Toggenburg ca 1250

Ob Tunika, Topfhelm oder Brogans, hier wird es gezeigt und diskutiert.

Moderator: troupier suisse

Toggenburg ca 1250

Beitragvon Sandra am Di 09 Jun, 2009 19:41

Hallo zusammen!

Bin ganz, ganz neu hier und habe einige Fragen. Ich hoffe sehr ihr nehmt euch die Zeit mir behilflich zu sein. Nachdem ich mich in Rheineck beim Heerlager und in Wil im Festzelt ein wenig umgeschaut habe, steht nun endgültig fest: SOO nicht, das geht besser!

Nun zu meinem Plan.Nie wieder will ich dass jemand mein Kleid als "Hollywood-Kostüm"(Zitat einer euch sicherlich bekannten Brettchenweberin) bezeichnen kann.

Sehr gerne möchte ich ein möglichst authentisches Gewand aus dem Toggenburg um ca 1250 nähen.
Dazu habe ich nun einige konkrete Fragen.

1. habe ich das richtig verstanden, dass man unter der cotte noch ein Untergewand trägt? Oder wird die chainse ausschlieslich unter dem bliaut gtragen?

2. bin verwirrt! Einerseits lese (z.b.communitas monacensis, Flinkhand etc.)ich immer wieder der surcot sei "eng, körperbetont, am Rücken geschnürt".Dann wieder, bis 1300 wurde er "weit , ohne Taille" getragen. Was denn nun?
auf den Bildern dazu (codex manesse)sehe ich allerdings ausnahmslos wallende, untaillierte surcots.

3.die kleidung der Stände unterschied sich angeblich lediglich in der Auswahl der Stoffe, Farben und Verzierungen. Z.B. Wolle. Niedere Stände haben für die Oberbekleidung hauptsächlich Wolle benutzt.Heisst das nun dass sich eine Handwerksfrau einen surcot aus Wolle genäht hat ?! Das sieht ja sch.... aus, oder?


Irgendwie komm ich momentan nicht weiter. Donnerstag hab ich frei und wollte Stoff, etc besorgen....
Statt ner Einkaufsliste ahb ich bloss noch Kuddermudder im Kopf!

Helft ihr mir?
Sandra
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Beitragvon Hagelhans am Di 09 Jun, 2009 19:46

Hallo Sandra. Bei frauenkleidung aus dem Hochmittelalter lase ich andere vor.
Aber diese werden sicher schneller antworten, wen Du ein avatarbild hochlädst.

Merci!

P.S: Mir sind doch einige Bretchenweberinnen bekannt, die an solchen Anlässen ziemlich viel solche oder ähnliche Kritik ausüben. :smt002
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Beitragvon Sandra am Di 09 Jun, 2009 20:09

glaub mir, ein Avatarbild zum jetzigen Zeitpunkt würde bestenfalls Mitleid erwecken.....
Lass mir bitte noch ein wenig Zeit damit.
Sandra
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Re: Toggenburg ca 1250

Beitragvon Seegras am Di 09 Jun, 2009 20:11

Salü

Sandra hat geschrieben:Bin ganz, ganz neu hier und habe einige Fragen. Ich hoffe sehr ihr nehmt euch die Zeit mir behilflich zu sein. Nachdem ich mich in Rheineck beim Heerlager und in Wil im Festzelt ein wenig umgeschaut habe, steht nun endgültig fest: SOO nicht, das geht besser!


Woll ja.

Sandra hat geschrieben:Nun zu meinem Plan.Nie wieder will ich dass jemand mein Kleid als "Hollywood-Kostüm"(Zitat einer euch sicherlich bekannten Brettchenweberin) bezeichnen kann.


Allervermutlichst...

Sandra hat geschrieben:Sehr gerne möchte ich ein möglichst authentisches Gewand aus dem Toggenburg um ca 1250 nähen. Dazu habe ich nun einige konkrete Fragen.


Ich habe zwar nicht wirklich Ahnung von 1250, aber einige Sachen kann ich schon anmerken.

Sandra hat geschrieben:1. habe ich das richtig verstanden, dass man unter der cotte noch ein Untergewand trägt? Oder wird die chainse ausschlieslich unter dem bliaut gtragen?


Mindestens ein langes Leinenhemd, mit langen Ärmeln. Eventuell noch ein Unterrock, aber das weis ich nicht so genau.

Sandra hat geschrieben:2. bin verwirrt! Einerseits lese (z.b.communitas monacensis, Flinkhand etc.)ich immer wieder der surcot sei "eng, körperbetont, am Rücken geschnürt".Dann wieder, bis 1300 wurde er "weit , ohne Taille" getragen. Was denn nun?
auf den Bildern dazu (codex manesse)sehe ich allerdings ausnahmslos wallende, untaillierte surcots.


Im Zwefielsfall ist wohl immer den Primärquellen glauben zu schenken. Ich hätte auch gesagt dass "eng" erst im 14. Jh. erfunden wurde ;)

Sandra hat geschrieben:3.die kleidung der Stände unterschied sich angeblich lediglich in der Auswahl der Stoffe, Farben und Verzierungen. Z.B. Wolle. Niedere Stände haben für die Oberbekleidung hauptsächlich Wolle benutzt.Heisst das nun dass sich eine Handwerksfrau einen surcot aus Wolle genäht hat ?! Das sieht ja sch.... aus, oder?


Ob die einen Surcot getragen hat weis ich nicht, aber wenn dann aus Wolle, mit Leinen gefüttert. Dito die Cotte.

Und ich weis nicht warum du meinst dass das bescheuert aussähe, meinst du der Stoff wäre zu dick oder so?

Aber für mehr Details müssen andere Einspringen; wir haben hier Leute die wesentlich mehr Ahnung von dem Jahrhundert haben.
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Beitragvon Seegras am Di 09 Jun, 2009 20:14

Pica, das ist doch sicher Wolle, oder?
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Beitragvon troupier suisse am Di 09 Jun, 2009 20:19

Wie haben auch Leute mit Avatarbild ohne Gewandung für's erste. Ist bei uns einfach eine Frage der Etikette. Keiner lacht Dich aus wenn Dir nur ein Foto in "zivil" für's erste hochlädst. Am liebsten tauscht man halt mit jemandem aus von dem man einen realen visuellen Eindruck hat.
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Beitragvon Devils am Di 09 Jun, 2009 20:47

also ich würde seegras auf jeden fall in dem punkt recht geben,dass "eng" erst später erfunden wurde...
und mit leinen gefütterte wolle ist authentisch belge weiß ich nicht aber habe welche gesehen bei einer freundin...
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Beitragvon Hitomi am Mi 10 Jun, 2009 06:20

Ich war's nicht ;-)

Schemazeichung erhaltener Kleidung
http://www.personal.utulsa.edu/~marc-ca ... unics.html

Einige Bilder erhaltener Kleidung
http://www.virtue.to/articles/extant.html

Und eine sehr nette Seite mit vorbereiteten Vergleichen zur Nähtechnik, Material, Schnitt
http://www.forest.gen.nz/Medieval/artic ... ments.html
Das Publikum hat ein Recht darauf, nicht angeschmiert zu werden, auch wenn es darauf besteht, angeschmiert zu werden.
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Beitragvon Pica am Mi 10 Jun, 2009 17:20

Also ich habe auf dem Foto einen Surcot aus Leinen. Aber nicht nur Leinen als Surcot ist umstritten sondern auch das gefärbte Leinen. Der Surcot war mein Erstlingswerk.

Sandra, ich würde dir folgende Reihenfolge vorschlagen (gilt aber für 2. Hälfte des 13. Jhd):

1. ein Knöchellanges Leibhemd aus Naturleinen oder gebleicht mit langen Aemeln.
2. eine mind. knöchellange Cotte (je nach Stand auch in Ueberlänge) aus Wolle mit langen, engen Aermeln.
3. ein ärmelloser Surcot aus Wolle in Ueberlänge (gefüttert ebenfalls mit Wolle oder Seide - je nach Stand) weit geschnitten und keine sehr grossen Armlöcher.

Und ich empfehle dir gleich jetzt schon dein Geld in pflanzengefärbte Wolle zu investieren. Sonst reut es dich später nur.
Pica

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Beitragvon Gerald von Ameningen am Mi 10 Jun, 2009 19:50

Hallo Sandra

Welche Darstellung schwebt Dir eigentlich vor? Adlige oder einfache Frau?Denn Du hast zwar Recht, alle Stände trugen im Prinzip die gleiche Bekleidung. Aber sie unterschied sich je nach Stand ausser der Stoffqualität und der Farbenpracht auch in der Stofffülle (Anzahl und Grösse der Geren) und vor allem in der Länge. Adlige und Reiche trugen zum Repräsentieren bewusst unpraktische Kleidung, um schon von Weitem zu signalisieren: "Seht her, ich habe es nicht nötig zu arbeiten", während die arbeitende Bevölkerung auf praktische Kleidung Wert legte. Die "Freizeitbekleidung" der Adligen/Reichen war vermutlich auch etwas bequemer und für körperliche Aktivitäten geeignet.

Die in den Miniaturen der Manesse-Handschrift (Heidelberger Liederhandschrift) dargestellten Kleider liegen nicht nur knapp hundert Jahre nach Deiner Darstellung, sie zeigen fast ausschliesslich Personen in höfischer Umgebung und damit in eben langer, wallender Bekleidung.



Freundliche Grüsse

Gerald von Ameningen


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