von marc54 am Fr 05 Jan, 2007 00:36
Vielen Dank für Eure Informationen. Ich war auch fast soweit, dass ich nächstens der Meinung war, dass diese unbekannten fassionierten Ärmelpatten irgend ein "Gebastel" sind. Dies hat mir bis jetzt keine Ruhe gelassen, und so habe ich mich nochmals intensiv mit der Literatur und den Reglementen befasst.
Die Farbe der Ärmelpatten sind violett, bzw. weinrot, weinrot = krapprot (habe ich im Internet herausgefunden...)
Habe mir dann mal die Sammlung des Schweizerischen Militäramtsblattes SMA von 1908 bis 1924 zu Gemüte geführt. Diesen Sammelband habe ich übrigens in einem Buchantiquariat aufgestöbert, sehr interessant, denn dort sind alle Beschlüsse über Organisation, Verwaltung, Bewaffnung, Ausrüstung usw. aufgeführt.
Unter dem Begriff "Bekleidungsordonnanz" ist der Bundesratsbeschluss vom 4. Juni 1917 betreffend der "Feldgrauen Bekleidung der Armee und Gradabzeichen" enthalten. In einer Tabelle sind sämtliche Unterscheidungsabzeichen der Truppengattungen und Dienstzweige aufgeführt, unter anderem weinrot für die Festungstruppen. Unter dem Kapitel "Besondere Unterscheidungsabzeichen einzelner Truppengattungen und Dienstzweige" ist unter "Festungstruppen" folgendes vermerkt:
"Festungsmitrailleure: einseitig facionnierte Ärmelpatten, Festungsartillerie: zwei gekreuzte schwarz gestickte Kanonen auf den Ärmelpatten, Festungs-Sappeure, Festungs-Pioniere und Festungs-Scheinwerferpioniere: die gleichen Unterscheidungsabzeichen wie beim Genie, jedoch schwarz gestickt. Die den Festungsbesatzungen zugeteilten Infanterie-, Genie-, Sanitäts- und Traintruppe tragen das Gebirgs-Abzeichen"
Habe anschliessend nochmals im Buch von Jürg Burlet "Die Geschichte der eidgenössischen Militäruniformen" nachgeschaut und auf der Seite 101 die Liste der Farben der Ärmelpatten und Kragenbesatz folgendes entdeckt: Festungstruppen: Besatztuch krapprot (=weinrot = "violett")
Auf Seite 122 sind unter dem Kapitel "Die Ordonnanz 1926" folgende Informationen zu finden:
Vereinfachung der Ärmelpatten (ab 1926)
"Einige der aufwendigen Stickereien werden vereinfacht, der Zahnarzt, zum Beispiel trägt nun anstelle des stilisierten Zahnes neu eine kleine goldene Scheibe. Einige Dienstzweige verschwinden, neue kommen dazu, einige wechseln die Farbe. So werden die Ballonpioniere 1928 zur Artillerie umgeteilt und tragen fortan rote Patten, die Festungstruppen verlieren ihre weinrote Farbe und werden der Artillerie zugeteilt, ebenso verschwinden die braunen Patten des Trains, er wird künftig rote Patten tragen. Später werden die Radfahrer zu den Gelben wechseln und bei dieser Gelegenheit die gelben Chevrons der Guiden "erben" können, die ihrerseits als Einheit aufgelöst und zu den Dragonern umgeteilt werden"
Somit gehe ich davon aus, dass es sich bei diesem Waffenrock um eine Uniform eines Festungsmitrailleurs handelt, der noch die Ärmelpatten der Ordonnanz 1917 aufgenäht bekam...bzw. vielleicht nie gewechselt wurden, und dass dieser Soldat dann im Landsturmalter (Zeitspanne bei Einführung der Abzeichen Ordonnanz 1949) der Ortswehr (vorläufer der späteren Ter Füs Kp bzw. Landsturm-Füslilierkompanien) eingeteilt war. Dies erklärt auch das orange Oberarm-Abzeichen mit der Hellebarde
So, nun habe ich doch recht viel geschrieben, aber die Hoffnung auf eine eventuelle Lösung meiner Frage hat mich doch jetzt motiviert dies aufzulisten, mit der Frage, was ihr davon haltet. Interessant wäre natürlich, was Herr Jürg Burlet dazu meinen würde....