modifizierter Stahlhelm 1918

Ob Tunika, Topfhelm oder Brogans, hier wird es gezeigt und diskutiert.

Moderator: troupier suisse

modifizierter Stahlhelm 1918

Beitragvon four am Sa 22 Sep, 2007 17:09

ich stelle hier mal ein paar bilder eines nachträglich modifizierten stahlhelms 1918 aus meiner sammlung ein; ist zwar an und für sich keine seltenheit, aber vielleicht doch noch interessant. beim helm dürfte es sich ursprünglich um eine frühe version gehandelt haben, bei welcher der kinnriemen mit schnalle (mehr oder weniger unfachmännisch) mit hakenkinnriemen ersetzt wurde. beinahe ebenso "grob" (sogar am innenleder zahlreiche schwarze farbflecken etc.) wurde die mit sägemehl durchmischte schwarze farbe aufgetragen, welche durch die jahre teilweise abgeblättert ist. im vergleich zur späteren fertigung des grünen 1918er fällt vorallem die kürzere visierung auf. ebefalls ist das modifizierte modell nicht mit einer roten A-nummer versehen.


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Beitragvon gijoe am So 23 Sep, 2007 04:59

Da fragt sich warum das Futter für die neue Bemalung nicht entfernt wurde.
Aber letztendlich frage ich mich wer überhaupt auf die glorreiche Idee für diese Unmöglichen " Beschichtung" kam ??
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Beitragvon troupier suisse am So 23 Sep, 2007 07:40

Das ist wirklich eine interessante Frage. Ich habe zwei Helme im Fundus, bei denen die Schwärzung auch beim Futterring aufhört, und darunter noch die alte grüne Farbe zu sehen ist. Ob die da für A- und B-Helme einfach genormte ovale Deckschablonen hatten, die man beim Spritzen in die Helme legte um das Futter zu schützen ohne es aber arbeitsintensiv rausnehmen zu müssen?

Als ich unsere R&G-Helme zum Spritzen durch unseren Obmann vorbereitete, habe ich bei allen das Futter rausgeklaubt. Das war mir vielleicht eine mühsame Sache. Wenn man die Helme der ganzen Armee im Aktivdienst einschwärzen musste, dann sollte das wohl so schnell wie möglich ablaufen. Nicht dass plötzlich der Knobelbecher vor der Tür steht, und der Eidgenosse hat keinen Blechhut auf. Bei Nachkriegshelmen sah dies dann wieder anders aus.

Der 1916 eingeführte britische Brodie-Helm hatte ja erst auch eine glatte Oberfläche, die man mit allerlei Tarnbezügen aus umweltfeundlicher Jutte, deckte. Ich meine ab 1917 hatten die englischen Stahlhelme dann eine aufgerauhte Beschichtung welche Lichtreflektionen verhinderte. Das wird wohl auch der Gedanken bei der Schweizer Beschichtung gewesen sein.
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Beitragvon four am So 23 Sep, 2007 08:36

ich stimme troupier gänzlich zu......das schwärzen musste vermutlich sehr schnell passieren und ein herausnehmen des innenfutters bei allen helmen wäre wohl äusserst mühsam gewesen! wenn ich meinen helm, insbesondere die innenseite genau betrachte, dann muss ich annehmen, dass die schwarze farbe gestrichen und nicht gespritzt wurde. die unregelmässigen ränder des streichens sind insbesondere im bereich des innenfutters gut zu sehen. deshalb dürfte zumindest dort nicht aufgespritzt worden sein. aussen ist dies schwierig zu beurteilen, wohl eher aufgespritzt. interessant ist zumindest, dass dort die sägemehlteile noch sehr gut hell durchschimmern.
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Beitragvon Traingelo am So 23 Sep, 2007 08:50

Der Zeitfaktor war sicher ausschlaggebend für die Art und Weise der Umfärbung der grünen Helme. Es war nicht zwingend, dass der (nicht sichtbare) Innenhelm auch schwarz gespritzt wurde. Zudem hatte die Kriegswirtschaft Mühe, genügend Helme zur Verfügung zu stellen, ständig kamen neue Begehren (Luftschutz, FHD, Kriegsfeuerwehr usw.)
Einige Helme, welche schadhaft geworden sind, wurden nach dem Krieg neu beschichtet. Dafür hat man spezielle Werkzeuge bereitgestellt um das Innenfutter herauszunehmen um den ganzen Helm einheitlich neu zu grundieren.
Eine Sägemehl-Beschichtung, die der Tarnung dienen sollte, geht zurück auf amerikanische Vorbilder.
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Beitragvon gijoe am So 23 Sep, 2007 09:28

Ja , aber warum Schwarz und warum so eine dicke Pappe.
Ausländische Armeen benutzen Sandstaub und Kork und streuten es viel gröber auf. Bei Feld Modifikationen wurde manchmal auch oft eine Zement Farbmischung verwendet. Sieht furchtbar aus.

Der Gemane hatte auch einen "glänzenden" Helm also wären die Spiesse gleich lang gewesen. Zudem wurden während der ganzen Einsatzzeit des Helmes trotzdem Tarnbezüge übergezogen.
Auch wenn die Modifikation Anfangs vielleicht noch Sinn machte, wurde die Beschichtung später nur noch nach dem bekannten Armeemoto " weil es einfach so ist" aufgezogen.
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Beitragvon Traingelo am So 23 Sep, 2007 10:20

Über die genauen Gründe der Farbwahl ist nichts mehr bekannt. Schwarz (oder eigentlich anthrazitfarben) vermutlich deshalb, weil grün und braun schon von andern Armeen verwendet wurde und man zudem nicht spezielle Farbrezepturen machen musste.
Die verwendeten Stoffüberzüge waren durch die Helmkante einem grossen Verschleiss ausgesetzt und mussten dauernd mit viel Aufwand geflickt oder ergänzt werden.
Die richtige Konsistenz der Beschichtung musste erst herausgefunden werden, so sind später hergestellte Helme mit einer merklich feineren und besser haftenden Beschichtung versehen.
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Beitragvon gijoe am So 23 Sep, 2007 11:01

Vielleicht ein wenig Of Topic
aber hier doch ein Link zu einem bericht den ich einmal über den oben erwähnten britischen Brodie Helm geschrieben habe.
http://reenactorenforum.parlaris.com/ftopic1764.html
Das Problem mit den glänzenden Helmen war schon damals bekannt und wurde, wie Trouper Suisse erwähnte, anfänglich mit Jutebezügen gelöst.
Neben dem Verschleiss sollen Rückstände in Kopfwunden ein Problem gewesen sein.
Kriegsentscheidend waren die neuen Lackierungen sicher nicht. Die meisten Länder behielten ihre glatten Anstriche bei.
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Beitragvon troupier suisse am So 23 Sep, 2007 11:09

Sind das Deine Brodies? Wirklich schöne Stücke. Habe mal einen für teures Geld in London gekauft, und der war nicht so schön beisammen wie Deine.

Traingelos Anmerkung zum Verschleiss von den Tarnbezügen an den Helmrändern kann ich aus der Praxis von R&G nur bestätigen. Das braucht nicht viel, und der Stoff ist durchgescheuert. Schon das Anhängen in diesem Stil ist Gift für den Bezug:

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Beitragvon gijoe am So 23 Sep, 2007 11:22

Ja das sind meine Helme. Ursprünglich waren es Ruinen ohne Futter. Ich habe sie nach dem restlichen vorhandenen Orginalanstrich restauriert und ein Reprofutter eingesetzt. Der randlose Brodie ist eine ( antimagnetische) Fälschung von mir ! Orginale sind kaum mehr zu erhalten und selbst die Fälschungen sind dünn gesäht weil das Futter nur sporadisch in Kleinserien hergestellt wird. Irgendwann wird einer viel Geld dafür bezahlen :^o
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