Artilleriefrack Ordonnanz 1852?

[troupier suisse]

Im Briefkasten von Rost & Grünspan fand ich die Anfrage eines Sammlers der einen Frack in seiner Kollektion hat. Er wollte wissen was es genau sei und wieviel das gute Stück wert sein könnte. Ich meine es ist ein Artillereifrack der Ordonnanz 1852. Die Aufnahmen sind leider nicht all zu scharf, aber im Vergleich mit meinen beiden Fräcken irritieren mich die roten Aufsachläge und ihre prächtig satte Farbe ein wenig. Und das Innenfutter scheint aus dunklem Stoff zu sein, was bei meinen Fräcken auch nicht der Fall ist. Ich bin für weitere Diagnosen offen.

[Traingelo]

Soweit man es anhand der Fotos überhaupt beurteilen kann, tippe ich auf einen Rock einer historischen Gruppe oder abgeändert für Theater, eventuell unter Verwendung eines alten Rockes als Basis.
Begründung: Façcon des Kragens entpricht eher der Ord. 1898 (ersetzt?), Schnitt und Machart der Schösse stimmen nicht (Aufschläge oben zu breit), Ärmelaufschläge nicht nach Ord. 1852/61, Passanten = falsche Farbe
Die Abfütterung der Schösse war in der Regel aus Tuch, der Rest (Oberkörper, Ärmel) aus ungefäbrtem Stoff.
Man müsste das gute Stück mal 1:1 sehen!

[troupier suisse]

Ich wusste dass mir irgend etwas nicht geheuer ist. Der Frack erinnert mich an jene Fräcke die im Fundus der Fasnachtsclique BMG hängen. Sie stellen traditionell Basler Stänzler dar, tragen sazu aber eigentlich Artillerieuniformen:

http://www.altbasel.ch/fussnoten/bmg.html

[Traingelo]

Detektiv Troupier ist schon früh auf den Beinen und hat's wieder einmal heraufgefunden!

[troupier suisse]

Tja, Sherlock Traingelo ist aber auch schon früh online. Ich hock gerade mit dem ganz feinen Pinsel am Offziersattel meiner 54mm Husarengruppe von 1813/14 und lass' nebenbei dem Computer laufen. Habe Deine Anmerkungen als Ergänzungen zu meinen Zweifeln dem Fragenden weitergereicht.

Ich stell' am besten das Foto der BMG-Fräcke am noch allgemein sichtbar rein. Ist immer besser als bloss ein Link:



P.S.: Mit meinen napoleonischen 12er Husaren habe ich echt ein Problem mit der Tschakogarnitur. Soll ich Ihnen jetzt den rautenförmigen Schild Modell 1806/10 verpassen, oder ist der dekorativere Schild in Adlerform von 1812 korrekt? Ich habe Darstellungen von beiden und komme langsam dahinter dass der 1812er erst nach dem Rückzug nach Frankreich im Frühjahr 1814 in Gebrauch kam, weil in Spanien dergleichen Schnickschnack aus Gründen der Wirtschaftlichkeit kaum aufgetreten sein dürfte. Stattdessen trug man dort den vom Husarenregiment 9 übernommenen Rautenschild mit neuer Zahl. Mach' ich meine Husaren nun auf Spanienfeldzug oder auf Campagne de France? Du siehst wie die Uniformkunde einem an einem ruhigen Samstagmorgen quälen kann.

[Traingelo]

Zu Deinem P.S.
In unserer Bibliothek haben wir ein franz. Buch mit dem Titel "Aigles et plaquettes de shakos" oder so ähnlich! Kennst Du das?
Leider bin ich erst in 3 Wochen wieder in der Bude und solange wirst Du wohl den Pinsel nicht zur Seite legen können?

[troupier suisse]

Wie ungeschickt, ich habe eben die Rautenschilde bepinselt. Allerdings ist das keine grosse Affäre wenn ich aufgrund von Erkenntnissen aus Deiner Literatur die Garnituren ein wenig umbauen müsste. Immerhin musste ich aus den 8 Pferden eines rauspicken um die Schabracke mit Feile, Puttypaste und Folie in eine Offizierssatteldecke umzuwandeln. Das war eine mühsame Operation. Der Hersteller hat nämlich nur Mannschaftpferde geliefert. Schlamperei sowas!

Diese Darstellung eines 1812er Schilds der 12er Husaren habe ich im Internet gefunden. Offenbar waren Schilde bei diesem Regiment nicht in Gold gehalten. Ich gehe davon aus dass das auch beim Modell 1806/10 so war: