von Gerald von Ameningen am Fr 25 Jun, 2010 20:23
Vielen Dank für den wertvollen Hinweis, dass die Rüstung als Ganzes zu betrachten ist, ehrenwerter Komthur! Ich kenne keinen einzigen Fund eines Aketons aus dem 13. Jhd oder von noch früher. Deshalb sind wir alle auf Rückschlüsse von Abbildungen mit allen bekannten damit verbundnen Unzulänglichkeiten, auf Vermutungen, eigene Erfahrungen und gesunden Menschenverstand angewiesen, was den Aufbau eines Aketon aus dieser Zeit angeht.
Meine Überlegungen/Erfahrungen hierzu:
Ein Aketon, der unter dem Panzerhemd getragen wird, sollte in der Tat nicht zu dick auftragen, sonst wiegt die damit verbundene Einschränkung der Beweglichkeit schwerer als die Schutzwirkung. Dennoch erlaube ich mir einen kritischen Gedanken: Ein Panzerhemd schützt hervorragend gegen Schnitte. Gegen punktuell wirkende Stiche - und dazu zähle ich Stiche mit Schwert oder Dolch, Pfeile und Armbrustbolzen - schützt eine Panzerhemd nur bedingt. Die Ringe sprengen leicht auf. Völlig ungeeignet ist ein Panzerhemd als Schutz gegen Schläge, es lässt die Schläge ja gerade wegen seiner geschätzten Flexibilät einfach durch. Du kannst mit einem Streitkolben einem Krieger in seinem Panzerhemd alle Knochen brechen und zu Brei schlagen, ohne das gute Stück zu beschädigen.
Um diese Schwächen des Panzerhemds auszugleichen, muss ein Aketon also eine gewisse Stichfestigkeit und einen Schutz gegen Schläge aufweisen. Schnittfestigkeit bräuchte eigentlich keine, das übernimmt ja das Panzerhemd.
Dieser Überlegung folgend haba ich meinen Aketon mit einer Polsterung aus 6 Lagen Wollstoff versehen. Ausserdem hilft der Aketon dadurch, die punktuellen Belastungen des Panzerhemds auf die Schultern ein wenig zu verteilen. (Nicht umsonst sind auch heute noch Schultertragriemen gepolstert.) Die äussere Schicht aus festem Leinen trägt ein wenig zur Stichfestigkeit bei und schützt die Polsterung gegen die erwähnten Scheuerstellen durch das Panzerhemd.
Wie ebenfalls mehrfach erwähnt, schützt der Aketon nicht nur gegen Schläge, sondern auch gegen Wärmeverlust. Zumindest solange, wie er trocken ist. Sobald er schön durchgeschwitzt ist, kühlt die Verdunstungswärme. Das Gleiche gilt für die Polsterhaube. Wie von Anderen bereits gesagt, ist es wichtig, den Flüssigkeitsverlust durch das Schwitzen durch viel Flüssigkeitsaufnahme auszugleichen. Ich empfehle jedoch, reines Wasser zu trinken. Von Bier oder so würde ich die Finger weglassen.
Ich durfte einmal zweienhalb Stunden in voller Rüstung bei mörderischem Hochsommerwetter herumlaufen. Meine Begleiter fragten mich alle fünf Minuten besorgt nach meinem Wohlbefinden und wollten mir partout nicht glauben, dass ich zwar eine Tropfspur hinter mir herzog, dass es mir aber blendend ging.
Freundliche Grüsse
Gerald von Ameningen