Tschakos Ordonnanz 1852 und früher

Ob Tunika, Topfhelm oder Brogans, hier wird es gezeigt und diskutiert.

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Tschakos Ordonnanz 1852 und früher

Beitragvon Traingelo am Di 11 Sep, 2007 18:36

Ich stelle hier zwei Schweizer Tschakos zur Identifikation ein, von denen unklar ist ob es sich um Modelle der Ordonnanz 1842 oder 1852 handelt. Beim einen handelt es sich um einen der Baselbieter Scharfschützen-Kompagnie 71 (oben, der Pompons ist sonderbar da er ohne Flammen der Ordonnanz 1852 widerspricht) und beim anderen um einen des Infanterie-Bataillons 98 des Kantons Luzern (unten):

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Kann jemand bei der konkreten Zuordnung dieser Stücke behilfllich sein?



Beide Tschakos entsprechen der Ordonnanz 1842 (kantonal), diese wurden auch nach 1852 weitergetragen.

Nr. 1: Die Scharfschützenkompagnie 71 war ab 1853 die Reservekompagnie des Kantons Basel-Land (Auszug Kp. 19). Der Pompon entspricht einer älteren, kantonalen Ordonnanz.

Nr. 2: Luzern stellte ab 1853 die beiden Reserve-Infanterie-Bataillone 97 und 98 (Auszug: 13, 24, 33, 57 und 66). Der Pompon ist derjenige der 1. Zentrumskompagnie. Die lange Ganse aus Weissblech ist typisch für Luzern.
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Beitragvon troupier suisse am Di 11 Sep, 2007 19:47

Vielen Dank für die Hinweise Traingelo. Gleich zwei 1842er in einer Kollektion. Das ist ja allerhand. Und mit dem grünen kantonalen Pompon darf man nun wohl auch beruhigt sein.

Andererseits, gibt es nun aber anderorten abgesägte Hosenbeine; denn die Kollektion verfügt somit über keinen 52er. Die Sammlung ist unvollständig! Was soll der Besitzer nun bloss machen. Mal sehen ob ihm im Jardin einer zuläuft bevor ihn die Schande dazu zwingt Seppuku zu begehen.

Den Beitrag zum Tschako Ordonnanz 1852 leg' ich dann vorderhand mal auf Eis. Hast Du mir ein paar amtliche Informationen zum Tschako Ordonnanz 1842, damit ich daraus einen Beitrag zu dieser Ordonnanz machen kann.
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Beitragvon troupier suisse am Mi 12 Sep, 2007 03:16

Noch eine komische Frage hinterher - was ist bei den beiden Kübeln das Charakteristische welches sie als 1842er ausweist? Ich dachte immer ist hätte einen Blick für Details wie die Höhe und die konischere Form, aber ich habe mich offenbar dabei immer Tschakos wie diesen zwei orientiert.

Der Baselbieter ist hinten nur 18 Zentimeter hoch während ein 52er seine 7 Zoll (19,4cm) hatte und somit eigentlich höher war. Und der Deckeldurchmesser bewegt sich mit seinen 15,6cm an der oberen Grenze für einen 52er, der maximal 15,9cm Durchmesser haben durfte.
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Beitragvon Traingelo am Mi 12 Sep, 2007 05:18

Bei den ab 1837 eingeführten konischen Tschakos finden sich, je nach Kanton, Einführungsjahr und Hersteller, unterschiedliche Formen und Abmessungen. Charakteristische Merkmale der 1842er sind: breites Lederband über dem Schirm, nicht so stark konisch wie das 1852er Modell, grösserer Durchmesser des Deckels und natürlich die Garnitur, speziell die (längere) Ganse.

Deinen Scharfschützen müsste man nochmals genauer anschauen, anhand der Abbildung ist eine eindeutige Identifikation etwas schwierig.
Zum Trost: ungefähr die Hälfte aller 1852er Tschakos sind aufgerüstete ehem. kantonale Modelle.
Betreffend Originalmasse der 1842er muss ich mich erst selber schlau machen; in den Vorschriften steht immer "nach Modell"!
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Beitragvon Traingelo am Mi 12 Sep, 2007 06:20

Hier das Resultat meiner kleinen Recherche:

Die Vorschrift für 1841 lautete:
Infanterie: Niederer Tschako , von schwarzem Filz, oben breit auslaufend.
Artillerie & Genie: Tschako, von schwarzem Filz, in der Form konisch ...

Nachdem sich die Tagsatzung nicht auf ein einheitliches Modell einigen konnte, wurde im Reglement von 1843 die Form des Tschakos offen gelassen: „Tschako ...“

Die neuen Masse wurden den „Militärbehörden der sämtlichen eidgenössischen Stände“ mittels „Cicular“ am 26. März 1847 mitgeteilt. Hier ein Auszug davon:
Höhe des Tschakos, vorn: 58’’’ (19,3 cm), hinten 72’’’ (21,6 cm)
Durchmesser des Deckels auf einen Tschako von 18’’ 3’’’ innerer Peripherie (Kopfweite): 5’’ 2’’’ (15,6 cm)
Rand des Deckels: 8’’’ breit
Ledereinfassung unten am Tschako: 14’’’ breit
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Beitragvon troupier suisse am Mi 12 Sep, 2007 08:04

Danke Traingelo, die Angaben sind schon mal hilfreich. Vom flüchtigen Scharfschützen habe ich Fahndungsfotos zu einer eindeutigen Idendifikation online gebracht. Seine biometrischen Daten sind nicht in allen Punkten konform mit denen eines idealen 52ers. Der Lederschirm ist innen grün lackiert:

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P.S.: Habe eben in Schneiders "Vom Brustharnisch zum Waffenrock" auf Tafel 62 (gegenüber Seite 122) Bild 4 (zweitoberste Reihe ganz links) einen Baselbieter Tschako eines Infanteristen von 1842 gesehen (der mit dem monumentalen Wappenschild). Dieser Tschako hat von den Dimensionen des Tubus her grosse Ähnlichkeit mit unserem Scharfschützen und das Lederband über dem Schirm hat eine vergleichbare Breite.
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Beitragvon Traingelo am Mi 12 Sep, 2007 10:35

Jetzt im Profil besehen, scheint mir der obere Umfang (Deckel) etwas zu gross um noch als 1852er zu gelten, der Rest entspricht schon ziemlich den Vorschriften von 1852.
Eine Kopie des vorgenannten "Circulars" erreicht Dich dann auf postalischem Weg und ist für die kurienkardinal'sche Bibliothek bestimmt.

Gruss Traingelo
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Beitragvon four am Mi 12 Sep, 2007 10:44

um in diesem thema einmal weiterzufahren:

bild meines 1852er, wobei ich aber herausgefunden habe (lange zeit nach dem kauf natürlich), dass die kokarde und das batallion 42 leider nicht zusammen passen. ebenfalls sind keine lüftungsösen vorhanden. was meint der spezialist dazu? ...zum glück habe ich das stück aber auch sehr günstig erstanden, sodass sich der ärger über die ungereimtheiten in grenzen halten O:)

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Beitragvon troupier suisse am Mi 12 Sep, 2007 11:03

Das ist echt ärgerlich. Nur eine Bataillonsnummer höher und die Kokarde würde stimmen. So ist es aber entweder ein Aargauer Tschako mit falscher Kokarde oder ein Berner mit falschem Nummernschild.
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Beitragvon Traingelo am Mi 12 Sep, 2007 11:05

Auch dieses Exemplar scheint mir älter zu sein, also vor 1852 zu datieren.
Das breite Hutband und die lange Ganse und deren Machart verleiten mich zu dieser tollkühnen Annahme. Dies tut der Originalität aber keinen Abbruch - im Gegenteil (gilt übrigens auch für Troupiers Perlen!).
Was für eine Farbe hat denn die Kokarde?
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