Timotheus hat geschrieben:Jungs passt auf dass Ihr nicht die volkstümlichen Äpfel mit Birnen mischt...
Ich kann hier nur von dem Zeitraum sprechen in dem wir uns selber bewegen, vielleicht sieht es bei unseren Spämis schon wieder anders aus aber bei der hochmittelalterlichen Textilrüstung die UNTER einem Kettenhemd getragen wurde, sprach man vom sog. "Aketon". - dieser entwickelt definitiv weniger innere Hitze, da dieser eher dünner war und in der Regel aus ca. einem Dutzend Lagen Leinen bestand, keine Wolle, Rosshaar oder anderes Material... ebenso sind edlere Varianten bekannt, bei denen die äusserste Schicht aus dünnem Leder war -
Beim Aketon der bei guter Passform ein müheloses "Hineingleiten" ins Kettenhemd erhöglicht, ging es aber auch mehr darum Schürfungen und andere Verletzungen die durch das Kettenhemd selber verursacht werden konnten vorzubeugen.
Da aber sämtliche Metallrüstungen im Hochmittelalter (wie etwa eben Kettenhemden) als entsprechend seltener Luxus der kämpferischen Elite vorbehalten waren, handelte es sich bei dem eigentlichen "Gambeson" (zumindest im Hochmittelalter) um eine eigenständige Solitärrüstung die viel zu dick und meist auch zu steiff war um sie unter einem Kettenhemd zu tragen.
Da heute eben vielfach alle gepolsterten Stoffrüstungen fälschlicherweise unter dem Sammelbegriff "Gambeson" zusammengefasst werden, begenen wir daher oftmals armen schwitzenden Darstellern, welche sich unter ihren Kettenhemden in jene Skijacken-dicken gesteppten Dinger quetschen und bei Feldschlachten um 30 Grad Celsius dem Hitzschlag nahe sind.
Gute Quelle zu dem Thema: Henry Skodell, Schutzausrüstung des 11. Jahrhunderts in Mitteleuropa
Wer sich für einen historischen "Aketon" interessiert, der wirklich noch genug Bewegungsfreiheit unter der Kette ermöglicht, kann gerne mal unseren Dani (hier im Forum als "Murky" vertreten) kontaktieren - er hat die Herstellung seines Aketons Srtück für Stück dokumentiert und teilt seine Erfahrungen sicher gerne.
Beste Grüsse,
Timo
Servus,
z.T. stimme ich dir da zu- wie ich sagte, Differenzierung ist nötig. Nur ein paar Details:
- Rosshaar bezweifel ich arg. Hast Du da ne Quelle? Weil: das ist nen prima Polstermaterial, schützt aber null. Deswegen findet man es in Helmpolsterungen etc.
- Edlere Varianten mit dünnem Leder? Hätte ich auch gern nen Beleg für. Ist grad für den Luftaustausch sowie Reinigung mehr als nur suboptimal. Bei edleren kenne ich Seide, Damast, Brokat.
"[...]ging es aber auch mehr darum Schürfungen und andere Verletzungen die durch das Kettenhemd selber verursacht werden konnten vorzubeugen[...]" Also ich habe mich durch nen Ringpanzer noch nie verletzt. Wie kommst Du zu dieser Aussage? Modern oder historisch?
"[...]Hochmittelalter (wie etwa eben Kettenhemden) als entsprechend seltener Luxus der kämpferischen Elite vorbehalten waren[...]" Ist mir etwas zu pauschal. Es gibt ja durchaus Quellen für nichtritterliche Besitzer von Ringpanzern pre-1250.
"Gute Quelle zu dem Thema: Henry Skodell, Schutzausrüstung des 11. Jahrhunderts in Mitteleuropa"
Henry ist jetzt eine Quelle? ;) ;)
Ich hatte das Vergnügen am Heerbann einen etwas übermütigen Huscarl Wikinger zu treffen (bzw. er traf mich, voll auf die Schulter). Cotte, darüber Aketon mit 13 Lagen festem Leinen plus Kettenhemd, ich hatte nicht einmal einen blauen Fleck. Für mich proof of concept. Anfangs dachte ich der Aketon sei zu dünn, ich bin jetzt aber anderer Meinung. Aber Vorsicht, es handelt sich um einen Aketon, nicht um einen Gambeson. Der Aketon wirkt nur in Kombination mit Kette optimal. Den Gambeson würde ich dann entsprechend dicker machen, schon ca 20–30 Lagen, es kommt auf die Grammatur des Leinen an.