Kochkisten und Speisträger

Ob Tunika, Topfhelm oder Brogans, hier wird es gezeigt und diskutiert.

Moderator: troupier suisse

Kochkisten und Speisträger

Beitragvon gijoe am Mo 23 Jul, 2007 14:48

Weiss jemand etwas über die Einführungsdaten von den Kochkisten 15l & 25l und den Speisträgern ( Teebidons) ?
Soweit ich weiss hat Troupier Suisse eine 1918 datierte Kochkiste ...
Benutzeravatar
gijoe
Living Historian


Beiträge: 1331
Registriert: So 20 Mai, 2007 09:45

Beitragvon Traingelo am Di 24 Jul, 2007 15:32

Extrem schwierige Frage. Obwohl (vom Soldaten aus gesehen) das Essen das Wichtigste ist, findet man fast nichts über Kochgeräte.
Das Prinzip der Kochkiste ist ja schon uralt - meine Urgrossmutter hat schon darin die Speisen gegart - doch in der" Anleitung über die Zubereitung der Speisen im militärischen Haushalte" von 1902 wird ein Selbstkocher mit Kochgestell und zugehöriger Kiste erwähnt (leider ohne Bild). Ob es sich dabei um den Vorläufer der Benzinvergaser-Kochkiste handelt?
Benutzeravatar
Traingelo
Semi-Profi


Beiträge: 579
Registriert: Sa 14 Jul, 2007 08:01

Beitragvon troupier suisse am Di 24 Jul, 2007 17:23

Hoi gijoe - unsere Selbstkochkiste besteht darauf dass ich hier den angegeben Jahrgang korrigiere der da 1914 ist. Sie sei nämlich stolz darauf die Grenzbesetzung von Anfang an mitgemacht zu haben.

Bild

Das Studium meiner Bibliothek hat auch nichts ergeben, weder in Schrift noch Bild. Nicht einmal der 1982 von der Schweizerischen Offiziersgesellschaft der Versorgungstruppen herausgegebene Festband "100 Jahre Nachschub" verliert ein Wort darüber. Immerhin scheint die Kiste 1914 noch nicht allgemein verbreitet gewesen zu sein bei der Truppe.

Die Kochkiste von R&G belegt dass es sie damals schon gab, aber auf vielen Fotos wird mit abenteuerlichen Konstrukten aus Kesseln und Öfen gearbeitet, während hinten die Mannschaft aus der Gamelle schnabelt. Ich vermute jetzt einmal ganz gewagt, dass die Gamelle 1914 gleichzeitig mit der Kochkiste der obigen Typs kam, und man deshalb die Vorrichtung für das Einführen eines Holzstöckchens zur Nutzung als Kochpfanne am Deckel der Gamelle wegliess.

Ist natürlich eine gewagte These, denn Abkochen mit Aufhängen am Griff über der Kochgrube gab es ja auch danach noch, und Traingelo hat belegt dass es etwas ähnliches schon um 1902 gab.
Die Welt ist eine Bühne, aber das Stück ist schlecht besetzt. (Oscar Wilde)
Benutzeravatar
troupier suisse
Site Admin


Beiträge: 2989
Registriert: So 02 Apr, 2006 14:59
Wohnort: schweiz

Beitragvon troupier suisse am So 04 Nov, 2007 18:45

Ich habe neues Bildmaterial aufgetrieben. Es ist ein Bildausschnitt von der Aufnahme der Feldküche der III. Kompanie des Gebirgs-Infanterie Bataillons 40 (Bern). Das Foto entstand im September 1914, folglich waren die Selbstkochkisten damals bereits verfügbares Ordonnanzmaterial. Man beachte dass die Kisten auf der Seite mit der Zuteilung beschriftet waren. Im Hintergrund sind die Kocheinsätze zu sehen.

Bild
Die Welt ist eine Bühne, aber das Stück ist schlecht besetzt. (Oscar Wilde)
Benutzeravatar
troupier suisse
Site Admin


Beiträge: 2989
Registriert: So 02 Apr, 2006 14:59
Wohnort: schweiz

Beitragvon gijoe am Mo 05 Nov, 2007 04:27

Super ! Unglaublich wie lange das Material im Einsatz ist !
Benutzeravatar
gijoe
Living Historian


Beiträge: 1331
Registriert: So 20 Mai, 2007 09:45

Beitragvon Traingelo am Sa 24 Nov, 2007 11:45

Manchmal muss man nur genügend lang (und am rechten Ort) suchen.

Die Kochkiste und der dazugehörige "Kochherd" wurde im Jahre 1912 als "Selbstkocher 1912" eingeführt. Damit ausgerüstet wurden damals die fahrenden Infanterie-Mitrailleure, die Infanterie der Gebirgstruppen, die Artillerie, die Genie- und Sanitätstruppen. Der Selbstkocher bestand aus einem Nickelkessel zu 20 l Fassungsvermögen, dem Kochherd und der Isolierkiste mit einem Leergewicht von total 25 kg. Auf 2 Kessel kam noch eine Zugsausrüstung (Küchengeräte) zu 12 kg und auf Stufe Kompagnie eine Einheitsausrüstung von 23 kg. Die Kochkisten werden als Seitenlasten, Zugs- und Kompagnieausrüstung als Oberlast gebastet.
Eh voilà!
Quelle: Isler, Band 2
Benutzeravatar
Traingelo
Semi-Profi


Beiträge: 579
Registriert: Sa 14 Jul, 2007 08:01

Beitragvon gijoe am Sa 24 Nov, 2007 12:18

Interessant. Ich schliesse daraus das damals teilweise auch noch auf Stuffe Zug gekocht wurde ?! d
Benutzeravatar
gijoe
Living Historian


Beiträge: 1331
Registriert: So 20 Mai, 2007 09:45

Beitragvon Traingelo am Sa 24 Nov, 2007 12:26

Ja vor allem im Gebirge, wo oft nur Detachemente unterwegs waren oder auf Wachtposten irgendwo auf den Högern an der Grenze.
Auch wir beim Train waren oft mit sog. Halbzügen unterwegs, 10-15 Mann und 8 bis 12 Pferde oder Mullis.
Benutzeravatar
Traingelo
Semi-Profi


Beiträge: 579
Registriert: Sa 14 Jul, 2007 08:01


Zurück zu Uniformen und Equipment

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: ichiro [Crawler] und 4 Gäste

Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group
Style by Webdesign www, książki księgarnia internetowa podręczniki