Regen und Mittelalter Schuhe

von **Peter** am Fr 18 Dez, 2009 14:50

ich habe auchschon wachs nit einer lammfellpolierscheibe einpolliert.... geht auch ganz gut und glänzt wie sau!
jedenfalls bis zum ersten staubigen untergrund...

von **Hagelhans** am Fr 18 Dez, 2009 22:34

Bis ihr euch auf eines dieser komplizierten ferfahren geeinigt habt, werde ich weiterhin ganz einfach Speckschwarten benutzen um meine Schuhe einzusalben. 8-[

von **Andrej Pfeiffer-Perkuhn** am So 20 Dez, 2009 15:28

Bei all den Möglichkeiten Leder zu fetten waren ich davor es zu übertreiben. Ich habe mein erstes Paar durch zuviel Fett runiert. Vegetabil gegerbtes Leder kann Fett aufnehmen im Übermaß lagert es sich im Leder ein und löst quasi die Struktur des leders auf. In meinem Fall sind die Nähte einfach ausgerissen.

Von tierischen Fetten würde ich auch abraten, sowas kann und wird ranzig werden.

Ich benutze dasLederfett das Stefan von der Heide verkauft und eine englische Lederseife zu Reinigung.

von **Peter** am So 20 Dez, 2009 19:29

von sowas habe ich auch schon mal gehört, jedoch in bezug auf lederöl/sattelöl.
es war die rede das man das leder sogar mit dem fingernagel schneiden konnte....

von **Sebastian** am So 20 Dez, 2009 20:36

Das was Andrej schreibt kann ich nur Bestätigen. Es wird dann wirklich so weich das der Schuh sich ähnlich verhalten kann, wenn er total durchgeweicht ist. Das heißt er leiert dann auch aus.

von **schlumpf** am Di 22 Dez, 2009 16:27

Nun unsere römischen Sandalen (Caligae) pflege ich nur sehr bescheiden: Einmal im Jahr mit Lederöl einschmieren, einziehen lassen und anschliessend mit Lederfett (oder Speckschwarte) einreiben. Das reicht.

Wir haben da schon etliche Flussquerungen und Lager im Schnee, Regen, Hagel und Sturm überstanden. Dort wo bei uns Probleme entstehen, ist dass der Fersen sehr oft runtergelaufen wird (man rutscht etwas hinten raus... etwas schwierig zu beschreiben...) oder dass die Bändel reisen. Ansonsten kaum je Probleme mit den Schuhen.

Durch den offenen Schnitt trocknen die Schuhe innert kürze am Fuss wieder aus. Im Winter mit Filzsocken hat man auch bei nassen Schuhen meist warm.

von **Sutoris** am Fr 14 Mai, 2010 04:54

Trocknen von Schuhen:
Wer Schuhe auf eine schonende Weise nach der Veranstaltung trocknen will, der stopfe sie mit Zeitungspapier aus und lasse sie in einem trockenen Raum 1-2 Tage trocknen. Das gilt übrigens auch zur Lagerung über Winter, dabei lasse ich das Zeitungspapier im Schuh, fette die getrockneten Schuhe ein und lagere sie in einem trockenen Raum. Das Zeitungspapier nimmt mögliche Feuchtigkeit auf, was einem möglichen Schimmelbefall innen im Schuh vorbeugt.

Auf alles, was das Leder übermäßig erhitzt, wie Heißluftföhn, Lagerfeuer, Backofen, etc. sollte man verzichten. Ich treffe immer mal wieder auf Darsteller, die stolz behaupten, ich habe schon x-mal meine Schuhe am Lagerfeuer getrocknet und sie halten immer noch. Das ist das Gleiche, wie Leute, die jedes Kleidungsstück auf 90 Grad waschen. Natürlich funktioniert das, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich die Lebensdauer dadurch erheblich verringert. Ich habe dazu mal einen 'Feldversuch' gestartet und will versuchen herauszufinden, wieviele Sohlenwechsel ein intaktes und normal gepflegtes Oberleder verträgt. Bislang habe ich innerhalb von ca. 10 Jahren das dritte Paar Sohlen unter meinen Schuhen und das Oberleder hält immer noch.

Was ich allerdings sehr erstaunlich finde, dass sich manche Darsteller für viel Geld Schuhe anfertigen lassen, dann aber auf ein verhältnismäßig günstiges Produkt, wie Trippen verzichten und sich dann über die Haltbarkeit ihrer Schuhe negativ äußern. Die Trippen erfüllen doch den Zweck moderner Untersohlen, sie sollen den Schuh vor Nässe und Schmutz schützen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man mit zwei Paar Schuhen und einem Paar Trippen fast jede Veranstaltung gut meistern kann.

Leinöl als Pflegemittel:
Auch diesem Mythos wollte ich auf den Grund gehen und habe ein Paar meiner Mittelalterschuhe nur mit Leinöl gepflegt. In der Tat zeigten sich nach mehreren Jahren Risse im Oberleder ohne äußere Einwirkungen (Dornen, spitze Steine, etc.). Somit kann ich bekräftigen, was Einige dazu geschrieben haben. Die Sohlen haben es meistens besser überstanden, aber als Pflegemittel fürs Oberleder würde ich es nicht empfehlen.

Lederpflege:
Auch hier scheiden sich die Geister. Ich selbst bin dazu übergegangen, meine Schuhe mit einem Lederfett (aus dem Sattlerbedarf) nach jeder Veranstaltung einzufetten. Das Motto: 'Viel hilft viel' ist hier ebenso falsch wie 'gutes Leder kommt auch ohne Pflege aus'. Worauf man jedoch achten sollte, dass die Schuhe vor dem Einfetten trocken sind.

von **Sutoris** am Fr 14 Mai, 2010 05:15

Murky hat geschrieben:Das wäre noch spannend, zu wissen obs um 1200 schon trippen gab. In der Renaissance waren sie jedenfalls bekannt, auch auf Bildern sieht man sie. Beispielsweise hier auf einem Bild von Jan can Eyck:

http://cruciality.files.wordpress.com/2009/05/jan-van-eyck-e28098portrait-of-giovanni-arnolfini-and-his-wife_-1434.jpg

Hallo Murky,

die Frage kann ich Dir beantworten. Die frühesten Funde von Holztrippen, die ich kenne stammen aus dem 1. und 3. Jhdt. nach Chr. und stammen aus Velsen und Vechten. In Dordrecht (Niederlande) wurden zahlreiche Trippen aus dem 13. Jhdt. gefunden und aus der Zeit um 1300.

Ich habe ein Mädel aus Norddeutschland ausfindig gemacht, die hat eine Magisterarbeit zum Thema Trippenfunde in Norddeutschland geschrieben, leider wurde diese Arbeit nicht veröffentlicht. Ich versuche aber dennoch die Arbeit zu bekommen. Ich melde mich, sobald ich was Neues dazu herausgefunden habe.

Gruß

von **cantarella** am Fr 14 Mai, 2010 17:38

@Sutoris

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