Also ich würde da jetzt auch nicht von der Farbe zur Färbung umschwenken, thematisch.
Rotfärbungen gibt es eine ganze Menge, die verbreitetsten waren sicherlich Krapp und Rotholz.
Kermes, polnische Cochenille, Blaubeeren in bestimmter Behandlung etc.
Dazu gibt es vom 14ten ab ne ganze Latte an Primärquellen, ein paar haben wir hier:
http://www.diu-minnezit.de/1475_pflanzenfarben.html aufgeführt
Schönes Buch bezogen auf Nürnberg, aber auch als Beispiel fürs SMA i.A. ist
http://www.diu-minnezit.de/buecher.php? ... id=3&lid=0Ob moderner Verfügbarkeit ist es persönliches Ermessen, ob man Cochenille- die heute primär aus Amiland kommt- einbezieht, oder nicht. Gemäß den Originalen die ich kenne oder aus zweiter Hand beschrieben bekommen habe gehe ich persönlich davon aus, dass die Färbung nur bedingt unterschiedlich war und ist.
Hinzufügen muss man ausserdem, dass die historischen Färberezepte oft wesentlich komplizierter sind als heutige "Rekonstruktionen", was aber auch daran liegt, das manche zwar tradiert wurden, aber schlicht nicht überprüft- da kommen Zusatzstoffe vor, die keinerlei Auswirkungen auf die Färbung hatten. Andere wieder schon, aber nur eine Nuance, weswegen, und das findet sich auch in den Textquellen, spezielle Töne (v. z.B. Rot) herauskamen, die teils je nach Jahr und Mode verändert wurden, und gern spezielle Namen bekamen, insbesondere nach ihrem Bezugsort ("Pariser Rot"). Nun weiss aber keiner mehr, was das war. Macht aber ja auch nix, man rekonstruiert ja kaum eine Klamotte mit exakt diesem Ton.
Ergo würde ich, wenn ich Rosa haben wollen würde, halt schlicht eine verfügbare Färbung - damals wie heute- wählen.
Lachsfarben ist popeleinfach, da langt ne Kaltfärbung mit Krapp auf dem Balkon. Intensiveres "Pink" täte ich mit Rotholz machen.
Was nun wiederrum Bilder betrifft, mag es eine Litanei sein, aber ich sag es trotzdem: Quellkritik.
Mi-Parti sieht man oft, ja. Aber: die Bilder haben fast immer einen Kontext. Paradebeispiel ist der Sachsenspiegel, hier werden Lehens-und Dienstabhängigkeiten dargestellt. Das negiert nicht die Nutzung von Mi-Parti im Alltag, aber ich würde da schon etwas aufpassen. Meine Empfehlung wäre. Mi-Parti eher für spezielle Sachen aufzuheben, wenn man schon so 2-3 Garnituren "normales" hat. Und freilich erst nach Prüfung regionaler Quellen.
Der Spieleteppich ist nun so nen Ding: dort wird so garkeine Alltagskleidung dargestellt.
Und nochmal zu Rosa: Ich erklärs mal am praktischen Fall: wenn jemand Geld für eine aufwändige Färbung hat, warum sollte er dann ausgerechnet einen blassen Ton, und damit überhaupt nicht die repräsentative, deutlich sichtbare Ausprägung der Färbung nehmen? Hat er aber keins, stellt sich dei Frage nicht, dann kauft er billigen zweiten Zug und ziemlich sicher auch des günstigsten Farbstoffes.
Heisst konkret: Stelle ich was gut betuchtes dar, und gar nicht noch die Schlonzklamotte für keine-Ahnung-was, dann nehm ich kein Rosa. Stelle ich was einfaches dar, und ich mach mir meinen Sonntagsstaat, dann passt rosa nicht.
Stelle ich was einfaches dar, und es ist der Kittel, der dreckig werden kann, bin ich auch mit Rosa zufrieden.
Spekulativ würde ich vermuten, dass die Wertigkeit auf der Straße auch so war: da hat ein Kittel in Rosa den Charakter eines ausgebleichten Kik-T-Shirts.
Ausser es sind so dämliche Anlässe wie bei nem Turnier des englischen Königs in den 1350gern, wo einer als Pabst-Verulke in Punkt auftrat und sowas... ;)