Militärische Sattlerausrüstung

[BreinederIndy]

Hallo an alle, mein 1. Beitrag hier.
Ich bin Militariasammler, Lederkunsthandwerker und Pfadileiter aus Österreich.
Schon lange interessiere ich mich für militaria, unter anderem auch besonders für lederne Ausrüstung. Vorallem von Tornistern bin ich schwer begeistert (mehr dazu in einem anderen Thread).
In letzter Zeit hat es mir vorallem die alte schweizer Ausrüstung angetan, wie sie bis in die 50er verwendet wurde (bin auf diesem Zweig noch neu und kenne eigentlich noch keine Fachbegriffe dazu). Ich bin begeistert von der hohen Vertigungsquallität der Lederartikel die verwendet wurden und vorallem, dass diese Stücke so zahlreich in Verwendung waren.

Nachdem so manches Stück aus Blankleder gefertigt war, stellt sich mir nun folgende Frage: Gab es zwischen 1900 bis 1950 in der schweizer Armee soetwas wie Kompanie/Battalions Sattler? Ich bin mir fast sicher, dass diese Ausrüstung nicht immer zu zivielen Sattlereien gebracht wurde sondern innerhalb der Kasernen repariert wurde.

Falls diese Annahme richtig ist: gab es da eigene Spezialistenausrüstung für diese Sattler, wie zB. Werkzeugtaschen oder sogar modifizierte Tornister?

Über hinweise jeglicher Art zum Thema Militärsattler wär ich sehr dankbar!

[Parabellum]

Hergestellt wurde praktisch alles von zivilen Sattlern. Aber jedes Zeughaus hatte eine Sattlerwerkstatt. Leider wurden diese Horte der Handwerkskunst, die bis zuletzt noch Lehrlinge ausbildeten, vor einigen Jahren im Rahmen der Sparanstrengungen alle geschlossen. Bis Mitte der neunziger Jahre war die "Lederkultur" in der Schweizerischen Armee noch voll intakt. Es wimmelte nur so von schwerem Leder an allen möglichen Ausrüstungsteilen. Inzwischen ist alles durch eine Plastic, Velcro und Synthetik - Unkultur ersetzt worden.

Sattler gab es bestimmt bei den berittenen und bespannten Truppen, da diese über noch mehr Lederzeug verfügten als üblich und dies auch grösserem Verschleiss ausgesetzt war. Die Funktion eines Truppenhandwerker - "Sattler" war geläufig. Welches Werkzeug hier vorhanden war, ist mir aber nicht bekannt.

[Traingelo]

Als Truppenhandwerker gab es (sicher bis 1996) in jeder Stabskompanie (auf Stufe Bataillon) ein bis zwei Sattler, bei den berittenen und bespannten Einheiten sogar auf Stufe Einheit (Batterie, Schwadron).
Sie besorgten die Reparaturen während des Dienstes. Ihr Abzeichen war ein Sattlermesser (Halbmond) auf dem linken Oberarm.
Ihr Werkzeug und Ersatzmaterial war in der Sattlerkiste untergebracht, dazu kam die Sattlertasche, ausgerüstet mit allem was für kleinere Reparaturen nötig war. Grundlagen bildeten u. a. das "Handbuch für Truppensattler" von 1954 (Regelment 63.2 d) und das Reglement "Reitzeuge und Beschirrungen" von 1987 (Reglment 65.55 d).
Beide findet man hin und wieder antiquarisch.

[BreinederIndy]

sehr interessant, vielen Dank! Hier sind auch sicher Details zum Tornister vermerkt, oder? Soetwas wie Schnittmuster werden ev. auch vorhanden sein?

[Traingelo]

In den erwähnten Reglementen finden sich meines Wissens nur Anleitungen zur Repartur. Für die Neu-Anfertigung gibt es aber Planzeichnungen im Massstab 1:2 der Kriegsmaterialverwaltung. Wo diese derzeit aufbewahrt werden müsste ich zuerst ausfindig machen.

[BreinederIndy]

Wenn es sich nicht um etwas handelt, dass onehin schon auf dem Zivilmarkt erhältlich ist, muss es auch nicht unbedingt sein, jedenfalls weiß ich jetzt schon mal, worauf ich jagen muß ;)