Rittmeister der Befreiungskriege

Ob Tunika, Topfhelm oder Brogans, hier wird es gezeigt und diskutiert.

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Rittmeister der Befreiungskriege

Beitragvon Rittmeister am Fr 06 Jul, 2007 16:05

Ich versuche die im Bild dargestellte Uniform zu identifizieren. Der Rittmeister lebte von 1781 bis 1852 im Fürstentum Schwarzburg Rudolstadt und stand möglicherweise in russischen Diensten.
Bild
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Beitragvon Parabellum am Fr 06 Jul, 2007 19:01

Vom Stil her ganz klar "napoleonische" Periode. Die Knöpfung des Fracks ist eher früh anzusiedeln, auch die kecken weissen Kragenecken - also etwa 1800. Die Tschapka (Mütze mit viereckigem Deckel-traditionell polnischen Ursprungs) deutet auf einen Ulanen hin. Ulanen gab es damals in sehr vielen Heeren. Polen war sowieso damals wieder mal in Mode (tragische romantische Helden).

Weiter ist davon auszugehen, dass der Künstler sich mit einigen Details etwas Freiheit genommen hat. Da aber weder besondere Abzeichen oder Auszeichnungen zu sehen sind, wird die Identifizierung schwierig. Die Epauletten ohne Fransen/Bouillonfransen deuten auf einen Gemeinen evtl Unteroffizier hin. Der Herr sieht auch noch recht jung aus - gut möglich, dass er sich hier als Junker abbilden liess, es später aber zum Rittmeister brachte.

Es gibt aber auf diesem Forum absolute Cracks - vielleicht können die mehr herausfinden.....?

Hier als Beispiel - Ulanen um 1810 (rechts Polen)- der Frack wurde jetzt etwas anders zugeknöpft:

Bild
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Beitragvon Voltigeur am Sa 07 Jul, 2007 14:13

Ich hab das irgendwie schonmal gesehen.

http://www.napoleon-online.com/forum/sh ... .php?t=192

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Beitragvon Parabellum am Sa 07 Jul, 2007 16:28

Die sind mit ihrem versammelten Wissen auch nicht weiter gekommen. Das Problem an der Darstellung scheint mir zu sein, dass sich der Künstler ziemlich viel Freiheit herausgenommen hat. So halte ich die Knöpfung des Fracks inzwischen für eher der Phantasie entsprungen. Im andern Forum wurde auch moniert, dass die Tschapka keinen Schirm hat. Den hat der Maler wohl schlicht vergessen. Fazit: Dieses Bild ist für eine Identifizierung eher ungeeignet. Dieser Typ Uniform war sehr verbreitet. Ohne Abzeichen oder andere besondere Kennzeichen kaum zu eruieren.
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Beitragvon Rittmeister am Sa 07 Jul, 2007 17:08

Gibt es denn belastbare, allgemeine Aussagen?
Z.B.:
Zeitraum der Darstellungen: zwischen 1805 und 1815?
Truppengattung: Reiterei, Ulan?
Herkunft: Polen oder Russland?
Rang: Zwischen Leutnant und Rittmeister?

Ich habe bisher ausser bei Kürassieren keine hellen Hosen gesehen.
Ist meine Beobachtung richtig?
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Beitragvon Voltigeur am Sa 07 Jul, 2007 18:33

Was ziemlich ungewöhnlich ist, ist das man trotz Namen und Geburtsort usw. nicht über den Mann findet.

@ Rittmeister,
Hättest Du nicht noch einpaar zusatz Infos ?
Alles könnte nützlich sein.

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Beitragvon Parabellum am Sa 07 Jul, 2007 21:08

Bild

Wenn jemand anderer Ansicht ist soll er mir widersprechen - aber ich führe hier nochmals aus:
1. Die Darstellung ist wohl künstlerisch aber nicht uniformkundlich präzise.
2. Es handelt sich sicher um einen Ulanen, der Zeitraum mag 1800-1815 sein.
3. Aufgrund der Abbildung ist alles andere ungewiss. Vor allem eine lokale Zuordnung ist sehr schwierig - kaum möglich. Die Abbildung der preussischen Ulanen (oben) zeigt, dass helle Hosen bzw. die Hosenfarbe kein nützliches Merkmal zur Unterscheidung sind. Der einzige Anhaltspunkt auf dem Bild ist die Kokarde an der Tschapka. Aber die Farbe ist kaum auszumachen. Für einen Kavallerie-Offizier ist die Uniform sehr sparsam ausgestattet. Am ehesten handelt es sich um einen Offiziersanwärter (je nach Land Fähnrich, Fahnenjunker, Kornett genannt)

Ich tippe darauf, dass er auf der Abbildung die Uniform eines deutschen Duodezfürstentums trägt (es gibt meines Erachtens Ähnlichkeiten zur obigen preussischen Abbildung). Diese kämpften wiederum als Kontingente in den verschiedensten kriegsführenden Armeen. Je nach Koalitionssituation auch mal für oder gegen Napoleon.
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Beitragvon Parabellum am Sa 07 Jul, 2007 21:28

Bild

da hab ich noch was gefunden: nochmals Preussische Ulanen - bei denen würde sogar die verglichen mit anderen Abbildungen von Ulanen etwas ungewöhnliche Knöpfung des Fracks passen.
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Beitragvon Rittmeister am Mo 09 Jul, 2007 07:14

@Voltigeur: Es ist schon verzwickt; ausser den Lebensdaten, dem Wohnort, einigen Briefen und dieser Miniatur weiß ich leider nichts über das militärische Leben meines Vorfahren. Auch weiß ich nicht an welchen Stellen ich noch recherchieren könnte.

@Parabellum: Die Darstellungen sind schon sehr aufschlußreich. Dafür vielen Dank. Kann es denn sein, dass ein Offiziersanwärter z.B. seine Laufbahn im Fürstentum Schwarzburg-Rudolstadt begann und später in russische Dienste wechselte? Musste man dazu russisch sprechen? Ich kann mir nicht vorstellen, dass alle Soldaten Napoleons auch französisch sprachen...
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Beitragvon Parabellum am Mo 09 Jul, 2007 08:00

Die damalige Dienstauffassung hatte mit der heutigen gar nichts zu tun. Die französische Revolution brachte überhaupt erst die ersten Schritte Richtung Nationalstaat wie wir ihn heute kennen.

Es war damals sogar so, dass die "Nationalität" nicht nur keine Rolle spielte, sondern im Gegenteil, man suchte Fremde und presste sie in den Dienst, um die eigenen Landeskinder zu "schonen" (sprich als Arbeitsrkäfte und Steuerzahler zu erhalten). Das war der Hintergrund der Reisläuferey der Schweizer bis Mitte des 19.Jhdts. Die Briten holten sich die Soldaten für den amerikanischen Krieg ca. 1776 aus Deutschland insbes. Hessen (das Sprichwort "ab nach Kassel" kommt von damals und hiess auf nimmerwiedersehen nach Amerika). Die Mannschaften der brit. Marine bestanden zu grossen Teilen aus "gepressten" Seeleuten. Die Nationalität war egal.
Die Preussen schickten Presskommandos aus, die dei Soldaten nach Körpergrösse aus ganz Europa zusammenklauten (Barry Lyndon von Stanley Kubrick zeigt die Geschichte eines Engländers, der während dem siebenjährigen Krieg in den verschiedensten Heeren diente.)

Wenn dann ein Krieg zu Ende war, wurden die Soldaten und Offiziere zur Schonung der Staatskasse entlassen und erst wieder aktiviert, wenn der nächste Krieg anstand. Oft desertierten Soldaten, um dann entweder den Dienst an anderm Ort wieder aufzunehmen oder wurden in den nächsten Dienst gezwungen. Im Prinzip gab es einen Markt mit Angebot und Nachfrage. Die Soldaten wurden darauf mehr oder weniger herumgeschoben und die Offiziere suchten sich je nachdem den Dienst aus. Da es im Heeresdienst immer viele Ausländer gab, war die Sprache nicht so wichtig. Wenn man die Kommandos verstand, genügte das. Offiziere mussten die Sprache schon erlernen. Die Russen hatten traditionell sehr viele Deutsche Offiziere im Dienst. Seit Peter dem Grossen, Katharina die Grosse war ja selbst Deutsche.

Um deine Frage jetzt kurz zu beantworten: Ja es war geradezu normal, dass Offiziere im Laufe ihrer Karriere die Heere wechselten. Das gehörte zum Erfahrungshintergrund, den man von ihnen erwartete. Man ging dorthin, wo gerade Krieg war und bildete sich dort weiter um dann bei nächster Gelegenheit eine noch bessere Stelle zu erhalten. Dies traf vor allem auf die Angehörige kleiner Staaten zu. Dazu gehörte auch die Schweiz.

Ein gutes Beispiel ist die Karriere von Laudon
http://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Gideon_von_Laudon
oder Freiherr von der Trenck
http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_ ... der_Trenck
oder hier noch ein interessanter Beitrag:
http://hls-dhs-dss.ch/textes/d/D8608-1- ... 3ca979f57e
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