Socken?

[elias]

mich beschäftigt da eine frage seit ein paar tagen:

Trägt der stolze Söldner und natürlich auch der erhabene Bürger gegen Ende des 15. Jh Socken, sofern seine Hosen nur einen Steg am Fussende aufweisen und nicht gleich ein ganzes Fussteil?

Ich hab jedenfalls nichts dazu gefunden. Zumindest nichts beim googlen und auch hier im Forum bin ich nicht fündig geworden.

[Hagelhans]

Keine Glisete. Solche gibt es nicht.
Für die kalte Jahreszeit empfehlen sich zusätzlich zu den Hosen einzelne Beinlinge mit Fussteil. Diese können auch heruntergerollt bis unter die Kniehe, wie Strümpfe getragen werden. Ansonsten diese Leinendige von den ich eben gerade den Namen suche aber nicht befürchte dass Seegras , der absolute Spetialist für diese Leinendinge, diese, meine Antwort in kürtze verfollständigen wird.

[Hifu]

Pedules heissen diese Dinger, und sind soweit ich weis kurze Füsslinge aus Leinen. Seegras hat die auf unsere Pilgerreise zu Ostern letztes Jahr mal ausprobiert. Allerdings schien mir das das Konzept zu dieser Zeit noch nicht ausgereift, die haben sich im wesentlichen in den Schuhen aufgerollt und Würste gebildet...

Seegras?

[Seegras]

Es gibt verschiedene Varianten.

- Bei den Wikingern: Dingens die wie moderne Socken aussehen, allerdings in Naalbinding-Technik hergestellt sind.

- Pedules seit vermutlich dem Frühmittelalter. Die sind in der Benediktinerordnung als "Pedules et Caligae" erwähnt. http://www.umilta.net/rb3.html Es handelt sich um einfache genähte Leinensocken, sehr kurz, d.h. ohne jeglichen Schaft. In glaubs Rottweil wurden welche gefunden. Muss mal das Bild suchen. Die sind nicht so schlecht, geben aber wenig warm. Und das Problem in den Schuhen war nur weil die Schuhe leicht zu gross waren und tritt auch nur auf grösseren Wanderungen auf.

- Strümpfe. Analog den Strümpfen für Frauen, genähte kurze Wollene Beinlinge die nur übers Knie kommen. Und man trägt die über der Hose: http://www.diu-minnezit.de/realie_bild_ ... image1.jpg

- Beinlinge heruntergerollt.

[Parabellum]

Socken und Strümpfe waren nur zum Teil gebräuchlich. Sehr oft wurden früher auch sogenannte Fusslappen verwendet. Aus direkter Quelle von meinem Urgrossvater, der Rittmeister in Heer des Zaren war, ist überliefert, dass er auf gut gewickelte Fusslappen schwörte. Die hätten nicht so schnell Löcher wie Socken. Ein Wehrmachtsdarsteller ist eigentlich nur wirklich original, wenn er einen Blick in seine Stiefel zulässt und sich dort Fusslappen befinden. In der Sowjetarmee und der Ostzone waren diese Fusslappen bis in die sechziger Jahre verbreitet.

Wie sie sich anfühlten, wie sie aussahen, aus welchem Material sie gefertigt waren, weiss ich alles nicht, ich weiss auch nicht, ob Fusslappen in der Schweiz üblich waren. Von meinem Vater weiss ich bloss, dass er in der RS 1957 noch Kameraden aus Bergbauernfamilien hatte, die Socken überhaupt nicht kannten und mit den blossen Füssen in den Nagelschuhen rumliefen. Diese hatten ihre Kindheit praktisch nur barfuss verbracht.

[Hagelhans]

Ich kann mich an eine Dokumentarsendung in den späte 80er jahre erinnern in der gezeigt wurde wie Rekruten der Roten Armee das korrekte umwickeln der Füsse mit Soffetzen erklährt wurde.

[schlumpf]

Ersaunlich, dass eigentlich so etwas einfaches wie Socken, dass ja eigentlich von der Jungsteinzeit bis zu uns Römern bekannt und angewendet wurde, wieder verschwunden und scheinbar ins Vergessene geraten ist.....

[Hagelhans]

Eigentlich besonders erstaunlich, dasss ausgerechnet die Völkerschaften denen man so vieles, dass von den Römern verlorengieng ihrer tölpelhaftikeit zuschreibt, Socken hatten und das Wissen um diese erst später abhanden kahm.

[Traingelo]

@ Parabellum:
Fusslappen waren auch hierzulande bei den Soldaten ein Thema:
im Reglement über die Bekleidung und Ausrüstung der schweizerischen Armee vom 11. Januar 1898 findet sich unter Art. 56 (Ausrüstung der Unteroffiziere und Mannschaften) folgender Passus: "Strümpfe oder Socken: wenigstens 2 Paar, zügig gestrickt oder gewoben, ausreichend gross, aus Wollen- oder Baumwollgarn, oder baumwollene Fusslappen."
Barfuss eingerückte Älpler habe ich 1975/76 beim Train auch noch erlebt, anstelle von Socken hatten sie eine "Einlage" aus Heublumen in den Schuhen!

[Seegras]

Socken und Strümpfe waren nur zum Teil gebräuchlich.

Schon so. Auch im Mittelalter. Ich laufe öfter Barfuss in den Schuhen. Ebenfalls möglich ist Stroh in die Schuhe reinzutun, geht auch ganz gut, weitet aber die Schuhe über Gebühr aus.

Von Fusslappen et.al. hätte ich in mittelalterlichem Kontext (und ums 15Jh. ging es) noch nie gehört, oder wenn dann ist das was für Bettler die gar keine Schuhe haben. Diese Fusslappen dürften also eher etwas moderneres sein.