Wer brauchte in einer Gesellschaft des Wohlergehens noch Brandstifter die uns zeigen wo die Sündenböcke hocken die an unserem Elend schuld sind? Wer brachte in einer toleranten und gerechten Gesellschaft noch selbstlose Kämpfer/innen die unentwegt gegen Rassismus, Ausgrenzung und Benachteiligung ins Feld ziehen? Ausnahmslos alle Parteien brauchen Ungerechtigkeit und Mißstände um sich daran zu profilieren. Die Übel sind die Bühne auf denen das Politiktheater dem Urnenvolk seine mässig anspruchsvollen Stücke darbietet.
Ohne die Übel unserer Gesellschaft wären politische Parteien so nötig wie ein Dartpfeil in der linken Arschbacke. Parteien machen meiner Ansicht nach nur Politik die dem eigenen Gärtchen nützt. Die Gesellschaft und die Menschen in ihr sind Manövriermasse und Mittel zum Zweck. Es geht nicht darum eine ideale Gesellschaft zu schaffen sondern die bestehende Gesellschaft der eigenen Ideologie entsprechend zurechzubiegen.
Der Mensch als Individuum ist für Parteien nur interessant wenn er ihnen auf die eine oder andere Weise nützt. Das Stimmvolk wird umworben wie ein Konsument dem man ein überflüssiges Produkt wie ein Bügeleisen mit Internetverbindung andrehen will. Um dieses Ziel zu erreichen, setzen sich Parteien für Dinge ein die ihrem jeweiligen Wählerspektrum Nutzen versprechen. Der Sinn aller Anstrengungen ist nicht das Wohl der Gesellschaft, sondern das Wohl der Partei.
Was bleibt einem in dieser Gosse mehr, als der unerfüllbare Traum von einer Gesellschaft in der Unterdrückung von Selbsterkenntis und Toleranz weggefegt wird? Die Hoffnung dass sich der Glaube an die friedliche Koexistenz aller Nationen und der Friede unter den Religionen Bahn brechen mögen. Das lässt sich nicht mit Verboten und Gesetzen schaffen, denn so entsteht nur jene Art von Friede die auch in Diktaturen im Schatten der Waffen herrscht - gewachsen nicht aus innerer Überzeugung sondern aus Frucht vor Strafe.
Um einmal mehr auf Oscar Wilde zurückzugreifen:
Eine Weltkarte, in der Utopia nicht verzeichnet ist, ist keines Blickes wert, denn sie unterschlägt die Küste, an der die Menschheit ewig landen wird.
Damit man mich nicht falsch versteht - bloss weil ich Politikern und Parteien mit Skepsis begegne, bin ich kein Gegner der Demokratie. Im Gegenteil betrachte ich die ausgewogene Demokratie mit vielen Beteiligten als einziges System welches Egoismus und Gier der Parteien in Zaum halten kann. Die Dominanz einer einzigen Partei wäre eine Katastrohe, denn dann würde das heuchlerische Umwerben von Wählern überflüssig und der Skrupellosigkeit uneingeschränkter Macht wäre der Weg geebnet.
Dieses Verbot ist ein politisches Prestigeobjekt, das die Gesellschaft nicht von einem Übel befreit. Das Unheil nimmt weiter seinen Lauf. Aber weil dieses Verbot dazu geeignet ist sich zu profilieren, brachten es die Verantwortlichen auf den Tisch. Es ist Aktionismus übelster Art, der die grundlegenden Mißstände die den Radikalismus hervorbringen ignoriert, um stattdessen medienwirksam seine Auswüchse zu verbieten. Es ist Sand in unser aller Augen.
Solche Dinge sind der Grund dafür, dass ich ein zutiefst überzeugter politischer Atheist bin.