Waffenrock Ord 26 mit fassionierten Ärmelpatten

Ob Tunika, Topfhelm oder Brogans, hier wird es gezeigt und diskutiert.

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Waffenrock Ord 26 mit fassionierten Ärmelpatten

Beitragvon marc54 am Do 04 Jan, 2007 18:52

Beiliegend 2 Fotos des Waffenrocks. Die Ärmelpatten sind nicht wie beschrieben rot, sondern violett. Bisher dachte ich, dass ich NICHT an Farbenblindheit leide:-) naja, vielleicht kann mir jemand trotzdem einen Tipp geben.
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Beitragvon four am Do 04 Jan, 2007 19:34

hallo, tja, aufgrund der fotos wohl eindeutig ord 26, violett wäre demnach grundsätzlich militärjustiz, aber fassionierte ärmelpatten bei der MJ???? das spezialistenabzeichen am linken oberarm: stellt das eine hellebarde oder ein schwert dar? schwert würde wieder in richtung MJ deuten......hellebarde war zu meiner dienstzeit noch ein zeichen des armeehauptquartiers. bin aber kein kenner dieser spezialistenabzeichen, deshalb kann ich nicht mehr dazu sagen.
gruss
four
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Beitragvon marc54 am Do 04 Jan, 2007 20:07

Das Spezialistenabzeichen wurde nachträglich im Verlauf der neuen Ordonnanz 49 eingeführt. Der Wehrmann war in seiner letzten Dienstzeit wohl in der Ortswehr eingeteilt. (Oranges Abzeichen mit einer Hellebarde).
Aber die violetten fassionierten Ärmelpatten sind wohl wirklich speziell. Könnte violett nicht auch Transporttruppen bedeuten? Jetzt wäre das zugehörige Dienstbüchlein sehr hilfreich....
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Beitragvon four am Do 04 Jan, 2007 20:17

ja, motorfahrer waren farblich auch wie violett, allerdings wäre wohl das motf-abzeichen aufgestickt...aber auch bei motf würden die fassionierten patten keinen sinn machen #-o
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Beitragvon Dragoner am Do 04 Jan, 2007 20:20

Violett hatten eigentlich nur die Mil Justiz und Motorfahrer. Diese widerum hatten in der Regel ein stilisiertes Steuerrad auf den Patten aufgestickt.

Mir ist gänzlich nichts über violette, fassionierte Ärmelpatten bekannt (muss ja nichts heissen, bin nicht allwissend).
Die Vernähung sieht mir sehr schlecht gemacht aus, ich mutmasse mal dass da ein "Heini" etwas gebastelt hat, also ein Phantasieprodukt.

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Beitragvon Napoleon am Do 04 Jan, 2007 22:07

Also irgendiwe finde ich das Abzeiche auch sehr komisch. Ich kann mich aber auch nur Dragoner anschliessen, wenn wir es nicht kennen muss es nicht heissen das es das auch nicht gab.

Ich habe noch einen Nachtrag wegen den violetten Patten.
Motorradfahrer.

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Wahrscheinliche Lösung....

Beitragvon marc54 am Fr 05 Jan, 2007 00:36

Vielen Dank für Eure Informationen. Ich war auch fast soweit, dass ich nächstens der Meinung war, dass diese unbekannten fassionierten Ärmelpatten irgend ein "Gebastel" sind. Dies hat mir bis jetzt keine Ruhe gelassen, und so habe ich mich nochmals intensiv mit der Literatur und den Reglementen befasst.

Die Farbe der Ärmelpatten sind violett, bzw. weinrot, weinrot = krapprot (habe ich im Internet herausgefunden...)

Habe mir dann mal die Sammlung des Schweizerischen Militäramtsblattes SMA von 1908 bis 1924 zu Gemüte geführt. Diesen Sammelband habe ich übrigens in einem Buchantiquariat aufgestöbert, sehr interessant, denn dort sind alle Beschlüsse über Organisation, Verwaltung, Bewaffnung, Ausrüstung usw. aufgeführt.

Unter dem Begriff "Bekleidungsordonnanz" ist der Bundesratsbeschluss vom 4. Juni 1917 betreffend der "Feldgrauen Bekleidung der Armee und Gradabzeichen" enthalten. In einer Tabelle sind sämtliche Unterscheidungsabzeichen der Truppengattungen und Dienstzweige aufgeführt, unter anderem weinrot für die Festungstruppen. Unter dem Kapitel "Besondere Unterscheidungsabzeichen einzelner Truppengattungen und Dienstzweige" ist unter "Festungstruppen" folgendes vermerkt:

"Festungsmitrailleure: einseitig facionnierte Ärmelpatten, Festungsartillerie: zwei gekreuzte schwarz gestickte Kanonen auf den Ärmelpatten, Festungs-Sappeure, Festungs-Pioniere und Festungs-Scheinwerferpioniere: die gleichen Unterscheidungsabzeichen wie beim Genie, jedoch schwarz gestickt. Die den Festungsbesatzungen zugeteilten Infanterie-, Genie-, Sanitäts- und Traintruppe tragen das Gebirgs-Abzeichen"

Habe anschliessend nochmals im Buch von Jürg Burlet "Die Geschichte der eidgenössischen Militäruniformen" nachgeschaut und auf der Seite 101 die Liste der Farben der Ärmelpatten und Kragenbesatz folgendes entdeckt: Festungstruppen: Besatztuch krapprot (=weinrot = "violett")

Auf Seite 122 sind unter dem Kapitel "Die Ordonnanz 1926" folgende Informationen zu finden:

Vereinfachung der Ärmelpatten (ab 1926)

"Einige der aufwendigen Stickereien werden vereinfacht, der Zahnarzt, zum Beispiel trägt nun anstelle des stilisierten Zahnes neu eine kleine goldene Scheibe. Einige Dienstzweige verschwinden, neue kommen dazu, einige wechseln die Farbe. So werden die Ballonpioniere 1928 zur Artillerie umgeteilt und tragen fortan rote Patten, die Festungstruppen verlieren ihre weinrote Farbe und werden der Artillerie zugeteilt, ebenso verschwinden die braunen Patten des Trains, er wird künftig rote Patten tragen. Später werden die Radfahrer zu den Gelben wechseln und bei dieser Gelegenheit die gelben Chevrons der Guiden "erben" können, die ihrerseits als Einheit aufgelöst und zu den Dragonern umgeteilt werden"

Somit gehe ich davon aus, dass es sich bei diesem Waffenrock um eine Uniform eines Festungsmitrailleurs handelt, der noch die Ärmelpatten der Ordonnanz 1917 aufgenäht bekam...bzw. vielleicht nie gewechselt wurden, und dass dieser Soldat dann im Landsturmalter (Zeitspanne bei Einführung der Abzeichen Ordonnanz 1949) der Ortswehr (vorläufer der späteren Ter Füs Kp bzw. Landsturm-Füslilierkompanien) eingeteilt war. Dies erklärt auch das orange Oberarm-Abzeichen mit der Hellebarde

So, nun habe ich doch recht viel geschrieben, aber die Hoffnung auf eine eventuelle Lösung meiner Frage hat mich doch jetzt motiviert dies aufzulisten, mit der Frage, was ihr davon haltet. Interessant wäre natürlich, was Herr Jürg Burlet dazu meinen würde....
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Beitragvon Napoleon am Fr 05 Jan, 2007 05:38

Ich glaube nicht ganz so daran das dieses Abzeichen noch von der vorangegangenen Uniform stammt, zumindest nicht offiziell.
Diese Umnähungen wurden ja nicht von jedem Wehrmann selbt gemacht und bei der Abgabe der alten gab es eine neue.

Bei einem Offizier hätte mich das nicht so ganz verwundert, aber bei einem Soldaten. Weiter wurden nach beendigung des 1. WK eigentlich die meisten 1914/17er Uniformen wieder eingesammelt und durch die blauen ersetzt.
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Beitragvon troupier suisse am Fr 05 Jan, 2007 09:42

Das Thema ist sehr interessant, denn ich hocke auch noch auf Ärmelpatten dieser Farbe mit Lenkrad drauf herum, und dachte immer das wäre irgend eine wunderliche Untergattung der Justiz. Jürg Burlet ist im Augenblick noch ferienhalber nicht im Geschäft erreichbar, weshalb ich Ihn dazu nicht anmailen kann. Mal sehen was der Fachmann sagt, wenn er aus den Ferien zurück ist.

Was irreguläre Abzeichen auf Uniformen angeht, so muss ich Napoleon doch zu bedenken geben, dass trotz klarer Vorschriften etwa noch lange Radfahrer aus Stolz auf ihr Veteranentum mit den alten grünen Winkeln umherradelten, obschon sie hätten gelbe tragen müssen. Oder es gab Schützeneinheiten welche die grünen Schützenziegel am Vorderarm sogar noch in die Ordonnanz 1940 reinretteten, obwohl sie eigentlich mit dieser Ordonnanz abgeschafft wurden. Und was ein Kompanieschneider aus Gefälligkeit macht, muss auch nicht immer mit den offiziellen Richtlinie übereinstimmen.

@ marc54 Also dieser Sammelband SMZ 1908-1924, wenn Du irgendwann einmal rausfindest dass eine Hobbybeschäftigung mit Militaria nur negative Schwingungen, schlechtes Karma und böses Feng Shui ins Haus bringt, und es sowieso schönere Hobbies wie Astronomie oder getrocknete alpine Pflanzen Sammeln gibt, dann darfst Du das gute Stück gerne mir schenken (lechz, sabber, gierig erwart).
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Beitragvon marc54 am Fr 05 Jan, 2007 15:07

Die Ärmelpatten müssen ja nicht unbedingt von der vorherigen Uniform Ordonnanz 16/17 stammen, den ich gehe davon aus, dass bei den Rekruten im Jahre 1926 oder 1927 die Uniform Ord. 26 abgegeben wurde.
Die Ärmelpatten wurden ab 1926 vereinfacht, die Abzeichen der Ballonpioniere ab 1928 geändert, dies könnte ja auch in diesem Zeitraum bei den Festungstruppen passiert sein.... Der Soldat bzw. Rekrut bekam diesen Waffenrock eventuell kurz vor der Abzeichen-Änderung oder gar in einer Übergangszeit und behielt diesen dann bis zum Ende seiner Dienstzeit...., trug ev. diese Abzeichen mit Stolz weiter, kam nie dazu diese wechseln zu lassen (müssen), oder er ist in eine andere Truppengattung oder dem Hilfsdienst versetzt worden, wo diese Abzeichen gar nicht aufgefallen sind.....naja, dies sind alles Vermutungen, natürlich wäre es interessant eine Antwort von Jürg Burlet zu erhalten ( Danke troupier suisse!!!)

Sollte ich mein derzeitiges Hobby aufgeben und mich intensiv mit mit Astrologie oder dem Sammeln von getrockneten Blumen befassen, werde ich mich bei Dir melden und Dir meine Literatur zur Verfügung stellen:-)
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