der Partei.

Was bleibt einem in dieser Gosse mehr, als der unerfüllbare Traum von einer Gesellschaft in der Unterdrückung von Selbsterkenntis und Toleranz weggefegt wird? Die Hoffnung dass sich der Glaube an die friedliche Koexistenz aller Nationen und der Friede unter den Religionen Bahn brechen mögen. Das lässt sich nicht mit Verboten und Gesetzen schaffen, denn so entsteht nur jene Art von Friede die auch in Diktaturen im Schatten der Waffen herrscht - gewachsen nicht aus innerer Überzeugung sondern aus Frucht vor Strafe.

Um einmal mehr auf Oscar Wilde zurückzugreifen:

Eine Weltkarte, in der Utopia nicht verzeichnet ist, ist keines Blickes wert, denn sie unterschlägt die Küste, an der die Menschheit ewig landen wird.


Damit man mich nicht falsch versteht - bloss weil ich Politikern und Parteien mit Skepsis begegne, bin ich kein Gegner der Demokratie. Im Gegenteil betrachte ich die ausgewogene Demokratie mit vielen Beteiligten als einziges System welches Egoismus und Gier der Parteien in Zaum halten kann. Die Dominanz einer einzigen Partei wäre eine Katastrohe, denn dann würde das heuchlerische Umwerben von Wählern überflüssig und der Skrupellosigkeit uneingeschränkter Macht wäre der Weg geebnet.

Dieses Verbot ist ein politisches Prestigeobjekt, das die Gesellschaft nicht von einem Übel befreit. Das Unheil nimmt weiter seinen Lauf. Aber weil dieses Verbot dazu geeignet ist sich zu profilieren, brachten es die Verantwortlichen auf den Tisch. Es ist Aktionismus übelster Art, der die grundlegenden Mißstände die den Radikalismus hervorbringen ignoriert, um stattdessen medienwirksam seine Auswüchse zu verbieten. Es ist Sand in unser aller Augen.

Solche Dinge sind der Grund dafür, dass ich ein zutiefst überzeugter politischer Atheist bin.
Die Welt ist eine Bühne, aber das Stück ist schlecht besetzt. (Oscar Wilde)
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Beitragvon Desmond am Mo 06 Jul, 2009 19:11

Wie dein vorderer Post ist auch dieser sehr schön geschrieben.

troupier suisse hat geschrieben:Damit man mich nicht falsch versteht - bloss weil ich Politikern und Parteien mit Skepsis begegne, bin ich kein Gegner der Demokratie. Im Gegenteil betrachte ich die ausgewogene Demokratie mit vielen Beteiligten als einziges System welches Egoismus und Gier der Parteien in Zaum halten kann. Die Dominanz einer einzigen Partei wäre eine Katastrohe, denn dann würde das heuchlerische Umwerben von Wählern überflüssig und der Skrupellosigkeit uneingeschränkter Macht wäre der Weg geebnet.

Richtig. Und vielleicht gibt es eine Partei die gerne uns als Wähler hat.

Ich selber bin in meinem Kopf laufend am Leute durchstreichen die ich für nicht wählbar halte. Wahrscheinlich werde ich bei den nächsten Wahlen einen leeren Zettel einwerfen müssen.

Ich bin also für Parabellums Idee. Warum nicht dagegen kämpfen? Warum nicht schauen ob es vielleicht noch "normale" Politiker gibt?

Hier sollte man doch eher auf Berthold Brecht zurückgreifen:
Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
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Beitragvon Seegras am Di 07 Jul, 2009 15:06

Leider hatten wir bisher nur Gewäsch seitens der Presse, die erstaunlicherweise auch überall sehr sehr das gleiche geschrieben hat. Hier haben wir nun den Text des Vorschlages plus die Erläuterung dazu:

http://www.ejpd.admin.ch/etc/medialib/d ... entw-d.pdf

http://www.ejpd.admin.ch/etc/medialib/d ... -ber-d.pdf

Ich kann da diverses Zeug nicht herauslesen was die Presse da hineininterpretiert hat. Allerdings wird das so auf jeden Fall auf ein Verbot von Import/Verkauf von Computerspielen wie "Castle Wolfenstein" herauslaufen.

Und die generellen Bedenken hinsichtlich eines Symbol-Verbots (65 Jahre im Verzug, auch noch) werden dadurch natürlich nicht entkräftet. Wir verhindern nicht dass sich die Geschichte wiederholt indem wir sie verbannen.
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Beitragvon Hagelhans am Di 07 Jul, 2009 17:17

Und es lässt ja wieder mal so viele fragen offen.

Ist das bauen eines Models eines Fiseler Storch 1:72 ein
Gegenstand schutzwürdiger kulturelle Arbeit die
wissenschaftlichen Zwecken dient oder werden zukünftig Modellbaugeschäfte oder Austellungen von Sonderkomandos der Bundespolizei gestürmt?
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Beitragvon dustoff am Di 07 Jul, 2009 17:59

Wie schon gesagt .... zu kulturellen oder wissenschaftlichen Zwecken kann man die Symbole ohne Probleme nutzen! :smt002
Gruss
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Beitragvon Napoleon am Fr 30 Okt, 2009 07:30

Untedessen steht dem ganzen eine briete Front gegenüber.

http://www.blick.ch/news/schweiz/bussen ... eme-132151
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Beitragvon Hagelhans am Fr 30 Okt, 2009 08:10

genau so könnte man worte wie "sozial" oder gan schlimm "sozialistisch" verbieten da diese eindeutdig dazu verleiten Assotiationen mit nationalsozialistisch herzuleiten.
Gilt natürlich auch für natiomnal.
Stellt euch vor, ihr begegnet einem Sozialdemokraten der zur Nationalbank geht. Was für schreckliche Gedanken können da hervorgeruffen werdrn? 8-[
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Beitragvon Tech am Fr 30 Okt, 2009 08:21

Eine enstprechende Stellungsnahme des Kanton Thurgau ist am 22.10.2009 in den Medien publiziert worden. Offen ist die Frage, ob mit dem beabsichtigten Verbot einer öffentlichen Verwendung auch das Reenactment betroffen ist.

In Zukunft soll die öffentliche Verwendung, Verbreitung, Herstellung, Lagerung sowie die Ein- und Ausfuhr von rassistischen Symbolen verboten werden, [...]


http://www.thurgauerzeitung.ch/thurgau/ ... y/14643596

"Ein fundamentaler Grundsatz für die kleinen Armeen besteht darin, immer in Massen zu handeln; durch seine Anwendung allein können sie einige bedeutende Unternehmen vollbringen, indem sie darauf verzichten, alles zu decken und nur das Hauptziel anpeilen." (Jomini, 1779-1869)
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Beitragvon dustoff am Fr 30 Okt, 2009 09:16

Schade dass die Schweiz es Deutland nachmachen will .... Verbieten statt verarbeiten.
Gruss
Danielle


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Beitragvon Napoleon am Fr 30 Okt, 2009 09:21

In der Vernehmlassung steht jedoch, wenn es sich um historisches handelt, wie auch immer, kommt das Gesetz nicht zum tragen.

Da es aber da aber grosse probleme bei der Umsetzung geben könnte, lehnen diese auch schon kantone ab. Die Handhabung ist zu kompliziert und anderswo benötigtes personal müste sich mit diesen Dingen rumschlagen.
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